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Konkurrenzkampf der Online-Jobbörsen

Dicke Luft herrscht zur Zeit zwischen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) und privaten Online-Jobvermittlern. Die BA plant, ihren gesamten Internetauftritt neu zu gestalten und insgesamt moderner und schneller zu werden. Gute Sache, dachten die privaten Anbieter zuerst und dachten über eine Zusammenarbeit mit der Arbeitsbehörde nach. Die Nachricht, dass die Bundesanstalt eine eigene Job-Suchmaschine auf den Markt bringen will, ließ sie allerdings wieder auf Distanz gehen. Sie befürchten eine steuerfinanzierte Konkurrenz, die ihnen ihre Kunden abspenstig macht und sie in den Ruin treibt. Ein Gespräch zwischen beiden Parteien gestern in Nürnberg sollte Klärung bringen.

21.08.2003
    Von Andrea Groß

    Christopher Funk ist Geschäftsführer von JobPilot.de. Nach seinen Aussagen war die Firma eine der ersten privaten Internet-Jobbösen auf dem Markt und ist heute die mit dem größten Angebot für Fach- und Führungskräfte. JobPilot hat eine eigene Studenten-Rubrik, in dem von Infos zu Studienplätzen über Ferienjobs und Praktika bis zum Berufseinstieg alles geboten wird.

    Durch den geplanten Start des Virtuellen Arbeitsmarkts durch die Bundesanstalt für Arbeit im Dezember dieses Jahres sieht Funk zwar nicht die Existenz seiner Firma in Gefahr. Wohl befürchtet er aber, dass ihm Kunden abwandern.

    Es wird Kunden geben, die sagen, schau mal, hier gibt es doch einen Anbieter, der bietet mir altes kostenfrei an, wieso willst du denn noch Geld von mir haben.

    Der Rundum-Service, den Christopher Funk seinen Kunden bietet, die schnelle Reaktion auf Anfragen und die prompte Bedienung der Wünsche kosten ihn Geld. Geld, das er durch Anzeigen erwirtschaften muss. Die Bundesanstalt für Arbeit finanziert ihre Leistungen aus den Beiträgen der Versicherten. Jürgen Koch, Leiter des Projektes Virtueller Arbeitsmarkt in der Bundesanstalt für Arbeit hält dem entgegen:

    Nun befindet sich die BA ja in einem Umfeld, das vor allen Dingen einen gesetzlichen Auftrag prägt, nämlich der gesetzliche Auftrag, der da lautet, dass wir Arbeitslosigkeit zum einen beenden sollen, zum anderen vermeiden. Und dazu zählt natürlich auch, dass wir uns allen Arbeitsmarktsegmenten widmen, und das wollen wir insbesondere auch mit einer neuen Online-Plattform tun, um hier sowohl den gewerblichen Bereich als auch den akademischen Bereich zu bedienen.

    Als Angebot zur Güte hatte die Bundesanstalt für Arbeit den kommerziellen Jobbörsen eine Zusammenarbeit angeboten: deren Angebote werden im Virtuellen Arbeitsmarkt veröffentlicht, wenn aber der Kunde Kontakt zum Arbeitgeber aufnehmen will, muss er zuvor ebenfalls Kunde bei der entsprechenden Börse werden. Kommerzielle Anbieter wie Christopher Funk lehnen das aber ab:

    Ich arbeite ja nicht mir jemandem zusammen, der ankündigt, in Zukunft mein Wettbewerber zu sein. Wir würden gerne mit dem Arbeitsamt zusammenarbeiten, wir würden die auch gerne unterstützen, aber das Konzept, das das Arbeitsamt jetzt fährt, ist ein voller Konfrontationskurs. Wir sind uns auch relativ sicher, dass es scheitern wird.

    Nach dem Willen der privaten Online-Jobbörsen soll die Bundesanstalt für Arbeit wie bisher die Vermittlung von Arbeitsuchenden an Arbeitgeber betreiben, die ihre offenen Stellen dem Arbeitsamt gemeldet haben. Der Bundesanstalt reicht das aber nicht. Sie will ihr Angebot noch ausweiten, will eine Suchmaschine installieren, die das Internet nach Stellen durchforstet, die Firmen nur auf ihren Homepages ausgeschrieben haben. Die kommerziellen Anbieter halten das für problematisch, weil die Firmen ihr Angebot ja gerade deshalb nicht dem Arbeitsamt gemeldet haben, um nicht mit Bewerbungen überhäuft zu werden. Alles halb so wild, entgegnet Jürgen Koch von der Bundesanstalt. Der Markt werde es schon richten:

    Der Arbeitgeber bekommt ja viel zu viele Bewerberangebote auf eine Stelle. Also schreit der Arbeitgeber danach, dass jemand da ist, der diese 100 Bewerbungen auf eine Stelle für ihn filtert. Und jetzt kommt das Entscheidende in diesem Markt: Es wird derjenige auf dem Markt dominieren, der den besten Personalberater dazwischen schalten kann. Ob das unsere Berater und Vermittler in den Arbeitsämtern sein werden oder ob das die Kooperationspartner der Jobberater sein werden, bleibt abzuwarten.

    Bisher brachten die Gespräche zwischen der Bundesanstalt für Arbeit und den kommerziellen Jobbörsen keine Einigung. Jürgen Koch kann sich trotzdem eigentlich entspannt zurücklehnen. Sein Virtueller Arbeitsmarkt wird auf jeden Fall im Dezember online gehen. Christopher Funk hofft indessen, möglichst viele seiner Kollegen für eine neue Art der Zusammenarbeit mit der BA hinter sich zu bekommen:

    Unserer Ansicht nach müsste der Entwurf so aussehen, dass diese privaten Anbieter gefördert werden und dass halt die Nutzer, die einen Job beispielsweise im Hotel suchen, zu diesem Anbieter weitergeleitet werden, der dieses Angebot hat, anstatt zu sagen, wir machen alles, wir sind die größten und die Besten.

    In jedem Fall wird das Engagement der Bundesanstalt für Arbeit Bewegung in den Markt bringen.