"Ich kann mir das alles, wenn ich ehrlich bin, nicht richtig erklären. Die Zustände sind unglaublich. Teile des Gebäudes gammeln vor sich hin. Nehmen Sie nur die Toiletten oder den Eingang. Seit drei Jahren ist die Fassade mit einem Baugerüst zugestellt. Da arbeitet niemand und keine Hinweistafel erklärt, wann die Arbeiten beginnen oder enden. Dabei ist dieser Palazzo ein Juwel der italienische Baukunst."
Der Mailänder Kunsthistoriker Carlo Manfredini spricht über den Palazzo di Brera, ein großer Gebäudekomplex, der im 17. Jahrhundert von dem bekannten Baumeister Francesco Maria Ricci seine heutige Form erhielt. In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts wurden in dem Palazzo die Akademie der schönen Künste und, auf Anweisung der auch über Mailand regierenden Kaiserin Maria Theresia von Österreich, die heute weltberühmte Pinakothek eingerichtet . Sie ist noch immer eine der wichtigsten Gemäldesammlungen Italiens, mit rund 210 Tausend Besuchern jährlich. Ein touristischer Magnet erster Güte, doch schaut man sich das Gebäude der Akademie und der Pinakothek von außen und innen an, ganz zu schweigen von dem heruntergekommenen botanischen Garten, kann es einem grausen, schimpft Carlo Manfredini:
"Erst kürzlich erschienen hier Kommunalpolitiker, um sich das ganze Ausmaß der Schlampigkeit anzuschauen, denn schauen Sie, neben der Galleria Borghese in Rom und den Uffizien in Florenz ist die Brera eines der wichtigsten Ziele für Kunstfreunde in Italien. Aber im Vergleich zu diesen beiden anderen Kunstsammlungen geht es hier wie in einem, sagen wir, Entwicklungsland zu. Ich weiß wirklich nicht, was man und vor allem wo man hier anfangen muss, um etwas zu ändern."
Der Besucher der Brera stößt zunächst auf das vergammelte Häuschen des Wärters am Eingang. An Samstag en ist das Museum ganz geschlossen. N ur werktags zwischen 8 und 13.50 Uhr kann man die Sammlungen besichtigen. Lächerliche Öffnungszeiten für ein Haus mit Werken von Annibale Carracci und Paolo Veronese, von Lorenzo Lotto, Tintoretto, Bernardo Daddi und anderen Meistern der italienischen Kunstgeschichte. Im Innenhof erhebt sich eines der wichtigsten Bildwerke des klassizistischen Bildhauers Antonio Canova, seine über zwei Meter hohe Napoleonskulptur. Ihr Kopf, ihre Schultern, das Gesicht und der mächtige Brustkorb sind über und über mit Vogelmist bedeckt. Die anderen Skulpturen im Innenhof werden ebenfalls von Tauben als Toilette benutzt.
Auch im Innern der Pinakothek kommen nicht unbedingt Glücksgefühle auf: die alte Lampen erzeugen einen milchig-düsteren Effekt. Die Farben der Gemälde wirken seltsam matt und die Augen der Besucher ermüden schnell.
Können Sie hier in ein oder zwei Sätzen sagen, warum das so ist? Kein Geld, keine Lust ..
Aldo Bassetti will jetzt in der Brera, die von Italiens Medien bereits als "Kulturskandal" bezeichnet wird, aufräumen. Der Mailänder Unternehmer ist der neue Präsident der Vereinigung der ³Freunde der Brera². Es handelt sich um Sponsoren, die nicht länger schweigen wollen, angesichts der, so Bassetti, unhaltbaren Zustände in einem der wichtigsten Museen Europas.
Dazu die Kunsthistorikern Manuela Rendine:
"Ich kann nur hoffen, dass sich jetzt bald die Zustände in der Brera ändern werden. Die Vereinigung "Freunde der Brera" hat sich unter der neuen Präsidentschaft das Ziel gesetzt, die Pinakothek und den Palazzo zu modernisieren. Das zentrale Problem ist die darin untergebrachte Akademie. Sie sollte eigentlich längst woanders untergebracht sein. Aber es hat sich nichts getan."
Die altehrwürdige Kunstakademie mit ihren rund 3.500 Studenten sollte eigentlich in dem von dem britischen Architektenduo Stirling und Wilford umgebauten Palazzo Citterio untergebracht werden. Aber das Projekt wurde wegen des Widerstandes der Akademiedirektion fallen gelassen. Die "Freunde der Brera" - und mit ihnen Kunsthistoriker und ehemalige Kulturminister wie Alberto Ronchey - fordern die Ausgliederung der auf engstem Raum untergebrachten Kunsthochschule und die umfassende Restaurierung der Pinakothek: mit besserer Beleuchtung und einer museumsdidaktisch moderneren Anordnung der Kunstwerke. Sollte die Kunstakademie nicht woanders untergebracht werden können, bleibt nur die Vergrößerung der Pinakothek, um auf diese Weise ein modernes Kunstmuseums zu schaffen. Der der Brera gegenüberliegende Palazzo Cusani böte sich als Museumsdependance an. Doch dieser Palazzo gehört dem italienischen Heer, das ihn für gelegentliche Empfänge nutzt. Dass die Militärs ausziehen, daran glaubt niemand. In Rom brauchte man immerhin 45 Jahre, um den im Palazzo Barberini, dem Nationalmuseum für alte Kunst, ansässigen Freizeitclub des Heeres endgültig zu vertreiben.
