Das Ausländer-Integrationskonzept der Stadt Stuttgart besteht aus dem Zauberwort "Netzwerk", und es besteht aus einer Person: dem 48jährigen Diplom-Psychologen Gari Pavkovic. Pavkovic ist seit 2001 Leiter der "Stabsabteilung für Integrationspolitik der Stadt Stuttgart". Das klingt ein bisschen administrativ-militärisch; dahinter verbirgt sich aber ein ausgeklügelter sozialpädagogischer Ansatz, der die Integration von Migranten ganz systematisch und flächendeckend angeht. Man dürfe Ausländerpolitik nicht als "ordnungspolitische" oder "soziale" Arbeit mit Randgruppen betrachten, sagt Pavkovic, sie sei selbstverständliche Aufgabe der Zivilgesellschaft. Denn: 22 Prozent der Stuttgarter sind laut Pass ausländische Staatsbürger, ein Drittel der Stuttgarter sind im Ausland geboren; und wenn man die Kinder dieser Zugewanderten hinzunimmt, also die zweite und dritte Generation, dann kommen fast 40 Prozent der Stuttgarter Bevölkerung aus einer Familie mit Migrationsgeschichte, Tendenz steigend.
Bei solchen Zahlen ist die Aufgabenstellung klar: hier geht es nicht mehr um Parallelgesellschaften, sondern um die künftige Mehrheit der Stadt. Da setzt Pavkovic an:
" In Stuttgart gehen 95 Prozent aller Einwandererkinder in den Kindergarten, freiwillig. Wir müssen sie nicht verpflichten. Trotzdem haben die Schulen gesagt: die können wenig Deutsch bei der Einschulung. Wir haben uns gefragt: was macht der Kindergarten, dass die Kinder in drei Jahren nicht genügend Deutsch lernen. Wir haben nicht gefragt: die reden zu Hause Türkisch und so weiter, sondern: Wie muss die Qualität der Kindergartenbetreuung aussehen, damit die Kinder genügend Deutsch lernen? Und haben entsprechend die Kindertagesstätten zu Bildungseinrichtungen umgebaut. Also: eine qualitative Sprachförderung - unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft. "
Gari Pavkovic ist selber als 10jähriger aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland gekommen; das macht ihn bei den Migranten glaubwürdig - denn er hat ihre Probleme am eigenen Leib erfahren. Und Pavkovic weiß, dass die Motivation zum Lernen vor allem durch wichtige Personen zu leisten ist, durch Betreuer, Sozialpädagogen, Lehrer, die möglichst selbst eine Migrationsgeschichte haben und ihrer Klientel signalisieren: Ich hab's geschafft, das kannst du auch!
Andererseits weiß Pavkovic, dass man systematisch arbeiten muss. Wer im Stuttgarter "Deutsch-Türkischen Forum" oder im "Forum der Kulturen" recherchiert, dem wird durch zahlreiche Broschüren klargemacht, was in Stuttgart alles passiert: Rund 400 interkulturelle Veranstaltungen pro Monat heben Migrantenkultur ins öffentliche Bewusstsein, Theater, Musik, Tanz, aber auch Kurse aller Art. Nicht gemeint sind damit die städtisch organisierten Deutschkurse für türkische Hausfrauen und russische Spätaussiedler, die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen oder die Stützkurse für Jugendliche, die ihren Hauptschulabschluss nicht geschafft haben (und das sind in Stuttgart immer noch 16 Prozent der so genannten nichtdeutschen Hauptschüler!).
Pavkovic organisiert vieles über Migranten-Vereine, Teilzeit-Pädagogen und ehrenamtliche Helfer. Migranten aus den Betrieben bereiten Hauptschüler auf die berufliche Ausbildung vor, ausländische Studenten geben Förderunterricht, und man holt ganz bewusst mehrsprachige Migranten in die Stadtverwaltung. Da es in Stuttgart rund 170 verschiedene Nationalitäten gibt, macht es keinen Sinn, nationen- oder sprachspezifisch vorzugehen: Die Kurse sind für alle, wohnortnah und themenzentriert, im Stadtteilzentrum oder in der Schule. Die Erfolge sind gleichwohl sehr unterschiedlich:
" Wenn Sie die Statistiken anschauen, haben wir eine hohe Benachteiligung türkisch-stämmiger Schüler in unserem Schulsystem. Aber wir haben eine ebenso hohe Benachteiligung italienischer Kinder. Andererseits sind vietnamesische Kinder sehr erfolgreich - und die sind der europäischen Kultur nicht unbedingt nah. Die slowenischen, die spanischen Kinder haben große Schulerfolge, auch die griechischen; die portugiesischen wiederum nicht. Also: man kann das nicht an einer Schnittlinie von Religion oder Kultur festmachen. "
Das Stuttgarter Konzept sagt: Integration ist eine zweiseitige Aufgabe. Es muss auch die einbeziehen, die immer schon da waren und sich schwer tun mit den Zugezogenen. Über einen vertieften Kontakt zwischen Ausländern und Deutschen erfährt man in den Stuttgarter Broschüren leider nur wenig. Man hat eher den Eindruck, dass es in Stuttgart eine bunte, internationale Ausländergemeinde gibt, die weitgehend unter sich Multi-Kulti betreibt, mit Deutsch als gemeinsamem Esperanto.
