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Konsumklima trübt sich ein

Der Konsumklima-Index geht zurück, das überrascht selbst die Experten. Wirkliche Sorgen machen sich die Konsumforscher allerdings nicht - solange es nicht zu einer Verschärfung der Schuldenkrise in Euroland kommt.

Von Brigitte Scholtes | 21.12.2012
    Zum Jahresende hat die deutschen Verbraucher die Kauflaune verlassen, zum zweiten Mal in Folge sank der von der Nürnberger GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung, ermittelte Konsumklima-Index: Für Januar ging er auf 5,6 Punkte zurück. Damit hatten Experten nicht gerechnet, so auch nicht Klaus Kränzle, Analyst bei Westend Brokers:

    "Es wurden unverändert 5,9 Punkte erwartet, das GfK-Klima verharrt auf hohem Niveau."

    Schon im Dezember waren die Konjunkturerwartungen nach drei Monaten mit leichten Zuwächsen wieder etwas gesunken. Die Verbraucher sind offenbar verunsichert, der internationale konjunkturelle Gegenwind bereite ihnen Sorgen, meint die GfK. So ist die Eurozone in die Rezession gerutscht, die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland im kommenden Jahr wurden zurückgenommen. Analyst Kränzle:

    "Der ist hauptsächlich aufgrund des Bombardements mit schlechten Meldungen von der Eurozone gesunken. Stabilisierend wirkt sich die sehr robuste und gute Verfassung des Arbeitsmarkts und die Anschaffungsneigung der Verbraucher aus. Die verharrt weiter auf sehr sehr hohem Niveau, weil doch die letzten Krisen gezeigt haben, dass Deutschland durch Flexibilisierungsmaßnahmen es gelungen ist, eine Katastrophe am Arbeitsmarkt selbst in der Rezession zu vermeiden. Insofern - auch in Verbindung mit dem geringen Zinsniveau – investieren die Kunden in langlebige Konsumgüter."

    Das ist immerhin ein Lichtblick. So sind auch die Einkommenserwartungen weiter gestiegen, sagen die Konsumforscher. Die Verbraucher rechneten mit Einkünften, die über der Inflationsrate lägen, auch wenn sie sich nicht mehr mit der Dynamik entwickeln dürften wie bisher. Wirkliche Sorgen machen sich die Konsumforscher nicht, solange es nicht zu einer Verschärfung der Schuldenkrise in Euroland komme. Das Niveau des Konsumklima-Indikators bleibe zufriedenstellend, meinen sie, auch wenn die Kauflaune jetzt auf den tiefsten Stand seit Mai 2010 gesunken ist. Ohnehin erwarten Volkswirte eine Eintrübung der Wirtschaft im Winterhalbjahr. Nun werden zwar die Meldungen von Entlassungen in Deutschland wieder häufiger, aber das dürfte sich im Jahresverlauf normalisieren, glaubt Andreas Scheuerle, Volkswirt der Dekabank:

    "Ich denke, das wird sich im nächsten Jahr stabilisieren und auch ins Gegenteil wenden können. Es gibt da auch schon hoffnungsvolle Frühindikatoren. Das ifo-Beschäftigungsbarometer beispielsweise hat im letzten Monat erstmals wieder nach oben gezeigt."

    Das Weihnachtsgeschäft aber läuft noch gut: Der Einzelhandelsverband HDE rechnet mit gut 80 Milliarden Euro Umsatz, das wären 1,5 Prozent mehr als 2011. Auch einzelne Unternehmen sind zufrieden: Die Deutsche Post etwa freut sich über ein boomendes Paketgeschäft, nach den Worten ihres Vorstandschefs Frank Appel liefert sie derzeit täglich sieben Millionen Pakete aus. Sie profitiert damit vom guten Onlinehandel. Noch nie habe die Post so viele Pakete wie in diesem Jahr ausgeliefert.