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"Kommerzieller Walfang wurde in den letzten zwei Jahren nicht behandelt"

Es werde Jahrzehnte dauern, bis man über kommerziellen Walfang nachdenken könne, sagt Walter Dübner. Der Leiter der deutschen Delegation der Walfang-Kommissio sagt, dass die Bestände in den Meeren Zeit brauchen, sich wieder zu vermehren. Er räumt ein, dass beim Treffen in Panama kein Durchbruch zum Thema Fang zu erwarten sei.

Walter Dübner im Gespräch mit Benjamin Hammer |
    Benjamin Hammer: Wenn sich Vertreter von vielen Ländern an einen Tisch setzen und verhandeln, dann kommt in vielen Fällen ein sehr mageres Ergebnis dabei heraus. Da muss man sich nur die Klimaverhandlungen oder eine UN-Vollversammlung denken und vorstellen. In der Internationalen Walfangkommission ist das ähnlich: Fast unerbittert stehen sich dort die Gegner und die Befürworter des Walfangs gegenüber. Ein Moratorium zum Walfang, das gibt es zwar seit den 80er-Jahren, aber über Ausnahmegenehmigungen gehen Länder wie Japan oder Grönland immer noch auf Jagd nach den Tieren. Heute beginnt in Panama die Jahreskonferenz der Internationalen Walfangkommission.

    Wir wollen nach vorne schauen auf die Konferenz der Organisation, die heute in Panama City beginnt. Der Standpunkt Deutschlands ist klar: Der internationale Walfang soll weiter begrenzt werden. Vor dieser Sendung habe ich mit Walter Dübner gesprochen, er ist der deutsche Delegationsleiter und vertritt die Bundesregierung in Panama, und als Erstes habe ich ihn gefragt, ob man das Walfangmoratorium nicht ein wenig lockern könnte? Schließlich gibt es die strengen Regeln schon seit den 80er-Jahren.

    Walter Dübner: Darüber können wir nicht reden. Sie müssen wissen, dass im letzten Jahrhundert die Bestände sehr stark dezimiert worden sind. Es gab große Walfangflotten, selbst Deutschland hatte eine große Walfangflotte, die Populationsstärke ist auf teilweise bis zu zehn Prozent der ursprünglichen Stärke zurückgegangen. Da brauchen wir noch eine ganze Menge Zeit, um wieder die Bestände aufzufüllen. Und Sie wissen auch, dass die Wale sehr langlebige Tiere sind, sich nicht besonders stark vermehren, sodass wir noch einige Jahrzehnte brauchen, bevor wir über kommerziellen Walfang wieder nachdenken können.

    Hammer: Dänemark repräsentiert auf dem Treffen ja auch Grönland, Herr Dübner, und das führt dazu, dass es ein bisschen knirscht innerhalb der EU. Die Dänen wollen, dass die indigene Bevölkerung von Grönland mehr Wale jagen darf. Sie wehren sich dagegen - warum?

    Dübner: Wir haben grundsätzlich keine Probleme damit, den indigenen Bevölkerungsgruppen, den Eingeborenen zu erlauben, im bestimmten Rahmen, soweit das die Wissenschaftler vorgeben, Walfang zu betreiben. Wir haben allerdings den Eindruck, dass Grönland sehr gesegnet ist mit Meeresressourcen, und wir stellen auch immer wieder fest, dass die Grönländer offenbar nicht nur für den eigenen Bedarf Wale fangen, sondern dies auch sehr stark in den Restaurants anbieten und vor allem vielen Touristen, die nach Grönland kommen, den Verzehr von Walfleisch empfehlen. Deswegen haben wir den Eindruck, dass nicht nur die lokale Bevölkerung versorgt werden soll mit Walfleisch, sondern darüber hinaus auch Touristen, und das grenzt dann schon fast an kommerziellen Walfang, den wir ja ablehnen.

    Hammer: Schauen wir auf die Ziele der Konferenz für Sie und Deutschland. Seit ein paar Jahren stehen sich die Gegner und die Befürworter des Walfangs ja in der Kommission ziemlich erbittert gegenüber. Wie wollen Sie diese Wogen glätten?

    Dübner: Es gab ja schon in den vergangenen Jahren mehrere Anläufe. Den letzten großen Anlauf hatten wir 2010 in Agadir, da lag ein Kompromisspapier vor, das vor allem den Japanern auch in gewissem Umfang erlaubt hätte, kommerziellen Walfang zu betreiben. Das haben wir abgelehnt, die Bundesregierung insgesamt, aber auch alle Parteien im Deutschen Bundestag. Seither haben wir sozusagen eine Abkühlungsphase. Das heißt, dieses schwierige Thema des kommerziellen Walfangs haben wir in den letzten zwei Jahren und auch in diesem Jahr nicht behandelt. Wir versuchen derzeit, die Internationale Walfangkommission an die internationalen Standards, was die Verfahrensregeln angeht, anzupassen. Wir wollen die IWC modernisieren, wir wollen mehr Transparenz schaffen, wir wollen den Nichtregierungsorganisationen die Möglichkeit geben, sich mehr Gehör zu verschaffen. Das sind die Themen, mit denen wir uns im Moment befassen, und wir wollen auch sicherstellen, dass die Walfangkommission beschlussfähig ist. Im letzten Jahr gab es da ein Patt. Wir wollten ein neues Walschutzgebiet ausweisen und Japan hat gesagt, wenn hierzu ein Beschluss gefasst werden soll, dann werden wir die Sitzung verlassen und damit die Beschlussfähigkeit außer Kraft setzen. Das wird also auch ein Thema sein. Also im Moment geht es mehr um organisatorische Dinge, Modernisierung der Organisation, und in Zukunft, in zwei, drei Jahren, werden wir uns wieder mit den großen Themen wie Walfang stärker beschäftigen.

    Hammer: Ganz kurze Frage: Den großen Durchbruch erwarten Sie also nicht?

    Dübner: Es liegt auch gar kein Papier vor, das einen großen Durchbruch ermöglichen würde. Wann noch mal der Anlauf gemacht wird für einen Durchbruch in der Walfangfrage, das ist derzeit noch offen. Sie müssen ja wissen, dass wir derzeit keinen Vorsitzenden dieser Organisation haben. Auch das wird in den nächsten Tagen zu entscheiden sein. Das heißt, wir können ganz große Projekte uns im Moment noch nicht vornehmen. Es braucht dann natürlich auch einen starken Vorsitzenden und einen stellvertretenden Vorsitzenden, um so schwierige Themen anzugehen.

    Hammer: Die Internationale Walfangkommission trifft sich in Panama und sie hat noch nicht einmal einen Vorsitzenden. Für Geschlossenheit dürfte das nicht sorgen. - Das war Walter Dübner, Leiter der deutschen Delegation.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

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