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Kommunalwahlen in NRW
Überraschungserfolge für die CDU

Die CDU und die Großstädte - das war bei den bisherigen Wahlen in Nordrhein-Westfalen ein eher leidiges Thema. Seit dem gestrigen Abend ist das anders: Künftig wird die CDU in den traditionellen SPD-Hochburgen Oberhausen und Bonn den Oberbürgermeister stellen. Die Sozialdemokraten konnten in Neuss und Leverkusen siegen. In Essen, Wuppertal und Bochum ist das Rennen noch nicht entschieden – hier geht es in zwei Wochen in die Stichwahl. Und in der größten Stadt Köln ist noch gar nicht gewählt worden.

Von Moritz Küpper | 14.09.2015
    Armin Laschet, NRW-Landesvorsitzender der CDU.
    Armin Laschet, NRW-Landesvorsitzender der CDU. (dpa / Martin Gerten)
    Letztendlich waren es knapp 60 Stimmen, die Ashok-Alexander Sridharan in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn, die absolute Mehrheit bescherten: Mit knappen 50,06 Prozent entschied der indischstämmige CDU-Kandidat die Wahl für sich, wird damit als erster CDU-Politiker mit Migrationshintergrund Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt – und setzte damit ein Ausrufezeichen für seine Partei bei dieser Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen. Denn es war vor allem die CDU, die bei der Wahl der Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte in insgesamt knapp der Hälfte der NRW-Kommunen punkten konnte, während die SPD von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft teils herbe Verluste einstecken musste.
    Historische CDU-Erfolge
    Neben Bonn verloren die Sozialdemokraten auch in Oberhausen nach fast 60 Jahren den Oberbürgermeister-Posten. CDU-Kandidat Daniel Schranz entschied die Wahl mit rund 52 Prozent der Stimmen klar für sich. In Münster wurde CDU-Amtsinhaber Markus Lewe im Amt bestätigt, während es in Essen in zwei Wochen in die Stichwahl geht. Überraschung aber auch hier: Denn SPD-Oberbürgermeister Reinhard Paß erreichte nur 33 Prozent. Sein CDU-Herausforderer Thomas Kufen kam auf gut 42 Prozent. Erneut gewählt werden muss auch in Wuppertal, bisher die nach Einwohnern größte CDU-geführte Stadt Deutschlands, Nr. 17 im Großstadtranking: Doch Amtsinhaber Peter Jung verfehlte die absolute Mehrheit klar, muss nun in die Stichwahl. Dennoch, für Armin Laschet, CDU-Parteichef in NRW, ist die Diskussion, ob seine Partei auch großstadttauglich ist, damit zu den Akten gelegt:
    "Jetzt haben wir in Essen die reale Chance in zwei Wochen zu gewinnen. Das wäre die neuntgrößte deutsche Stadt. Viel, viel größer als manche Landeshauptstadt. Auch Oberhausen ist größer als manche deutsche Landeshauptstadt. Und Bonn gehört ebenfalls zu den ganz großen deutschen Städten. Eine Stadt mit großer Tradition. Und die gewonnen zu haben zeigt: Mit dem richtigen Kandidaten kann man auch Großstädte gewinnen."
    Auch SPD kann punkten
    Doch den hatte – in manchen Städten – auch die SPD: Im traditionell schwarzen Neuss, bei Düsseldorf, gewannen die Sozialdemokraten, genauso wie in Leverkusen und in Mülheim an der Ruhr, der Heimatstadt von Ministerpräsidentin Kraft.
    Das alles jedoch bei einer landesweit historisch niedrigen Wahlbeteiligung: Laut einer WDR-Prognose lag diese insgesamt bei nur 34 Prozent. Und ob in vielen Städten und Kommunen bei der Stichwahl in zwei Wochen mehr Menschen zu den Urnen gehen, ist fraglich. Fest steht jedoch: Ihren Abschluss findet diese Kommunalwahl erst, wenn die größte Stadt in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland ihren Oberbürgermeister gewählt hat: In Köln musste die Wahl ja wegen einer Stimmzettel-Panne, die bundesweit Schlagzeilen gemacht hatte, auf den 18. Oktober verschoben werden.