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Konflikt mit Kurden
Ankara lässt Vorwürfe wegen Leichenschändung prüfen

Die türkische Regierung untersucht Vorwürfe gegen Polizeibedienstete. Am Wochenende waren Foto- und Videoaufnahmen aufgetaucht, die zeigen, wie ein Fahrzeug der Polizei im südostanatolischen Sirnak die Leiche eines getöteten Kurden durch die Straßen der Stadt schleift.

05.10.2015
    Ahmet Davutoglu spricht auf einer Pressekonferenz, hinter ihm die türkische Flagge.
    Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am vergangenen Freitag in Ankara. (AFP / Adem Altan)
    Ein solches Verhalten sei nicht hinnehmbar, betonte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu laut Presseberichten. Juristische und dienstrechtliche Ermittlungen seien eingeleitet worden. Die Bilder des Vorfalls lösten bei den Kurden große Empörung aus. Die Polizisten in dem Fahrzeug hätten die Leiche nicht nur geschändet, hieß es, sondern den Getöteten während der Fahrt auch verhöhnt und verflucht. Laut der Zeitung "Hürriyet" jedoch erklärte das Innenministerium, nach ersten Angaben sei die Leiche vorübergehend hinter dem Fahrzeug hergeschleift worden, weil der Verdacht bestanden habe, dass sie mit einer Sprengfalle versehen war.
    Bei dem Toten handelte es sich laut Presseberichten um den Schwager einer HDP-Parlamentsabgeordneten. In dem Kurdengebiet in der Region gibt es seit Juli Gefechten zwischen türkischen Sicherheitskräften und der Rebellengruppe PKK. Der Vorsitzende der Partei HDP, Selahattin Demirtas, selbst brachte ein Foto der Leichenschändung bei Twitter in Umlauf und schrieb, niemand solle das Foto vergessen, "weil wir es nicht vergessen werden". (tgs/cb)