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Komponist von Beethovens Zehnter

Heute gehören die Werke von Johannes Brahms zum Kanon der Musik, und er selbst gilt als großer Klassiker der Romantik. Doch Brahms hat sich oft geplagt, stand er doch im Schatten eines Riesen-Beethoven. Am 7. Mai 1833 wurde Johannes Brahms in Hamburg geboren.

Von Renate Hellwig-Unruh | 07.05.2008
    Seine 1. Sinfonie wurde von seinen Anhängern als "die Zehnte" gefeiert - als das erste bedeutende Werk nach den neun Sinfonien Beethovens. Dabei hatte sich Johannes Brahms schwer getan mit dieser 1. Sinfonie: Er war bereits 43 Jahre alt, als er sie vollendete. Einige Jahre davor hatte er noch an den befreundeten Dirigenten Hermann Levi geschrieben:
    "Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unser einem zumute ist, wenn er immer so einen Riesen-Beethoven hinter sich marschieren hört."

    Doch Brahms hatte sich nicht entmutigen lassen. Als weitgehender Autodidakt, waren Leistungswille, der Drang zum "Aufwärtskommen" und sein Arbeitseifer sehr groß. Und er legte gleich nach. Im Jahr darauf, 1877, schrieb er eine 2. Sinfonie und sechs beziehungsweise sieben Jahre später ließ er zwei weitere folgen. Hinzu kamen Konzerte, Kammermusik, Lieder, Klavierwerke.

    Bekannt wurde Brahms anfangs jedoch nicht durch seine symphonischen Werke, sondern durch die Ungarischen Tänze. Sie verhalfen ihm allerdings nicht nur zu einem großen Erfolg, sondern auch zu einem handfesten Skandal: Sie brachten ihm den Vorwurf des Plagiats ein. Dabei hatte Brahms versichert:

    "Es sind echte Zigeunerkinder, also nicht von mir gezeugt, nur mit Milch und Blut aufgezogen."

    Geboren am 7. Mai 1833 in Hamburg, erhielt Johannes Brahms früh Klavierunterricht und spielte schon als Kind mit dem Vater in den Kneipen seiner Geburtsstadt zum Tanz auf. Schnell wurde deutlich, dass der junge Johannes das Handwerk seines Vater lernen und ebenfalls Musiker werden würde. Mit dem Komponieren nahm er es von Anfang an sehr genau und überlegte es sich zweimal, bevor er ein Werk aus den Händen gab.

    "Das darf einem nicht so einfallen! Glauben Sie, eines von meinen paar ordentlichen Liedern ist mir fix und fertig eingefallen? Da habe ich mich kurios geplagt!"

    Die Bekanntschaft mit Robert Schumann gehörte zu den wichtigsten Ereignissen im Leben des jungen Komponisten. In zweifacher Hinsicht, sowohl beruflich als auch privat. Schumann veröffentlichte einen Artikel unter dem Titel "Neue Bahnen" über den jungen Brahms, in dem er ihn als kommenden Stern am europäischen Musikhimmel pries. Und durch Schumann lernte Brahms auch Clara Schumann kennen - und lieben. Es ist viel gerätselt und viel geschrieben worden über seine Liebe zu der 14 Jahre älteren weltberühmten Pianistin und achtfachen Mutter.

    "Meine geliebte Clara, ich möchte, ich könnte Dir so zärtlich schreiben, wie ich Dich liebe, und so viel Liebes und Gutes tun, wie ich Dir's wünsche. Du bist mir so unendlich lieb, dass ich es gar nicht sagen kann. Deine Briefe sind mir wie Küsse."

    Obwohl sich ihre Wege bald trennten, hielt die Freundschaft zu Clara Schumann ein Leben lang. Brahms blieb Junggeselle und lebte getreu dem Wahlspruch der Romantiker "FAE" – frei aber einsam. Er war einer der ersten Komponisten, der sich mit Verlagshonoraren ein kleines Vermögen verdienen und von seinen Verlagstantiemen ein unabhängiges Leben führen konnte.

    Er reiste viel. Auf seinen Konzerttourneen durch den deutschsprachigen Raum stellte er seine Werke vor, als Pianist und Dirigent. Und die Sommeraufenthalte auf dem Land nutzte er zum Komponieren.
    Der notorische Einzelgänger Brahms - von dem Hugo Wolf einmal sagte, er habe die Kunst, ohne Einfälle zu komponieren, auf die Spitze getrieben - wurde immer mehr zu einem Vertreter der Vergangenheit, zu einem musikalischen Konservator, der in Opposition stand zur "Neudeutschen Schule" um Richard Wagner.

    Nach seinem Tod am 3. April 1897 wurde Brahms auf dem Zentralfriedhof seiner Wahlheimat Wien beerdigt - neben Beethoven. Zu dem Zeitpunkt galt er bereits als einer der letzten großen Symphoniker des 19. Jahrhunderts, als ein "Klassiker der Romantik" - und das ist er bis heute geblieben.