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Komischer Kompass

In diesen Nächten kommt man zwischen neun und elf Uhr in den zweifelhaften Genuss, das Sternbild Kompass zu erspähen. Es kriecht ganz tief über den Südhimmel. Da es äußerst blass ist, ist es allerdings nur bei wirklich perfekten Sichtbedingungen auszumachen.

Von Dirk Lorenzen |
    Der Kompass ist eine gerade Kette aus drei leuchtschwachen Sternen. Um die Himmelsgegend zu finden, in der er funzelt, beginnt man am besten bei Regulus, dem Hauptstern im Löwen, der derzeit abends hoch am Himmel prangt.

    Bei ausgestrecktem Arm gelangt man etwa zwei Handspannen rechts unterhalb von Regulus auf Alphard, der einsam in der Wasserschlange leuchtet. Weitere zwei Handspannen rechts unterhalb befindet sich der Kompass.

    Der französische Astronom Nicolas Louis de Lacaille hat dieses Sternbild 1756 am Firmament verewigt - direkt neben dem mächtigen Schiff Argo, das damals noch durch die Milchstraße navigierte.

    Falls Monsieur de Lacaille den Kompass für eine pfiffige Ergänzung des Schiffes gehalten haben sollte, so hatte er wohl wenig historische Kenntnisse. Denn der Magnetkompass war in der Antike unbekannt - die Argonauten haben ihn sicher nicht benutzt.

    Vielleicht wollte der Astronom diesen Fehler kaschieren, als er einige Jahre später das Schiff Argo in drei Sternbilder zerlegte: Schiffskiel, Achterdeck und Segel. Die Sterne, die einen Kompass darstellen sollen und jetzt abends über den Südhimmel rutschen, waren in antiken Sternkarten in den Schiffsmast eingezeichnet.

    Vor allem in England versuchte man im 19. Jahrhundert, den Kompass in Mast umzubenennen - doch leider vergeblich.

    Informationen zum Sternbild Kompass

    Zur Geschichte des Sternbilds Kompass
    Der Kompass zeigt sich jetzt tief am Südhimmel
    Der Kompass zeigt sich jetzt tief am Südhimmel (Stellarium)