Archiv


Kommunikations-Highway für Afrika

Telekommunikation. - Die Internet-Verbindungen in afrikanischen Ländern lassen oft zu wünschen übrig. Selbst in Großstädten kann es schwierig sein, Zugang zum Datennetz zu bekommen. Aber Afrika soll in punkto Internet aufholen. Das wurde in dieser Woche beim "Africa Connect Summit" in der ruandischen Hauptstadt Kigali angekündigt. Die Konferenz war organisiert von den Vereinten Nationen und der ITU, der Internationalen Telekommunikations-Union.

Von Tobias Armbrüster |
    Der Tagungsort, Kigali in Ruanda, liefert ein gutes Beispiel für die technologischen Möglichkeiten in Afrika. Vor zehn Jahren gab es in dieser Stadt mit ihren 900.000 Einwohnern noch keinen einzigen Internet-Anschluss. Heute ist die Innenstadt voller Internet-Cafes, Zugang zum Netz ist kein Problem. – In vielen anderen Städten auf dem Kontinent kann man von so etwas nur träumen. Vor allem in ländlichen Gegenden ist das World Wide Web noch nicht angekommen, es fehlen einfach die Datenleitungen, egal ob aus Kupfer, Glasfaser oder in Form einer Funkverbindung. Wie der Kontinent flächendeckend ans Netz angeschlossen werden kann, war deshalb eins der großen Themen auf dieser Tagung. Intel-Chef Craig Barrett war einer der vielen Vertreter der IT-Industrie in Kigali. Er sieht in Afrika vor allem eine politische Herausforderung.

    "Das ist alles keine Frage der Technologie, eher eine Frage der Implementierung. Das ist die gute Nachricht, und gleichzeitig die schlechte. Wenn wir es in Afrika einfach mit einem technischen Problem zu tun hätten, würden wir eine neue Technologie entwickeln und hätten das Problem gelöst. Wenn wir Afrika ans Netz anschließen wollen, müssen wir gucken, wie diese Probleme in anderen Regionen der Welt gelöst wurden."

    Beispiele gibt es genügend: Länder wie Indien oder China etwa haben in den vergangenen Jahren viel Geld in den Ausbau ihrer veralteten Leitungsnetze gesteckt. Aber dieses Geld fehlte bislang in Afrika. Technologie-Unternehmen wie Intel und Organisationen wie die Internationale Telekommunikations-Union wollen sich deshalb zusammen tun. Sie haben bei dieser Konferenz angekündigt, in den nächsten fünf Jahren 38 Milliarden Euro in den Ausbau des Leitungsnetzes zu investieren. Unter anderem soll damit die Verlegung einer Glasfaser-Leitung finanziert werden, die sämtliche Großstädte auf dem Kontinent miteinander verbindet. Es ist ein Projekt, das schnelle Internet-Verbindungen in Millionen afrikanischer Unternehmen und Haushalte bringen könnte – aber auch ein Projekt, das gerade in Afrika schnell auf Schwierigkeiten stoßen kann. Hamadoun Touré ist Generalsekretär der ITU.

    "Ein Strang dieses Kabels muss durch sechs verschiedene Staaten verlegt werden. Da haben wir es mit sechs unterschiedlichen Genehmigungsverfahren zu tun. Wenn sich die Vorschriften dabei von Land zu Land widersprechen, wird das für die Unternehmen hinter diesem Projekt sehr aufwendig, möglicherweise werden sie abgeschreckt. Gesetze und Vorschriften müssen deshalb harmonisiert werden, damit es für diese Firmen Planungssicherheit gibt."

    Auch eine Glasfaser-Verbindung quer durch Afrika wird allerdings nicht die Probleme lösen, die sich auf dem Land, in Gebirgs- und Wüstenregionen ergeben. Kabel zu verlegen ist hier zu teuer. Flächendeckende Übertragung per Funk wäre die Alternative. Internationale Organisationen wie die ITU wollen deshalb Mobilfunk-Anbieter mit ins Boot nehmen, die sollen in solche Projekte in ländlichen Gegenden investieren und so für sich neue Märkte erschließen. Jones Killimbe ist Vorstandschef von RASCOM, einer Organisation, die Unternehmen und öffentliche Verwaltungen in Afrika bei der drahtlosen Daten-Übertragung berät. Er sagt, man dürfe sich dieses Geschäft nicht zu einfach vorstellen.

    "Es ist extrem schwierig, ein Unternehmen dazu zu bringen, irgendwo in Afrika einen Funkmast zu finanzieren und aufzubauen, der dann auch noch von anderen Anbietern genutzt werden soll. Die meisten Telekom-Firmen bauen normalerweise Sende-Anlagen, die auf das eigene Geschäftsmodell ausgerichtet sind. Wir müssen deshalb Regierungen davon überzeugen, solche Sende-Anlagen in Eigenregie zu bauen, die dann von privaten Telekom-Unternehmen genutzt werden können."

    In vielen afrikanischen Regierungen und auch bei internationalen Organisationen setzt sich der Eindruck durch, dass man den Ausbau der IT-Infrastruktur in Afrika nicht allein den etablierten Unternehmen überlassen darf. Gerade beim Ausbau des Mobilfunk-Netzes hat sich in vielen afrikanischen Ländern gezeigt, dass kleine, lokale Anbieter oft die besseren Partner sind. Die Weltbank will deshalb zusätzliches Risiko-Kapital für Klein-Unternehmer in der afrikanischen IT-Branche bereitstellen - in den nächsten fünf Jahren knapp 700 Millionen Euro. Das langfristige Ziel dieser Connect-Africa-Iniative: Bis 2015 soll jedes Dorf und jede Stadt auf dem afrikanischen Kontinent ans Internet angeschlossen sein.