Dienstag, 23. April 2024

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Komödie "Tel Aviv on Fire"
Gelungene Utopie

In der Komödie "Tel Aviv on Fire" arbeiten ein Israeli und ein Palästinenser gemeinsam am Drehbuch einer Soap - und erzielen sensationelle Quoten. "Der Film im Film funktioniert großartig", sagte Filmkritikerin Katja Nicodemus im Dlf. Der Film zeige auch die Müdigkeit aller Beteiligten im Nahost-Konflikt.

Katja Nicodemus im Gespräch mit Anna Kohn | 04.07.2019
Eine Szene aus Sameh Zoabis Komödie "Tel Aviv On Fire": Auf dem Bild sind die Schauspieler Lubna Azabal und Yousef Joe Sweid zu sehen
Szene aus Sameh Zoabis Komödie "Tel Aviv on Fire" (trigon-film / Patricia Peribáñez)
"Die geheime Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Kummer", hat Mark Twain gesagt. Und ein bisschen kann man das auf den Film "Tel Aviv on Fire" übertragen. Es ist ein Film über den Nahost-Konflikt, daher der Kummer beziehungsweise eher: die Verzweiflung -und es ist auch: Eine Komödie. Ein Film in der Regie von Sameh Zoabi, der selbst israelischer Palästinenser ist.
Macho trifft Romantiker
Seine Hauptfigur ist Salam, wie der Regisseur Palästinenser aus Israel, der an der Soap "Tel Aviv on Fire" mitarbeitet. Salam wird von einem israelischen Grenzposten dazu gezwungen, die Soap so umzuschreiben, dass sie dessen Frau imponieren soll.
"Der Film im Film funktioniert großartig", sagte die Filmkritikerin Katja Nicodemus im Dlf. "Tel Aviv on Fire" sei humorvoll und sarkastisch, ohne Partei für eine Seite zu ergreifen. Mal stelle sich die Handlung auf die Seite der Palästinenser, dann wieder auf die Seite der Israelis. Die Soap-Handlung ermögliche jedem der Protagonisten ein eigenes Narrativ, die eigenen Sehnsüchte und Ziele. Die Handlung, so Nicodemus, werde immer absurder, sei aber gerade deshalb extrem sehenswert.
Ähnlich: jüdischer und palästinensischer Humor
Der Film sei auch dezidiert politisch, da er die Müdigkeit aller Protagonisten im Nahost-Konflikt abbilde. Und am Ende lache man auch darüber, wie ähnlich sich jüdischer und palästinensischer Humor sind.