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Kosmetik für das Büro

Die Computer-Messe in München nutzte der Branchenführer Microsoft als Rahmen, um den Verkaufsstart der neuesten Ausgabe seiner Büro-Software Office 2003 bekannt zu geben. Zwar rührte das Unternehmen ordentlich die Werbetrommel für seine Komplettlösung ''Office 2003 System'', die einige Neuerungen und eine obligate Steigerung im schieren Lieferumfang gegenüber dem Vorgänger bietet. Doch ob die Anwender davon wirklich profitieren, bezweifeln Experten indes.

Wolfgang Nitschke |
    Insgesamt 16 verschiedene Komponenten sind im Office-Paket enthalten. Eine Fülle von Programmen, Services und Hilfsmitteln, die wohl kaum ein gewöhnlicher Anwender alle nutzen wird. Wahrscheinlich werden die meisten Menschen, die Office auf ihrem Rechner haben, von vielen Komponenten überhaupt nichts wissen, denn in der Regel arbeitet der User nur mit zehn Prozent der Funktionen seines Office-Paketes. Für Simon Marx, den Produkt-Manager bei Microsoft in Redmond ist das aber kein Widerspruch.

    Wahrscheinlich unterscheiden sich die zehn Prozent, die Sie nutzen, und die zehn Prozent, die ich nutze. Wir haben Hunderte von Millionen Anwender und jeder benutzt unterschiedliche Dinge. Außerdem haben wir verstanden, dass die Leute mehr aus ihrer Software herausholen wollen und deshalb haben wir nun neue Hilfsmittel. Sie müssen nicht mehr durch die Menüs klicken, um Neuigkeiten zu finden – wir bringen die Neuigkeiten zu Ihnen.

    Die sind bei Word, Excel oder PowerPoint nicht direkt auffällig – ein paar Kleinigkeiten haben sich verändert. Beispielsweise lassen sich nun große Präsentationen direkt auf CD speichern. Auffällig viel Neues gibt es hingegen bei Outlook.

    Wir haben viele signifikante Verbesserungen im Outlook. Das ist die wichtigste Anwendung, die die Leute benutzen. Die Hälfte der Zeit, die ein Anwender mit Office arbeitet, nutzt er Outlook. Deshalb haben wir es einfacher gemacht, E-Mails zu lesen, zu sortieren oder zu finden. Wir haben den Spam-Filter verbessert – da gibt es sehr viele Verbesserungen.

    Wichtig ist auch, dass Office nun durchgängig den XML-Standard unterstützt. Man kann ein Word-Dokument oder eine Excell-Tabelle im XML-Format abspeichern und versenden. Dies ist vor allem für Dokumente vorteilhaft, die früher oder später im World Wide Web landen sollen. Und dann gibt es auch neue Komponenten im Office 2003. Info-Path ist eine Software zum Erfassen von strukturierten Daten in Formularen. Beispielsweise können damit in Krankenhäusern Patientendaten erfasst werden, die dann in allen Abteilungen elektronisch verarbeitet in identischer Form vorliegen. Und dann gibt es als Neuheit noch OneNote – einen elektronischen Notizblock, auf den die Entwickler bei Microsoft besonders stolz sind.

    Es gibt wirklich keine andere Anwendung, die auf das Erfassen von Notizen spezialisiert ist, egal ob sie geschrieben, getippt oder gesprochen werden. Man kann die Informationen so erfassen, wie es für einen selber Sinn macht. Das ist sehr interessant für Studenten, die ihr Notebook dafür verwenden können. Aber es ist auch interessant für Akademiker, Ingenieure oder Manager, die ihre Notizen in Sitzungen aufschreiben.

    Im Gegensatz zur Zettelwirtschaft hat OneNote nämlich eine Suchfunktion und wenn man weiß, dass man sich Notizen gemacht hat, kann man einfach nach Schlüsselbegriffen seinen elektronischen Notizblock durchforsten. Gerade mit dieser Anwendung soll natürlich auch dem Tablet-PC zu größeren Verkaufszahlen geholfen werden. Aber nicht nur OneNote, sondern das gesamte Office ist für den TabletPC optimiert. Christian Obermeyr von Microsoft Deutschland.

    Ich habe mit dem TabletPC eine ganz natürliche Form der Eingabe und Office unterstütz diese Eingabemöglichkeiten. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Dokument. Sie müssen Anmerkungen machen und Sie machen die, wie Sie es von einem Blatt Papier gewohnt sind im Word-Dokument, streichen Textstellen durch, machen Anmerkungen – das alles mit ihrem Stift auf dem TabletPC und können dann dies Dokument abspeichern und weiter versenden an denjenigen, der die Korrekturen weiter verarbeiten soll.

    Man braucht also eigentlich auch neue Hardware, um Office 2003 optimal nutzen zu können. Und so schön die neuen Anwendungen auch sind: Der Heimanwender kann sich das neue Office sicher sparen. Sinn macht ein Update nur, wenn man tatsächlich die meiste Zeit mit Outlook arbeitet, denn die Verbesserungen dieser Komponente sind Geld wert. Auch für kleine und mittlere Unternehmen hat Office 2003 sicher einen Mehrwert. Was bleibt ist dann noch eine Anmerkung zu OneNote als dessen eine Zielgruppe Simon Marx ja die Studenten benannt hatte: Office 2003 gibt es wie erwähnt in sechs Varianten – eine davon heißt "Student and Teacher Edition". OneNote ist aber im Lieferumfang des Studenten-Paketes nicht enthalten.