Magellan- und Marco-Polo-Terrassen: Die öffentlichen Plätze in der Hafencity tragen die Namen großer Seefahrer. Die neu gepflanzten Bäume auf ihnen sind zwar noch ein wenig mickrig, aber wer sich auf einer der Begrenzungsmauern oder in einem Café niederlässt, spürt schon jetzt den speziellen Charme dieses Neubauviertels: Die Containerkräne auf der anderen Elbseite verschieben Tag und Nacht ihre bunten Metallkästen, dort in der Ferne pumpt das stählerne Herz der Stadt.
Von den Terrassen aus erstrecken sich großzügige Kaianlagen, eine Flaniermeile für Touristen. Direkt am Wasser wechseln gläserne Bürofassaden und Wohnhäuser mit Holzverschalungen und Balkonen einander ab. In einem hat Frank Riedel sich vor zwei Jahren eine Eigentumswohnung gekauft. Er holt gerade Brötchen - doch als er einzog, gab es hier weder einen Bäcker noch einen Geldautomaten.
"Es gab überhaupt keinen Platz, es gab noch nicht mal Straßen. Also man musste immer gucken, wann die Baustelle mal frei war, dass man so 'n Notweg hatte, aus dem man dann raus kam. Und wenn Sie hier wohnen wollten, dann mussten Sie das mit in Kauf nehmen, weil Sie sonst gar keine Wohnung mehr bekommen haben. Und ich hatte gar nicht mehr so die große Auswahl. Das heißt, sie müssten sich schon mal so 'n Bauschild angucken und sagen, okay, das interessiert mich. Da steht aber noch gar nichts, das heißt, Sie kaufen vom Grundriss aus. Und wenn Sie dann hinkommen, dann sind schon zwei, drei Wohnungen reserviert, weil Family und Friends schon die besten Wohnungen bekommen haben."
Von den Büroetagen hingegen stehen viele leer. Und nicht nur hier, auch im alten Büroviertel, der nur 500 Meter entfernten Ost-West-Straße. Genauso am Elbufer in Altona: Da wird ein Betonklotz neben dem anderen hochgezogen, verstellt den Anwohnern den Blick aufs Wasser - und bleibt leer. Kritiker mahnen, dass Hamburg vor allem Wohnungen brauche. Doch der Geschäftsführer der verantwortlichen Hafencity GmbH, Giselher Schultz-Berndt, will an den ursprünglichen Planungen festhalten: Zwei Drittel Geschäftsflächen, ein Drittel Wohnen.
"Immerhin sind diese 12.000 Bewohner, die wir hier haben werden, schon fast eine Verdopplung der Bewohnerzahl der Hamburger Innenstadt. Das ist schon ein sehr ehrgeiziges Vorhaben letztendlich auch."
Dirk Breiholz: "Dass sich hier irgendwelche Künstler ansiedeln, die hier vielleicht Off-Kunst machen, das wird nicht stattfinden, weil die Mieten zu hoch sind. Es gibt halt keine Nischen."
Stadtführer Dirk Breiholz von "Hamburg anders erfahren" lotst eine Gruppe von Radfahrern durch die Hafencity. Er hat an den schicken Marco-Polo-Terrassen einerseits angehalten, um die interessanten Gebäude zu zeigen, entworfen von den besten Architekten der Welt. Andererseits macht er darauf aufmerksam, dass sich diese Juwelen moderner Architektur nur wenige leisten können.
"Es ist nicht vorgesehen, hier in irgendeiner Form alternatives Wohnen zu entwickeln. Also keine Wohnprojekte. Und nicht mal sozialer Wohnungsbau, der eh in Hamburg seit CDU-Regierung komplett gestoppt ist. Also es wird propagiert, ein Viertel zu entwickeln, was eben den Lebensentwürfen, den modernen, gerecht wird. Aber ganz vieles wird da außer Acht gelassen, weil es eben nicht kommerziell verwertbar ist."
Die Stadt Hamburg investiert 500 Millionen Euro Steuergelder in der Hafencity. Doch die stadteigene Wohnungsgesellschaft SAGA baut hier kein einziges Haus. Außerdem fehlen Baulücken. Brachflächen, auf denen Holzbuden oder ein Strandcafé sich ansiedeln könnten. Kurzum, es mangelt in diesem reinen Neubaugebiet an abbruchreifen Gebäuden, wie sie, häufig besiedelt von Punkern und Altlinken, im Schanzenviertel oder auf St. Pauli das Straßenbild beleben.
