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Konjunkturklima
Wirtschaft und Verbraucher bleiben optimistisch

Die Lage der Weltwirtschaft ist weiter von Unsicherheit geprägt, die deutsche Industrie und auch die Verbraucher hierzulande bleiben aber optimisch. Das zeigen die neuesten Monatszahlen vom ifo-Institut und von der Gesellschaft für Konsumforschung. Besonders gut ist die Stimmung in der Baubranche.

Von Brigitte Scholtes | 25.05.2016
    Wohnungsbau in Hamburg
    Wohnungsbau in Hamburg (dpa/picture alliance/Angelika Warmuth)
    Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist wieder optimistischer – und das sowohl in den Unternehmen als auch bei den Verbrauchern. Das gilt vor allem für den ifo-Geschäftsklimaindex. Der ist nach einem kleinen Rücksetzer im April von 106,7 auf 107,7 Punkte im Mai gestiegen – ein recht kräftiger Anstieg. Die 7.000 befragten Unternehmen beurteilen sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen an die nächsten sechs Monate optimistischer. Ein überraschend positives Bild, meint Michael Holstein, Leiter Volkswirtschaft der DZ-Bank:
    "Wir hatten ja zum Jahresanfang noch einen deutlichen Rückgang, vor allem bei den Erwartungen. Die Unternehmen waren da sehr skeptisch, wie es mit der Weltkonjunktur weitergehen wird. Und seit Februar/März sehen wir da einen Aufwärtstrend, auch wenn es da mal einen kleinen Zacken nach unten gibt in einem einzelnen Monat. Aber insgesamt sehen wir da eine Erholung von diesem Rückschlag. Und ich gehe auch davon aus, dass es so weitergehen wird in den nächsten Monaten."
    Baubranche im Allzeithoch
    Denn noch in den ersten Monaten war die Sorge groß, wie es denn etwa mit der Wirtschaft in China, in Russland oder in Südamerika weitergehen werde. Deshalb hielten sich die Unternehmen auch mit Investitionen zurück. Auch jetzt bleiben Sorgen: da wäre als erstes das Referendum über den Verbleib der Briten in der Europäischen Union zu nennen. Sollte es zu einem Brexit kommen, dann dürfte das spürbare Auswirkungen auch auf die deutsche Konjunktur haben. Bis auf die Dienstleistungsbranche, die überraschend etwas pessimistischer ist – wenn auch auf hohem Niveau – sind alle Sparten recht optimistisch. Michael Holstein:
    "Auffällig ist vor allem: Die Industrie ist wieder optimistischer, das deutet darauf hin, dass die internationalen Risiken nicht mehr ganz so groß gesehen werden. Und was auch auffällig ist: Die Bauwirtschaft ist auf einem Allzeithoch, was die Stimmung angeht. Und das ist sicherlich ein Resultat vor allem dessen, dass es beim Wohnungsbau aufwärts geht. Die niedrigen Zinsen, die steigenden Immobilienpreise fördern das. Und auf der anderen Seite auch, dass die öffentliche Hand mehr Investitionen plant, und das ist natürlich für die Bauwirtschaft beides sehr positiv."
    Im Baugewerbe erreichte der Geschäftsklimaindex sogar den höchsten Stand seit dem Bauboom nach der deutschen Wiedervereinigung.
    Auch die Konsumenten sind zuversichlich
    Die gute Stimmung hält auch bei den Verbrauchern an. Der Konsumklimaindex des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK prognostiziert für den Juni ein leichtes Plus. Die Verbraucher rechnen mit einer weiter guten Konjunktur, ihre Neigung zu größeren Anschaffung ist auf ein Zwölfmonatshoch geklettert. Nur die Einkommenserwartungen haben sich etwas verringert, allerdings bleiben sie auf hohem Niveau. Eine gute Ausgangslage, meint Rolf Bürkl, Konsumexperte der GfK:
    "Vor dem Hintergrund der nach wie vor sehr guten Rahmenbedingungen für die Verbraucher, das heißt, stabiler Arbeitsmarkt, steigende Beschätigung, sehr gute Einkommensentwicklung, und das vor dem Hintergrund einer im Moment nicht vorhandenen Inflation, sind die Chancen durchaus gegeben, dass der private Verbrauch auch in den nächsten Monaten und bis zum Jahresende eine ganz wichtige Stütze der deutschen Konjunkturentwicklung bleiben wird."
    Auch hier aber gilt: Ein Brexit oder eine Abschwächung der Konjunktur würde die Stimmung wahrscheinlich kräftig drücken.