Trepca - immer noch sind viele Kosovaren fest davon überzeugt, dass sich der eigentliche Grund für das Eingreifen der NATO 1999 im Norden der früheren jugoslawischen Provinz findet. Trepca war schon in Titos Tagen der Name des landesweit größten Bergwerkverbunds. Die Ausbeutung der Blei-, Silber- und Zinkvorkommen geht auf die Römerzeit zurück. Nach der Besetzung im Zweiten Weltkrieg hatten sich Hitler und Mussolini darüber gestritten, wem die Erträge der Minen zugutekommen sollten. Wenige Tage später rollten die ersten, mit Erz gefüllten Güterzüge in Richtung Deutsches Reich.
In der jugoslawischen Föderation hatten mehr als 100 Betriebe die hier gewonnenen Metalle verarbeitet. Angeblich soll es sich nach wie vor um die drittreichsten Zinkvorkommen weltweit handeln.
Zehn Jahre nach Beginn der NATO-Luftangriffe sind die meisten Blindgänger geräumt worden. Kosovo ist unabhängig, doch selbst die absurdesten Verschwörungstheorien, die den Kriegsgrund erklären sollen, sind nicht verschwunden. Die Behauptung, dass sich die Amerikaner zusammen mit den Europäern die Minen von Trepca unter den Nagel reißen wollten, ist dafür nur ein Beispiel. Es zeugt von Manipulation und Verdrängung, vom fehlenden Schuldbewusstsein der Täter und der Traumatisierung der Opfer. Sie finden sich, wenn auch in stark unterschiedlichen Zahlen, sowohl auf der albanischen als auch auf der serbischen Seite.
Zumindest den Militärs muss es klar gewesen sein, dass auch unschuldige Zivilisten, dass auch Frauen und Kinder ums Leben kommen würden. Leider liegt das in der Natur von Luftangriffen. Dass viele Politiker aus NATO-Staaten die Dinge nicht zu Ende dachten, dass sie an Präzisionsangriffe glaubten, mag es ihnen erleichtert haben, den folgenschweren Entschluss für die Bombardierung Jugoslawiens zu fassen. Eine wichtige Rolle hatte sicher auch das Bewusstsein vieler europäischer Staaten gespielt, in Bosnien und anderswo versagt zu haben. Man hatte viel zu spät eingegriffen.
Ein Kriegsgrund hatte tatsächlich mit eigenen Interessen der NATO zu tun - die Sorge vor dem Ansehensverlust eines Militärbündnisses, dessen vermeintlicher Erfolg über Jahrzehnte auf Abschreckung beruhte. Wenn man bedenkt, was im Kosovo schon 1998 passierte, zog sich der Entscheidungsprozess dennoch sehr lange hin: 10.000 Menschen wurden vertrieben, viele Kosovo-Albaner terrorisiert, die Jugoslawische Volksarmee verlegte immer mehr Truppen nach Pristina und in andere kosovarische Städte. Aus einem historischen Konflikt, der nach Titos Tod eskalierte, den der serbische Präsident Milosevic mit seiner berüchtigten Rede auf dem Amselfeld Ende der 80er-Jahre anheizte, wurde schleichend ein Krieg. Er hatte lange vor der ersten NATO-Bombardierung begonnen.
Über eineinhalb Jahrzehnte war die albanische Bevölkerungsmehrheit der jugoslawischen Aggression ausschließlich friedlich begegnet, bis etwa Mitte der 90er-Jahre die Befreiungsarmee des Kosovo, UCK auftauchte.
Selbst Massenvertreibungen und die sich häufenden serbischen Übergriffe auf die albanische Bevölkerung hielten die internationale Gemeinschaft nicht davon ab, noch monatelang eine diplomatische Lösung zu suchen. Die Konferenz von Rambouillet scheiterte, weil Milosevic sich weigerte, das Abschlussdokument zu unterzeichnen. Buchstäblich in letzter Minute, kurz vor Beginn der NATO-Luftangriffe, eilte der amerikanische Diplomat Holbrooke nach Belgrad, um Milosevic doch noch umzustimmen - bekanntlich blieb das erfolglos.
Dass bis heute nicht klar ist, warum Milosevic kapitulierte, mag ebenfalls dazu beitragen, dass die balkanischen Verschwörungstheoretiker nicht verstummen. Vielleicht war die Drohung mit dem Einsatz von Bodentruppen entscheidend, möglicherweise gelang es den Russen, Milosevic umzustimmen. Klar war nur seine Strategie zwischen dem Beginn der Bombardierungen und ihrem Ende. Sie zielte darauf ab, die öffentliche Unterstützung für den NATO-Feldzug in einigen Mitgliedsstaaten zu zerstören. Milosevics Propaganda war dazu bestens geeignet - im Gegensatz zu den militärischen Operationen der hoffnungslos unterlegenen jugoslawischen Volksarmee.