Die Sprache allerdings ist immer noch das größte Problem in der Schule: vor allem Schüler aus türkischen und italienischen Zuwanderer-Familien tun sich da schwer. Nur 8 bis 10 Prozent der Migranten-Hauptschüler bekommen in Stuttgart überhaupt eine Lehrstelle. Es wäre ungerecht, das allein als Index für die Integrations-Arbeit zu nehmen. Aber: 8 bis 10 Prozent - das ist zu wenig. Die Migranten selber sind da gefragt - auch sie müssen sich anstrengen, sagt Gari Pavkovic.
Bei solchen Zahlen ist die Aufgabenstellung klar: hier geht es nicht mehr um Parallelgesellschaften, sondern um die künftige Mehrheit der Stadt. Da setzt Pavkovic an:
" In Stuttgart gehen 95 Prozent aller Einwandererkinder in den Kindergarten, freiwillig. Wir müssen sie nicht verpflichten. Trotzdem haben die Schulen gesagt: die können wenig Deutsch bei der Einschulung. Wir haben uns gefragt: was macht der Kindergarten, dass die Kinder in drei Jahren nicht genügend Deutsch lernen. Wir haben nicht gefragt: die reden zu Hause Türkisch und so weiter, sondern: Wie muss die Qualität der Kindergartenbetreuung aussehen, damit die Kinder genügend Deutsch lernen? Und haben entsprechend die Kindertagesstätten zu Bildungseinrichtungen umgebaut. Also: eine qualitative Sprachförderung - unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft. "
Gari Pavkovic ist selber als 10jähriger aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland gekommen; das macht ihn bei den Migranten glaubwürdig - denn er hat ihre Probleme am eigenen Leib erfahren. Und Pavkovic weiß, dass die Motivation zum Lernen vor allem durch wichtige Personen zu leisten ist, durch Betreuer, Sozialpädagogen, Lehrer, die möglichst selbst eine Migrationsgeschichte haben und ihrer Klientel signalisieren: Ich hab's geschafft, das kannst du auch!
Andererseits weiß Pavkovic, dass man systematisch arbeiten muss. Wer im Stuttgarter "Deutsch-Türkischen Forum" oder im "Forum der Kulturen" recherchiert, dem wird durch zahlreiche Broschüren klargemacht, was in Stuttgart alles passiert: Rund 400 interkulturelle Veranstaltungen pro Monat heben Migrantenkultur ins öffentliche Bewusstsein, Theater, Musik, Tanz, aber auch Kurse aller Art. Nicht gemeint sind damit die städtisch organisierten Deutschkurse für türkische Hausfrauen und russische Spätaussiedler, die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen oder die Stützkurse für Jugendliche, die ihren Hauptschulabschluss nicht geschafft haben (und das sind in Stuttgart immer noch 16 Prozent der so genannten nichtdeutschen Hauptschüler!).
Pavkovic organisiert vieles über Migranten-Vereine, Teilzeit-Pädagogen und ehrenamtliche Helfer. Migranten aus den Betrieben bereiten Hauptschüler auf die berufliche Ausbildung vor, ausländische Studenten geben Förderunterricht, und man holt ganz bewusst mehrsprachige Migranten in die Stadtverwaltung. Da es in Stuttgart rund 170 verschiedene Nationalitäten gibt, macht es keinen Sinn, nationen- oder sprachspezifisch vorzugehen: Die Kurse sind für alle, wohnortnah und themenzentriert, im Stadtteilzentrum oder in der Schule. Die Erfolge sind gleichwohl sehr unterschiedlich:
" Wenn Sie die Statistiken anschauen, haben wir eine hohe Benachteiligung türkisch-stämmiger Schüler in unserem Schulsystem. Aber wir haben eine ebenso hohe Benachteiligung italienischer Kinder. Andererseits sind vietnamesische Kinder sehr erfolgreich - und die sind der europäischen Kultur nicht unbedingt nah. Die slowenischen, die spanischen Kinder haben große Schulerfolge, auch die griechischen; die portugiesischen wiederum nicht. Also: man kann das nicht an einer Schnittlinie von Religion oder Kultur festmachen. "
Das Stuttgarter Konzept sagt: Integration ist eine zweiseitige Aufgabe. Es muss auch die einbeziehen, die immer schon da waren und sich schwer tun mit den Zugezogenen. Über einen vertieften Kontakt zwischen Ausländern und Deutschen erfährt man in den Stuttgarter Broschüren leider nur wenig. Man hat eher den Eindruck, dass es in Stuttgart eine bunte, internationale Ausländergemeinde gibt, die weitgehend unter sich Multi-Kulti betreibt, mit Deutsch als gemeinsamem Esperanto.
Die Sprache allerdings ist immer noch das größte Problem in der Schule: vor allem Schüler aus türkischen und italienischen Zuwanderer-Familien tun sich da schwer. Nur 8 bis 10 Prozent der Migranten-Hauptschüler bekommen in Stuttgart überhaupt eine Lehrstelle. Es wäre ungerecht, das allein als Index für die Integrations-Arbeit zu nehmen. Aber: 8 bis 10 Prozent - das ist zu wenig. Die Migranten selber sind da gefragt - auch sie müssen sich anstrengen, sagt Gari Pavkovic.