Für Rebecca Saunders ist Musik eine absolute Selbstverständlichkeit. Sie brauche keinen Grund zu schreiben, auch nur wenig Platz. Sie könne immer komponieren. "Ich bin begeistert, wenn ich schreibe. Das macht mir wahnsinnig Spaß", sagt die gebürtige Britin, die am 7. Juni 2019 in München mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet wird.
Im schottischen Edinburgh hat sie Violine und Komposition studiert und wechselte dann zum weiteren Kompositionsstudium nach Karlsruhe: zu Wolfgang Rihm. Heute unterrichtet sie selbst junge Komponistinnen und Komponisten. Dabei bestärkt sie den musikalischen Nachwuchs darin, eigene Wege zu gehen. "Man muss darauf bestehen, so zu sein wie man ist", rät Saunders. Natürlich sei es sehr verlockend, die Bestätigung anderer einzuholen, schließlich seien Selbstzweifel eine urmenschliche Eigenschaft.
Keine Angst vor zeitgenössischer Musik
Rebecca Saunders favorisiert gemischte Konzertprogramme aus alter und neuer Musik. Dabei sei das Ziel, nicht zwischen Alt und Neu zu unterscheiden. Ihr gefällt das Zitat ihres Komponistenkollegen Helmut Lachenmann:
"Es gibt keine neuen Klänge, es gibt eine neue Art zuzuhören."
Konzertveranstalter besäßen eine große Verantwortung. Es gehe darum, bei dem Publikum Neugier für zeitgenössische Musik zu wecken. Den Zuhörern empfiehlt Rebecca Saunders, keine Angst zu haben, die Musik zuzulassen und sich in Achtsamkeit zu üben.
Rechtspopulistischen Kräften, die die öffentliche Unterstützung für die Künste in Frage stellen, erteilt Rebecca Saunders eine eindeutige Absage: "Rechtspopulisten haben einfach Angst: Angst vor der Freiheit, vor dem Individuum!"
Ohne neue Kunst könne eine Gesellschaft sich nicht mit der Gegenwart, mit ihrer Seele auseinandersetzen. "Ohne Kulturförderung zeigt man nur eine absolute Armut", sagt die Komponistin im Dlf.