In der jugoslawischen Föderation hatten mehr als 100 Betriebe die hier gewonnenen Metalle verarbeitet. Angeblich soll es sich nach wie vor um die drittreichsten Zinkvorkommen weltweit handeln.
Zehn Jahre nach Beginn der NATO-Luftangriffe sind die meisten Blindgänger geräumt worden. Kosovo ist unabhängig, doch selbst die absurdesten Verschwörungstheorien, die den Kriegsgrund erklären sollen, sind nicht verschwunden. Die Behauptung, dass sich die Amerikaner zusammen mit den Europäern die Minen von Trepca unter den Nagel reißen wollten, ist dafür nur ein Beispiel. Es zeugt von Manipulation und Verdrängung, vom fehlenden Schuldbewusstsein der Täter und der Traumatisierung der Opfer. Sie finden sich, wenn auch in stark unterschiedlichen Zahlen, sowohl auf der albanischen als auch auf der serbischen Seite.
Zumindest den Militärs muss es klar gewesen sein, dass auch unschuldige Zivilisten, dass auch Frauen und Kinder ums Leben kommen würden. Leider liegt das in der Natur von Luftangriffen. Dass viele Politiker aus NATO-Staaten die Dinge nicht zu Ende dachten, dass sie an Präzisionsangriffe glaubten, mag es ihnen erleichtert haben, den folgenschweren Entschluss für die Bombardierung Jugoslawiens zu fassen. Eine wichtige Rolle hatte sicher auch das Bewusstsein vieler europäischer Staaten gespielt, in Bosnien und anderswo versagt zu haben. Man hatte viel zu spät eingegriffen.
Ein Kriegsgrund hatte tatsächlich mit eigenen Interessen der NATO zu tun - die Sorge vor dem Ansehensverlust eines Militärbündnisses, dessen vermeintlicher Erfolg über Jahrzehnte auf Abschreckung beruhte. Wenn man bedenkt, was im Kosovo schon 1998 passierte, zog sich der Entscheidungsprozess dennoch sehr lange hin: 10.000 Menschen wurden vertrieben, viele Kosovo-Albaner terrorisiert, die Jugoslawische Volksarmee verlegte immer mehr Truppen nach Pristina und in andere kosovarische Städte. Aus einem historischen Konflikt, der nach Titos Tod eskalierte, den der serbische Präsident Milosevic mit seiner berüchtigten Rede auf dem Amselfeld Ende der 80er-Jahre anheizte, wurde schleichend ein Krieg. Er hatte lange vor der ersten NATO-Bombardierung begonnen.
Über eineinhalb Jahrzehnte war die albanische Bevölkerungsmehrheit der jugoslawischen Aggression ausschließlich friedlich begegnet, bis etwa Mitte der 90er-Jahre die Befreiungsarmee des Kosovo, UCK auftauchte.
Selbst Massenvertreibungen und die sich häufenden serbischen Übergriffe auf die albanische Bevölkerung hielten die internationale Gemeinschaft nicht davon ab, noch monatelang eine diplomatische Lösung zu suchen. Die Konferenz von Rambouillet scheiterte, weil Milosevic sich weigerte, das Abschlussdokument zu unterzeichnen. Buchstäblich in letzter Minute, kurz vor Beginn der NATO-Luftangriffe, eilte der amerikanische Diplomat Holbrooke nach Belgrad, um Milosevic doch noch umzustimmen - bekanntlich blieb das erfolglos.
Dass bis heute nicht klar ist, warum Milosevic kapitulierte, mag ebenfalls dazu beitragen, dass die balkanischen Verschwörungstheoretiker nicht verstummen. Vielleicht war die Drohung mit dem Einsatz von Bodentruppen entscheidend, möglicherweise gelang es den Russen, Milosevic umzustimmen. Klar war nur seine Strategie zwischen dem Beginn der Bombardierungen und ihrem Ende. Sie zielte darauf ab, die öffentliche Unterstützung für den NATO-Feldzug in einigen Mitgliedsstaaten zu zerstören. Milosevics Propaganda war dazu bestens geeignet - im Gegensatz zu den militärischen Operationen der hoffnungslos unterlegenen jugoslawischen Volksarmee.