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Kontaktaufnahme in der Zeltstadt

Die Konaktiva mit 13.000 teilnehmenden Studenten aus dem gesamten Bundesgebiet ist die größte ausschließlich von Studenten veranstaltete Firmenkontaktmesse Deutschlands. In einer Zeltstadt mitten in der Darmstädter Innenstadt präsentierten sich drei Tage lang knapp 200 Firmen.

Von Ludger Fittkau |
    "Die meisten Unternehmen wissen auch gar nicht, das wir das ehrenamtlich neben dem Studium machen, weil sie so eine Professionalität nicht gewöhnt sind und das schon mal gar nicht von Studenten, die auch noch umsonst arbeiten."

    "Habe den Arbeitsaufwand ein bisschen unterschätzt, aber bin bisher auf jeden Fall von dem, was bisher dabei rumgekommen ist, sehr zufrieden."

    Franziska Schöber und Jan Kahle und gehören zu der 30-köpfigen Gruppe Studierender an der TU Darmstadt, die die diesjährige Konaktiva organisieren - ehrenamtlich und unentgeltlich. Die Konaktiva, an der fast 200 Unternehmen und 13.000 Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet teilnehmen werden, ist die größte ausschließlich von Studierenden veranstaltete Kontaktmesse Deutschlands.

    "Ich denke, für die Studenten ist das eine super Sache, mal die Unternehmen kennen zu lernen, mit den Unternehmen persönlich zu sprechen, ist schon ein bisschen angenehmer, als nur in diesen Online-Jobportalen rumzuklicken."

    "Die Messe selbst ist kostenlos für Studenten, und das ganze Geld, was wir einnehmen, wird wieder für das nächste Jahr für die ganzen Ausgaben verwendet. Wir machen keinen Gewinn damit."

    In fünf großen Zelten mitten in der Darmstädter Innenstadt sucht in den nächsten drei Tagen beispielsweise die Europäische Raumfahrt-Agentur Kontakt zu angehenden Nachrichtentechnikern oder Astronomen. Der Bundesnachrichtendienst sucht Nachwuchsagenten mit Elektrotechnik-Kenntnissen.

    Aus dem französischen Clermont-Ferrant ist Maxim Roland angereist. Er hat selbst in Darmstadt studiert und durch eine Kontaktmesse einen Job bei der Reifenfirma Michelin bekommen - und sucht nun Mitarbeiter für die Forschungsabteilung der Firma:

    "Aus meiner Sicht, wir suchen Maschinenbauer mit Motivation für Automobile generell."

    Ein Pianospieler untermalt die Pause im Cateringzelt, während nebenan
    ein eigenes Zelt mit etwa 30 Tischgruppen zwischen Stoff-Trennwänden aufgebaut ist - für Einzelgespräche zwischen Studierenden und Firmenvertretern. Kathrin Hauschild, die jetzt einen Job bei der Deutschen Bank hat und den Stand des Unternehmens bei der Kontaktmesse betreut, hat sich hier noch im letzten Jahr selbst beworben:

    "Letztes Jahr hatte ich vier Einzelgespräche an einem Tag. Damals war ich Praktikantin bei der Deutschen Bank, habe mich aber noch bei anderen Firmen beworben. Deswegen habe ich hier nicht nach der Deutschen Bank Ausschau gehalten."

    Um sich auf die Einzelgespräche einzustimmen, können Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet in Darmstadt an speziellen Vorbereitungsveranstaltungen teilnehmen, den so genannten warm ups. Franziska Schober:

    "Zweimal im Jahr findet das 'warm up' statt, einmal im Winter und einmal zum Sommer hin. da finden Workshops statt, Lebenslaufchecks, Bewerbungstraining, da können sich die Studenten anmelden, das ist auch kostenlos für die Studenten. Da kommen Unternehmensvertreter vorbei und halten ganztägige Workshops. Das ist auch eine gute Vorbereitung für die Messen, deswegen wurde es auch ursprünglich eingeführt, weil viele Studenten zur Messe kamen und gar nicht wussten, wie sie sich den Firmen gegenüber verhalten sollten und deswegen haben wir die 'warm ups' eingeführt."

    Die Darmstädter Konaktiva ist inzwischen europaweit mit anderen Kontaktmessen vernetzt. Der Darmstädter Oberbürgermeister Walter Hoffmann, der die Konaktiva eröffnete, denkt nun sogar darüber nach, die 15 Partnerstädte der Stadt in die Messe einzubeziehen, vom österreichischen Graz bis zum spanischen Logono:

    "Ich glaube das wäre für die Wirtschaftsförderung und die Intensivierung des Austauschs zwischen den Städten eigentlich eine gelungene Sache."

    Doch der Darmstädter Uni-Präsident Johann-Dietrich Wörner sieht dunkle Wolken über der studentisch organisierten Unternehmenskontaktmesse Konaktiva aufziehen. Der Grund: die geplanten Studiengebühren in Hessen:

    "Und ein Studium an einer Technischen Universität ist schon von vorneherein sehr anstrengend, so dass ich durchaus befürchte, dass dann die Bereitschaft zu einem Ehrenamt jenseits des Studiums geringer ausfällt."