Dirk Breiholz: "Hier wird sich keiner niederlassen, der im weitesten Sinne kreativ ist. Kreativität braucht Freiraum, und den gibt's hier nicht. Hier werden Konflikte von vornherein rausgenommen. Und Stadt ist auch Konflikt. Es ist auch 'ne soziale Auseinandersetzung, und die findet hier einfach nicht statt."
Die Hafencity GmbH versucht in anderer Weise für eine Durchmischung zu sorgen, zum Beispiel von Neu und Alt: Vor den Magellanterrassen hat sie einen Traditionsschiffhafen angesiedelt. Doch die Hälfte der alten Kähne hat ihn bereits wieder verlassen, weil allfällige Reparaturen mit ihrem Lärm die Anwohner stören. Musikfestivals waren auf den Magellanterrassen geplant, sind aber nicht durchführbar, weil die schweren Lautsprechertrucks das edle Terrassenpflaster zerstören würden. In der Hafencity ist eben alles vom Feinsten. Und deswegen, so Hafencity GmbH-Geschäftsführer Schultz-Berndt, könne der neue Stadtteil auch nicht für jene 5-6000 Wohnungen sorgen, die in Hamburg dringend benötigt werden.
Glatt, langweilig, von Handelsketten vereinnahmt, ein einziges riesiges Einkaufszentrum - das könnte die Hafencity im schlimmsten Fall werden. Aber selbst die Hafencity GmbH hat die Gefahr mittlerweile erkannt: Giselher Schultz-Berndt lässt Spielraum für Projekte, die vor fünf Jahren noch völlig undenkbar gewesen wären. Zum Beispiel eine Badeanstalt im Fluss: Die Sicherheit der Schwimmer zu gewährleisten, ist zwar ein Problem, aber das Wasser der Elbe seit langem sauber genug. Kinder springen eh hinein, zeigt eine Fotoausstellung im Infocenter der Hafencity GmbH. Sie offenbart, dass Besucher und Bewohner das Viertel bereits jetzt verblüffend besiedeln und umnutzen.
Schultz-Berndt: "So haben wir, mehr aus Gründen der Architekturästhetik, hier so genannte Warftwände. Das sind Außenwände an Häusern, so gestaltet, dass sie ein Reliefmuster aufweisen. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass das mal zum Klettern genutzt wird, von Kindern, aber auch von Erwachsenen."
Von den Terrassen aus erstrecken sich großzügige Kaianlagen, eine Flaniermeile für Touristen. Direkt am Wasser wechseln gläserne Bürofassaden und Wohnhäuser mit Holzverschalungen und Balkonen einander ab. In einem hat Frank Riedel sich vor zwei Jahren eine Eigentumswohnung gekauft. Er holt gerade Brötchen - doch als er einzog, gab es hier weder einen Bäcker noch einen Geldautomaten.
"Es gab überhaupt keinen Platz, es gab noch nicht mal Straßen. Also man musste immer gucken, wann die Baustelle mal frei war, dass man so 'n Notweg hatte, aus dem man dann raus kam. Und wenn Sie hier wohnen wollten, dann mussten Sie das mit in Kauf nehmen, weil Sie sonst gar keine Wohnung mehr bekommen haben. Und ich hatte gar nicht mehr so die große Auswahl. Das heißt, sie müssten sich schon mal so 'n Bauschild angucken und sagen, okay, das interessiert mich. Da steht aber noch gar nichts, das heißt, Sie kaufen vom Grundriss aus. Und wenn Sie dann hinkommen, dann sind schon zwei, drei Wohnungen reserviert, weil Family und Friends schon die besten Wohnungen bekommen haben."
Von den Büroetagen hingegen stehen viele leer. Und nicht nur hier, auch im alten Büroviertel, der nur 500 Meter entfernten Ost-West-Straße. Genauso am Elbufer in Altona: Da wird ein Betonklotz neben dem anderen hochgezogen, verstellt den Anwohnern den Blick aufs Wasser - und bleibt leer. Kritiker mahnen, dass Hamburg vor allem Wohnungen brauche. Doch der Geschäftsführer der verantwortlichen Hafencity GmbH, Giselher Schultz-Berndt, will an den ursprünglichen Planungen festhalten: Zwei Drittel Geschäftsflächen, ein Drittel Wohnen.
