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Konkurrenz von DaimlerChrysler unter Druck

Nach der Einigung bei DaimlerChrysler über Kostensenkungen steht die Konkurrenz unter Druck. Viele Kommentatoren beschäftigen sich mit den möglichen Auswirkungen des Kompromisses auf andere Unternehmen, insbesondere mit Blick auf die Gewinnerwartung bei Volkswagen.

    Für das HANDELSBLATT aus Düsseldorf zeigt das Beispiel Mercedes, worauf sich die deutsche Automobilindustrie einzustellen hat:

    "Die Beschäftigten in und um Stuttgart haben allerdings einen großen Vorteil gegenüber den Mitarbeitern der meisten anderen Autohersteller. Sie werden zwar auf einige hundert Euro im Monat verzichten müssen, doch dafür sind ihre Arbeitsplätze relativ sicher. Bei Opel und Volkswagen stehen die Dinge anders. Weil der Wettbewerb im Massengeschäft mit Golf und Astra ausgeprägter ist, haben die Hersteller in Wolfsburg und Rüsselsheim viel größere Sorgen. VW bleibt wahrscheinlich gar nichts anderes übrig als die Belegschaft massiv abzubauen. Eine weitere Arbeitszeitverkürzung steht außer Frage. Und Opel hat auch nicht mehr viel Luft nach unten", gibt das HANDELSBLATT zu bedenken.

    Nach Ansicht der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND wird sich die
    IG Metall nun anderen Unternehmen kaum verweigern können, die jetzt unter demselben Vorzeichen wie DaimlerChrysler eine Einigung suchen:

    "Beide Seiten werden weiterhin darauf achten, dass man sich am Flächentarifvertrag orientiert - zumindest offiziell. Tatsächlich aber erhält der Flächentarif immer größere Löcher. Die IG Metall nennt das Flexibilität. Welchen Namen neue Einigungen tragen, ist aber unwesentlich, solange die Marschrichtung stimmt: Betriebe erhalten mehr Freiraum, die Arbeitsbedingungen an die Anforderungen des Wettbewerbs anzupassen."

    "Muss man sich wirklich Sorgen machen, - fragt die Zeitung DIE WELT - dass schlitzohrige Chefs ihre gutgläubige Belegschaft über den Tisch ziehen? Wohl kaum. Denn gar so unbedarft, wie die Gewerkschaften tun, sind die Mitarbeiter nicht. Sie wissen meist nur zu gut, wie es um das Unternehmen bestellt ist. Und sie zeigen sich nur allzu gern kompromissbereit, wenn es darum geht, Jobs zu erhalten. Diese Mündigkeit ihrer Klientel sollten die Funktionäre endlich akzeptieren."

    In der Diskussion um eine generelle Abschaffung des gesetzlichen Kündigungsschutzes meinen die KIELER NACHRICHTEN:

    "Für seine Forderung nach einer Abschaffung wird Unionsfraktions-Vize Merz weder in den eigenen Reihen noch im rot-grünen Lager eine Mehrheit finden. Ob von einer Lockerung oder Abschaffung des Kündigungsschutzes eine große Beschäftigungswirkung ausgeht, ist zudem umstritten. Und schließlich überdeckt der Streit die viel größeren Erfordernisse auf dem Arbeitsmarkt: eine Modernisierung des Tarifrechts und den Umbau der Arbeitsverwaltung. Daran wagt sich die Union nicht heran", kritisieren die KIELER NACHRICHTEN.