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Konnte seine Mitarbeiter motivieren

Nobelpreis. - Professor Lutz Gissmann vom DKFZ Heidelberg hat bei Harald zur Hausen seine Doktorarbeit geschrieben und gehört zu seinen engsten Mitarbeitern. Vor der Sendung erreichte Forschung aktuell den Wissenschaftler in Buenos Aires. Die Fragen stellte Ralf Krauter.

    Krauter: Herr Gissmann, wie war der jetzige Nobelpreisträger denn damals so als Doktorvater?

    Gissmann: Er war sehr, ich meine, es ist ein sehr genauer Mensch. Er legt Wert darauf, dass man sozusagen auch etwas arbeitet, was mir aber nicht ausgemacht hat, niemanden von uns. Und er war oder ist natürlich sehr kommunikativ. Das heißt, er hat alles was er weiß, damals wusste, immer gleich weitergegeben. Und er hatte eine große, einen großen Vorteil. Er verstand es, seine Mitarbeiter zu begeistern.

    Krauter: Und das hat abgefärbt?

    Gissmann: Von seinen Ideen zu begeistern. Ja unbedingt. Das spornte zu Höchstleistungen an.

    Krauter: Das heißt, der Preis heute aus ihrer Sicht kann das überraschend, oder lag es irgendwie in der Luft?

    Gissmann: Das lag schon in der Luft. Ich meine, natürlich kam das jetzt überraschend für mich, weil ich nie weiß, wann die eigentlich vergeben werden, an welchem Tag. Aber da hat man schon ein paar Jahre jetzt darüber spekuliert, irgendwann mal musste es jetzt passieren. Zumal wir jetzt den Impfstoff haben.

    Krauter: Sie sind den Papillomviren treu geblieben, haben die Arbeiten weitergeführt, waren maßgeblich beteiligt an der Impfstoffentwicklung. Nun ist dieser Impfstoff nicht ganz unumstritten, es gibt Experten, die sagen, nun der schützt nicht gegen alle Viren, andere sagen, der ist zu teuer und ist vor allem für Menschen in Entwicklungsländern nicht so richtig zugänglich, die ihn am dringendsten brauchen. Was sagen Sie diesen Kritikern?

    Gissmann: Alles stimmt. Er schützt nicht gegen alle Viren, aber gut, ich meine, wenn man da schon einmal 70 Prozent, und das ist das, was man erwarten kann, ist es ja schon einmal ein guter Anfang. Das zweite ist ganz klar, der ist viel zu teuer für Länder in der Dritten Welt. Und das ist auch der Grund, warum ich jetzt hier bin. Wir sind dabei, etwas weiter zu entwickeln, um die ganze Sache billiger zu machen.

    Krauter: Das heißt, man versucht, diese Kinderkrankheiten den Griff zu bekommen?

    Gissmann: Ja, also Kinderkrankheiten, das würde dann am Ende des Tages schon ein anderer Impfstoff sein. Man muss halt dann die Produktionskosten drastisch reduzieren. Ob das gelingen wird in den nächsten Jahren, weiß ich nicht. Ich bin nicht so optimistisch. Man kann vielleicht hoffen, obwohl das viele Leute nicht gerne hören, man kann hoffen, dass die Patente dann irgendwann auch, oder man weiß, dass die Patente irgendwann einmal auch auslaufen. Und dann gibt es natürlich jede Menge Generika, und dann wird die Sache sicherlich sehr, sehr viel billiger. Die gute Nachricht sowieso ist, dass es zwei Produkte gibt, und die beiden Firmen stehen natürlich in Kompetition, was sich natürlich auch günstig auf den Preis auswirkt.