Pünktlich um zehn vor acht Uhr morgens schließt Emine Aydemir die Haustür auf, geht die Treppe hoch. Die zierliche Frau trägt Jeans und Trenchcoat – ihre Haare sind mit einem schwarzen Kopftuch bedeckt. Das "Hayat" liegt im ersten Stock eines schmucklosen, flachen Betonkastens in Kölns Multikulti-Viertel Ehrenfeld. Die Scheiben sind verspiegelt, die Rollläden heruntergelassen. Niemand soll hereinsehen können. "Männliche Besucher haben keinen Zutritt zum Damenstudio", steht oben auf der Eingangstür. Emine Aydemir zeigt auf eine Klingel mit der Aufschrift "Männer":
"Wenn jetzt der Postbote oder andere Lieferanten kommen, dann müssen die erst einmal klingeln, dann kommen wir raus, empfangen die halt draußen."
Emine Aydemir geht hinter die hölzerne Empfangstheke am Eingang, schaltet den Computer ein. Das Studio ist rund 120 Quadratmeter groß, dicht an dicht stehen Crosstrainer, Beinpressen und Laufbänder.
Seit 20 Minuten schwitzt die erste Kundin, die 23-jährige Arslan, auf dem Hometrainer – die Studentin will noch vor der ersten Vorlesung trainieren. Sie trägt eine schwarze Jogginghose und ein loses T-Shirt. Die langen braunen Locken fallen ihr in die Stirn. Das Kopftuch, das sie draußen immer trägt, braucht sie hier nicht, sagt sie, und tritt in die Pedale.
"Das Problem ist: Es gibt ja auch andere Frauen-Fitness-Studios. Aber da kann zum Beispiel mal eine Trainerin schon mal nicht kommen, dann springt dafür ein Herr ein. Ich habe damit schon schlechte Erfahrungen gemacht."
Emine Aydemir, nun selbst in Jogginganzug und mit offenen Haaren, steht an der Rezeption, gibt einer Kundin einen Schlüssel für die Umkleidekabine. Die 42-Jährige kam in den 70er-Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach der Geburt ihrer beiden Söhne hatte sie sich in einem herkömmlichen Fitnessstudio angemeldet und wurde schief angeguckt mit ihrem Kopftuch. Schnell erkannte Emine Aydemir die Marktlücke. Als die Kinder im Teenageralter waren, schrieb sie einen Businessplan und ging zur Bank. Die fand die Geschäftsidee gut und gewährte ihr 60.000 Euro Kredit. Sie mietete ein leer stehendes Studio, kaufte 15 Fitnessgeräte auf Raten und eröffnete das Hayat – als Fitness-Studio speziell für muslimische Frauen.
"Wir kennen Sport halt nicht so. Die meisten Kundinnen haben in ihrem Leben noch nie Sport gemacht. Bei den Deutschen ist das ja ganz selbstverständlich, Sport gehört ins Leben. Aber bei uns ist das Freizeit und noch Luxus dazu. Die muslimischen Frauen kommen ja immer an letzter Stelle. Erst kommt die Familie, Haushalt, Mann, Kinder und die Frau selbst zuletzt. Aber als die hier rein kamen und dieses Angebot angenommen haben, haben die sich danach so gut gefühlt, nach Sport, Sauna und so, dass die dann halt weiter kommen."
Das Angebot richtet sich allerdings nicht ausschließlich an Musliminnen. Jeder ist hier willkommen, betont Emine Aydemir. Inzwischen hat sie auch rund 50 deutsche Kundinnen. Damit auch Mütter trainieren können, bietet das Hayat jeden Morgen eine Kinderbetreuung im abgetrennten Spielzimmer. Der monatliche Mitgliedsbeitrag für einen Zwei-Jahresvertrag liegt bei 29 Euro. Die Kosten für die Miete, die sieben Trainerinnen, die Raten für die Geräte und die restlichen Betriebsausgaben liegen bei 11.000 Euro pro Monat. Mindestens 300 Kundinnen braucht sie, damit sich das Studio trägt. Seit zwei Jahren sind es 400, sie schreibt also schwarze Zahlen. Der Kredit ist abbezahlt – bald gehören auch die Geräte endgültig ihr.
Im Nachbarraum beginnt der erste Kurs: "Bauch, Oberschenkel, Po" bei einer deutschen Trainerin. Emine steckt den Kopf durch die Tür, nickt den neun Frauen zu, die, so gut es geht, die Tanzschritte nachmachen. Die jüngste Teilnehmerin ist 16, die älteste Anfang 50. Auch wenn die meisten Kundinnen nach wie vor Türkinnen sind, wird selbstverständlich Deutsch gesprochen, sagt Emine, schließt die Tür.
"Weil viele Frauen nicht so gut Deutsch sprechen oder auch die Möglichkeit so nicht haben, weil sie nicht arbeiten oder rausgehen. Und das ist hier halt so eine Möglichkeit, damit sie Deutsch lernen oder weiterkommen. In dem Kursraum muss halt Deutsch gesprochen werden, damit die halt Deutsch lernen können."
Während die Trainerin mit dem zweiten Kurs des Tages beginnt, steigt Emine selbst auf den Cross-Trainer. Mindestens dreimal die Woche nimmt sie sich Zeit dafür. Sie ist jeden Tag bis 22 Uhr hier. "Ohne Sport schaffe ich das nicht", meint sie, stellt die Schwierigkeitsstufe des Geräts ein.
