Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Koreakonflikt
Wie nachhaltig sind die Spiele?

Die Olympischen Spiele sind über die Bühne gegangen - ohne Zwischenfälle und eine weitere Eskalation des schwelenden Konflikts zwischen Nord- und Südkorea. Im Gegenteil: In den vergangenen zwei Wochen entspannte sich Lage. Haben die Spiele von Pyeongchang beide Staaten tatsächlich näher zusammen gebracht?

Von Frank Hollmann | 26.02.2018
    Closing Ceremony,Schlussfeier. Einmarsch der Sportler aus Nodkorea und Suedkorea. PyeongChang Olympic Stadium. am 25.02.2018. Olympische Winterspiele 2018, vom 09.02. - 25.02.2018 in PyeongChang/ Suedkorea. *** Closing Ceremony Closing Ceremony Nodkorea and South Korea Athletes Entering PyeongChang Olympic Stadium on 25 02 2018 2018 Winter Olympics from 09 02 25 02 2018 in PyeongChang South Korea
    Athleten aus Nord- und Südkorea bei der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. (Imago)
    Als in Pyeongchang die Olympische Flamme erlischt, sind auch Olympiafans in der Hauptstadt dabei. Sie verfolgen die Schlussfeier beim Public Viewing an einer Eislaufbahn: "Ich konnte leider nicht nach Pyeongchang fahren, aber ich hab viel im Fernsehen gesehen. Mir hat das unglaublich Spaß gemacht."
    "Ich bin sehr zufrieden. Es gab so viele Veranstaltungen rund um die Spiele, Konzerte, Kultur auch hier in Seoul. Das waren sehr gute Olympische Spiele." "Ich hatte sehr viel Spaß. Wir haben zum ersten Mal Medaillen im Snowboard oder im Skeleton gewonnen, das war großartig. Ich bin ein Sportfan, ich habe mir fast alles im Fernsehen angesehen. Ich freue mich für mein Land und für unsere Athleten."
    "Ich glaube, Pyeonchang waren tolle Spiele. Bei uns gab es vorher große Bedenken, dass wir doch keine große Wintersport-Nation seien, dass unsere Anlagen nicht gut genug sein könnten. Aber jetzt glauben alle, dass es richtig gute Spiele waren. Wir sind sehr zufrieden."
    Doch es gibt auch Kritik an den "Polympics", den politischen Spielen. Nordkorea habe die Spiele Südkoreas bestimmt, mit seinen Cheerleadern, dem gemeinsamen Frauen-Eishockey-Team, mit dem Besuch der Schwester von Machthaber Kim Jong-un im Präsidentenpalast in Seoul.
    Ist ein Dialog mit Nordkorea möglich?
    Moon Jae-in, der liberale Präsident des Südens, glaubt an Annäherung durch Dialog, an Entspannung durch Gespräche. Kang Cheol-hwan vom Zentrum für Nord Korea-Strategien hält das für eine Illusion. Er sagt: "Unsere aktuelle Regierung zeigt sich dem Kim-Regime gegenüber gesprächsbereit, anders als ihre Vorgängerinnen. Aber sie versteht nicht, dass Gespräche noch lange keinen Frieden bedeuten. Auf Dauer kann man mit Nordkorea keinen vernünftigen Dialog führen, das hat die Vergangenheit bewiesen. Die einzige Lösung ist der Zusammenbruch des Kim-Regimes."
    Südkoreas Präsident Moon Jae-in steht vor einer Herkules-Aufgabe, schreibt am Tag nach der Schlussfeier die "Korea Times". Wegen der Spiele haben die USA die gemeinsamen Frühjahrsmanöver mit Südkorea verschoben, nach den Paralympics aber Ende März sollen sie stattfinden. Die Regierung Trump will den Druck auf Nordkorea nicht lockern, will die Sanktionen sogar noch verschärfen. Und auch der Norden provoziert weiter, schickte zur Schlussfeier Kim Yong Chol. Er soll verantwortlich sein für die Versenkung eines südkoreanischen Marineschiffes und 50 Tote.
    Und auch Südkoreas Verhältnis zu seinen asiatischen Nachbarn ist angespannt. China straft Unternehmen ab, weil Südkorea einen amerikanischen Raketenschirm installieren ließ, mit Japan streitet man sich um Inseln.
    Spiele haben Tür zur Entspannung einen Spalt geöffnet
    Die Spiele von Pyeongchang haben die Tür zur Entspannung einen Spalt geöffnet, aber die Tür könnte schnell wieder zufallen, mahnt Kang Cheol-hwan vom Zentrum für Nord Korea-Strategien: "Eigentlich gebe es jetzt eine gute Chance, auf die Wiedervereinigung hinzuarbeiten. Aber dazu müsste unsere Regierung versuchen, einen Keil zwischen dem Kim-Regime und der Bevölkerung im Norden zu treiben. Das tut sie nicht. Deshalb glaube ich nicht an Schritte hin zur Einheit. Schade."