Donnerstag, 25. April 2024

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Kommentar zur Lage beim DOSB
Stoff für eine Telenovela

Die Presse möge doch mal wieder etwas Positives über den deutschen Sport schreiben. Das forderte das Vorstandsmitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), Dirk Schimmelpfennig in dieser Woche im Deutschlandfunk.

Von Bianka Schreiber-Rietig | 20.11.2016
    Man würde ja gerne - wenn es etwas Erbauliches gäbe. Seit langem sind erfreuliche Nachrichten aus der Frankfurter DOSB-Zentrale Mangelware. Nicht nur in letzter Zeit beherrschen vor allem hausgemachte Krisen die Schlagzeilen. Dabei ist das derzeit besonders aktuelle, experimentelle Theaterstück rund um die Neustrukturierung des Spitzensports nur ein Beleg für permanentes, miserables Management.
    Denn: Seit der Fusion zwischen Deutschem Sportbund und Nationalem Olympischen Komitee vor zehn Jahren läuft da führungstechnisch etwas ziemlich und gründlich schief.

    Segleln ohne Ziel
    Im Frankfurter Haus des Sports - aber nicht nur dort – klagen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über mangelnde Information und Kommunikation, über Intransparenz und Stillosigkeit. Und besonders auch darüber, dass man seit Jahren inhaltlich dahinsegelt, ohne überhaupt zu wissen, wo man ankommen will. Strukturelle und finanzielle Defizite wurden dem DOSB unter anderem ja auch schon im Sommer schriftlich bestätigt - in dem "Aufgaben- und Effizienzanalyse-Bericht" den er bei den Unternehmensberatern von Ernst&Young in Auftrag gegeben hatte.
    Deprimiert und verunsichert sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seitdem, weil sie nicht wissen, ob ihnen nun wirklich die ganze Wahrheit gesagt wurde, etwa darüber, welche tatsächlichen Folgen die finanziellen Einsparungen für sie haben werden.

    Die gängige Methode des DOSB: Salamitaktik.
    Die Wahrheit des DOSB ist nämlich häufig eine sehr eigene: Salamitaktik – nur so viel rauszurücken, wie man unbedingt muss. Das ist mittlerweile die gängige Methode der DOSB-Informationspolitik. Die nahm unter der Ägide des Präsidenten Thomas Bach Formen an, und wird mittlerweile in Perfektion durchgezogen: Unangenehmes ausblenden, verschweigen solange es geht, wortreich Nebelkerzen werfen. Am besten aussitzen. Und vor allem: Bloß keine öffentliche Diskussion.
    Funktioniert nur nicht immer. Ein Beispiel: Die Spitzensportreform. Diese sollte als geheime Kommandosache zwischen Bundesinnenministerium und DOSB durchgezogen werden. Details wurden aber auch deshalb öffentlich, weil sich mancher der Beteiligten nur so "gegen die drohenden Grausamkeiten" zu wehren wusste, wie es einer formulierte.

    Funktionäre denken nur an ihre Karriere
    Denn Betroffene übten nur hinter vorgehaltener Hand Kritik an dem Reformwerk, fürchteten und fürchten sie doch persönliche und verbandspolitische Nachteile, wenn sie sich zu weit aus dem Fenster lehnen. Der Bannstrahl des DOSB-Präsidenten und seines Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper – mittlerweile ein erfolgreiches Sanktionsinstrument im organisierten Sport.
    Dass gestandene Funktionäre und Funktionärinnen so mit sich umspringen lassen, ist nicht zu verstehen. Oder doch: Vor allem auch die persönliche Karriere soll nicht durch Aufmüpfigkeit gefährdet werden.
    Der Unternehmer Alfons Hörmann musste trotzdem erkennen, dass der ehrenamtliche Präsident Hörmann nicht "durchregieren" kann, wie er das vielleicht beruflich gewöhnt ist. Denn nicht nur Medienvertreter stehen ihm auf den Füßen, sondern auch die Politik und mancher heimliche Rebell in den eigenen Reihen.

    Hörmann wird stinkig
    Deshalb wird Hau-drauf-Präsident Hörmann stinkig, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen läuft, und greift in Ton und Umgangsstil daneben, was dann selbst Kanzlerin und Minister treffen kann.
    Als Problemlöser wird Hörmann oft selbst zum Problem. Jüngstes Beispiel: Die Personalie Thomas Weikert.
    Positive Schlagzeilen, Herr Schimmelpfennig? Eher Stoff für eine Telenovela. Titel: "Der DOSB-Clan: Zwei außer Rand und Band. Geschichten von Funktionärsgöttern und anderen Ungereimtheiten." Nächste Folge: Bitternis in Magdeburg.