"Immerhin sind diese 12.000 Bewohner, die wir hier haben werden, schon fast eine Verdopplung der Bewohnerzahl der Hamburger Innenstadt. Das ist schon ein sehr ehrgeiziges Vorhaben letztendlich auch."
Dirk Breiholz: "Dass sich hier irgendwelche Künstler ansiedeln, die hier vielleicht Off-Kunst machen, das wird nicht stattfinden, weil die Mieten zu hoch sind. Es gibt halt keine Nischen."
Stadtführer Dirk Breiholz von "Hamburg anders erfahren" lotst eine Gruppe von Radfahrern durch die Hafencity. Er hat an den schicken Marco-Polo-Terrassen einerseits angehalten, um die interessanten Gebäude zu zeigen, entworfen von den besten Architekten der Welt. Andererseits macht er darauf aufmerksam, dass sich diese Juwelen moderner Architektur nur wenige leisten können.
"Es ist nicht vorgesehen, hier in irgendeiner Form alternatives Wohnen zu entwickeln. Also keine Wohnprojekte. Und nicht mal sozialer Wohnungsbau, der eh in Hamburg seit CDU-Regierung komplett gestoppt ist. Also es wird propagiert, ein Viertel zu entwickeln, was eben den Lebensentwürfen, den modernen, gerecht wird. Aber ganz vieles wird da außer Acht gelassen, weil es eben nicht kommerziell verwertbar ist."
Die Stadt Hamburg investiert 500 Millionen Euro Steuergelder in der Hafencity. Doch die stadteigene Wohnungsgesellschaft SAGA baut hier kein einziges Haus. Außerdem fehlen Baulücken. Brachflächen, auf denen Holzbuden oder ein Strandcafé sich ansiedeln könnten. Kurzum, es mangelt in diesem reinen Neubaugebiet an abbruchreifen Gebäuden, wie sie, häufig besiedelt von Punkern und Altlinken, im Schanzenviertel oder auf St. Pauli das Straßenbild beleben.
Dirk Breiholz: "Hier wird sich keiner niederlassen, der im weitesten Sinne kreativ ist. Kreativität braucht Freiraum, und den gibt's hier nicht. Hier werden Konflikte von vornherein rausgenommen. Und Stadt ist auch Konflikt. Es ist auch 'ne soziale Auseinandersetzung, und die findet hier einfach nicht statt."
Die Hafencity GmbH versucht in anderer Weise für eine Durchmischung zu sorgen, zum Beispiel von Neu und Alt: Vor den Magellanterrassen hat sie einen Traditionsschiffhafen angesiedelt. Doch die Hälfte der alten Kähne hat ihn bereits wieder verlassen, weil allfällige Reparaturen mit ihrem Lärm die Anwohner stören. Musikfestivals waren auf den Magellanterrassen geplant, sind aber nicht durchführbar, weil die schweren Lautsprechertrucks das edle Terrassenpflaster zerstören würden. In der Hafencity ist eben alles vom Feinsten. Und deswegen, so Hafencity GmbH-Geschäftsführer Schultz-Berndt, könne der neue Stadtteil auch nicht für jene 5-6000 Wohnungen sorgen, die in Hamburg dringend benötigt werden.
Glatt, langweilig, von Handelsketten vereinnahmt, ein einziges riesiges Einkaufszentrum - das könnte die Hafencity im schlimmsten Fall werden. Aber selbst die Hafencity GmbH hat die Gefahr mittlerweile erkannt: Giselher Schultz-Berndt lässt Spielraum für Projekte, die vor fünf Jahren noch völlig undenkbar gewesen wären. Zum Beispiel eine Badeanstalt im Fluss: Die Sicherheit der Schwimmer zu gewährleisten, ist zwar ein Problem, aber das Wasser der Elbe seit langem sauber genug. Kinder springen eh hinein, zeigt eine Fotoausstellung im Infocenter der Hafencity GmbH. Sie offenbart, dass Besucher und Bewohner das Viertel bereits jetzt verblüffend besiedeln und umnutzen.
Schultz-Berndt: "So haben wir, mehr aus Gründen der Architekturästhetik, hier so genannte Warftwände. Das sind Außenwände an Häusern, so gestaltet, dass sie ein Reliefmuster aufweisen. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass das mal zum Klettern genutzt wird, von Kindern, aber auch von Erwachsenen."