Ihrem Mann und ihren inzwischen erwachsenen Söhnen macht es nichts aus, dass sie spät nach Hause kommt. Sie sind stolz auf mich, sagt die Inhaberin des "Hayat" und stellt den Crosstrainer noch eine Stufe höher ein.
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es gibt ja so ein Sprichwort bei den Deutschen. Ich hatte mir das in den Kopf gesetzt, ich musste das einfach machen."
"Wenn jetzt der Postbote oder andere Lieferanten kommen, dann müssen die erst einmal klingeln, dann kommen wir raus, empfangen die halt draußen."
Emine Aydemir geht hinter die hölzerne Empfangstheke am Eingang, schaltet den Computer ein. Das Studio ist rund 120 Quadratmeter groß, dicht an dicht stehen Crosstrainer, Beinpressen und Laufbänder.
Seit 20 Minuten schwitzt die erste Kundin, die 23-jährige Arslan, auf dem Hometrainer – die Studentin will noch vor der ersten Vorlesung trainieren. Sie trägt eine schwarze Jogginghose und ein loses T-Shirt. Die langen braunen Locken fallen ihr in die Stirn. Das Kopftuch, das sie draußen immer trägt, braucht sie hier nicht, sagt sie, und tritt in die Pedale.
"Das Problem ist: Es gibt ja auch andere Frauen-Fitness-Studios. Aber da kann zum Beispiel mal eine Trainerin schon mal nicht kommen, dann springt dafür ein Herr ein. Ich habe damit schon schlechte Erfahrungen gemacht."
Emine Aydemir, nun selbst in Jogginganzug und mit offenen Haaren, steht an der Rezeption, gibt einer Kundin einen Schlüssel für die Umkleidekabine. Die 42-Jährige kam in den 70er-Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach der Geburt ihrer beiden Söhne hatte sie sich in einem herkömmlichen Fitnessstudio angemeldet und wurde schief angeguckt mit ihrem Kopftuch. Schnell erkannte Emine Aydemir die Marktlücke. Als die Kinder im Teenageralter waren, schrieb sie einen Businessplan und ging zur Bank. Die fand die Geschäftsidee gut und gewährte ihr 60.000 Euro Kredit. Sie mietete ein leer stehendes Studio, kaufte 15 Fitnessgeräte auf Raten und eröffnete das Hayat – als Fitness-Studio speziell für muslimische Frauen.
"Wir kennen Sport halt nicht so. Die meisten Kundinnen haben in ihrem Leben noch nie Sport gemacht. Bei den Deutschen ist das ja ganz selbstverständlich, Sport gehört ins Leben. Aber bei uns ist das Freizeit und noch Luxus dazu. Die muslimischen Frauen kommen ja immer an letzter Stelle. Erst kommt die Familie, Haushalt, Mann, Kinder und die Frau selbst zuletzt. Aber als die hier rein kamen und dieses Angebot angenommen haben, haben die sich danach so gut gefühlt, nach Sport, Sauna und so, dass die dann halt weiter kommen."
Das Angebot richtet sich allerdings nicht ausschließlich an Musliminnen. Jeder ist hier willkommen, betont Emine Aydemir. Inzwischen hat sie auch rund 50 deutsche Kundinnen. Damit auch Mütter trainieren können, bietet das Hayat jeden Morgen eine Kinderbetreuung im abgetrennten Spielzimmer. Der monatliche Mitgliedsbeitrag für einen Zwei-Jahresvertrag liegt bei 29 Euro. Die Kosten für die Miete, die sieben Trainerinnen, die Raten für die Geräte und die restlichen Betriebsausgaben liegen bei 11.000 Euro pro Monat. Mindestens 300 Kundinnen braucht sie, damit sich das Studio trägt. Seit zwei Jahren sind es 400, sie schreibt also schwarze Zahlen. Der Kredit ist abbezahlt – bald gehören auch die Geräte endgültig ihr.
Im Nachbarraum beginnt der erste Kurs: "Bauch, Oberschenkel, Po" bei einer deutschen Trainerin. Emine steckt den Kopf durch die Tür, nickt den neun Frauen zu, die, so gut es geht, die Tanzschritte nachmachen. Die jüngste Teilnehmerin ist 16, die älteste Anfang 50. Auch wenn die meisten Kundinnen nach wie vor Türkinnen sind, wird selbstverständlich Deutsch gesprochen, sagt Emine, schließt die Tür.
"Weil viele Frauen nicht so gut Deutsch sprechen oder auch die Möglichkeit so nicht haben, weil sie nicht arbeiten oder rausgehen. Und das ist hier halt so eine Möglichkeit, damit sie Deutsch lernen oder weiterkommen. In dem Kursraum muss halt Deutsch gesprochen werden, damit die halt Deutsch lernen können."
Während die Trainerin mit dem zweiten Kurs des Tages beginnt, steigt Emine selbst auf den Cross-Trainer. Mindestens dreimal die Woche nimmt sie sich Zeit dafür. Sie ist jeden Tag bis 22 Uhr hier. "Ohne Sport schaffe ich das nicht", meint sie, stellt die Schwierigkeitsstufe des Geräts ein.
Ihrem Mann und ihren inzwischen erwachsenen Söhnen macht es nichts aus, dass sie spät nach Hause kommt. Sie sind stolz auf mich, sagt die Inhaberin des "Hayat" und stellt den Crosstrainer noch eine Stufe höher ein.
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es gibt ja so ein Sprichwort bei den Deutschen. Ich hatte mir das in den Kopf gesetzt, ich musste das einfach machen."