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Konfliktkultur - Integration duch Kampf der Kulturen?

Vor dem Integrationsgipfel bei Bundeskanzlerin Merkel am vergangenen Freitag waren skeptische Töne zu hören. Von einer "Plauderstunde im Kanzleramt" war die Rede, der Koalitionspartner SPD warnte vor einer "Schauveranstaltung". Vor allem muslimische Interessenverbände fühlten sich nicht angemessen vertreten. Die Uneinigkeit im Unionslager über den Integrationskurs tat ein Übriges.

Moderation: Michael Köhler |
    Nach dem Integrationsgipfel dringen führende Unionspolitiker wieder auf mehr Sanktionen gegen Ausländer, die sich konkreten Eingliederungsmaßnahmen entziehen. Fraktionschef Volker Kauder fordert das Bekenntnis zur "deutschen Schicksalsgemeinschaft" und die Akzeptanz einer "deutschen Leitkultur". Demgegenüber hält die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, zusätzliche Sanktionen für überflüssig.

    Wirkliche Integration begänne aber erst dort, wo neben eine nüchterne Analyse der Lage und aller anstehenden Probleme auch festgefahrene Haltungen und Vorurteile auf den Prüfstand kommen.

    Der Frankfurter Soziologie-Professor Karl Otto Hondrich hat am Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse der Johann Wolfgang Goethe Universität über sozialen Wandel und Konflikte gearbeitet. Denn, Integration erfolgt selten reibungslos. Der Konflikt gehört natürlicher Weise dazu. Er ist keine vermeidenswerte Störung, sondern Bestandteil einer "Konfliktkultur".

    Darüber hinaus gibt es Integrationsprobleme nicht erst seit heute. Es geht also bei der deutschen Debatte noch um mehr als um Sprachkurse, Kindergartenplätze, Bleiberecht oder Verfassungseid, nämlich um die Frage, wie wir im gemeinsamen Zusammenleben mit Konflikten umgehen.