Der Mailänder Kunsthistoriker Carlo Manfredini spricht über den Palazzo di Brera, ein großer Gebäudekomplex, der im 17. Jahrhundert von dem bekannten Baumeister Francesco Maria Ricci seine heutige Form erhielt. In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts wurden in dem Palazzo die Akademie der schönen Künste und, auf Anweisung der auch über Mailand regierenden Kaiserin Maria Theresia von Österreich, die heute weltberühmte Pinakothek eingerichtet . Sie ist noch immer eine der wichtigsten Gemäldesammlungen Italiens, mit rund 210 Tausend Besuchern jährlich. Ein touristischer Magnet erster Güte, doch schaut man sich das Gebäude der Akademie und der Pinakothek von außen und innen an, ganz zu schweigen von dem heruntergekommenen botanischen Garten, kann es einem grausen, schimpft Carlo Manfredini:
"Erst kürzlich erschienen hier Kommunalpolitiker, um sich das ganze Ausmaß der Schlampigkeit anzuschauen, denn schauen Sie, neben der Galleria Borghese in Rom und den Uffizien in Florenz ist die Brera eines der wichtigsten Ziele für Kunstfreunde in Italien. Aber im Vergleich zu diesen beiden anderen Kunstsammlungen geht es hier wie in einem, sagen wir, Entwicklungsland zu. Ich weiß wirklich nicht, was man und vor allem wo man hier anfangen muss, um etwas zu ändern."
Der Besucher der Brera stößt zunächst auf das vergammelte Häuschen des Wärters am Eingang. An Samstag en ist das Museum ganz geschlossen. N ur werktags zwischen 8 und 13.50 Uhr kann man die Sammlungen besichtigen. Lächerliche Öffnungszeiten für ein Haus mit Werken von Annibale Carracci und Paolo Veronese, von Lorenzo Lotto, Tintoretto, Bernardo Daddi und anderen Meistern der italienischen Kunstgeschichte. Im Innenhof erhebt sich eines der wichtigsten Bildwerke des klassizistischen Bildhauers Antonio Canova, seine über zwei Meter hohe Napoleonskulptur. Ihr Kopf, ihre Schultern, das Gesicht und der mächtige Brustkorb sind über und über mit Vogelmist bedeckt. Die anderen Skulpturen im Innenhof werden ebenfalls von Tauben als Toilette benutzt.
Auch im Innern der Pinakothek kommen nicht unbedingt Glücksgefühle auf: die alte Lampen erzeugen einen milchig-düsteren Effekt. Die Farben der Gemälde wirken seltsam matt und die Augen der Besucher ermüden schnell.
Können Sie hier in ein oder zwei Sätzen sagen, warum das so ist? Kein Geld, keine Lust ..
Aldo Bassetti will jetzt in der Brera, die von Italiens Medien bereits als "Kulturskandal" bezeichnet wird, aufräumen. Der Mailänder Unternehmer ist der neue Präsident der Vereinigung der ³Freunde der Brera². Es handelt sich um Sponsoren, die nicht länger schweigen wollen, angesichts der, so Bassetti, unhaltbaren Zustände in einem der wichtigsten Museen Europas.
Dazu die Kunsthistorikern Manuela Rendine:
"Ich kann nur hoffen, dass sich jetzt bald die Zustände in der Brera ändern werden. Die Vereinigung "Freunde der Brera" hat sich unter der neuen Präsidentschaft das Ziel gesetzt, die Pinakothek und den Palazzo zu modernisieren. Das zentrale Problem ist die darin untergebrachte Akademie. Sie sollte eigentlich längst woanders untergebracht sein. Aber es hat sich nichts getan."
Die altehrwürdige Kunstakademie mit ihren rund 3.500 Studenten sollte eigentlich in dem von dem britischen Architektenduo Stirling und Wilford umgebauten Palazzo Citterio untergebracht werden. Aber das Projekt wurde wegen des Widerstandes der Akademiedirektion fallen gelassen. Die "Freunde der Brera" - und mit ihnen Kunsthistoriker und ehemalige Kulturminister wie Alberto Ronchey - fordern die Ausgliederung der auf engstem Raum untergebrachten Kunsthochschule und die umfassende Restaurierung der Pinakothek: mit besserer Beleuchtung und einer museumsdidaktisch moderneren Anordnung der Kunstwerke. Sollte die Kunstakademie nicht woanders untergebracht werden können, bleibt nur die Vergrößerung der Pinakothek, um auf diese Weise ein modernes Kunstmuseums zu schaffen. Der der Brera gegenüberliegende Palazzo Cusani böte sich als Museumsdependance an. Doch dieser Palazzo gehört dem italienischen Heer, das ihn für gelegentliche Empfänge nutzt. Dass die Militärs ausziehen, daran glaubt niemand. In Rom brauchte man immerhin 45 Jahre, um den im Palazzo Barberini, dem Nationalmuseum für alte Kunst, ansässigen Freizeitclub des Heeres endgültig zu vertreiben.