Tatsächlich klingt es wie ein Wunder: Das kostbare Wasser kommt nämlich aus der Wüste, aus riesigen unterirdischen Speichern in der Sahara, die mit fossilem Grundwasser gefüllt sind. Fossiles Grundwasser stammt aus den Feuchtphasen der letzten Eiszeitperiode, die etwa 15.000 Jahre zurückliegt. Seit 1984 wird an dem Großen Künstlichen Fluss gebaut. Inzwischen sind die ersten beiden Hauptphasen des Projektes abgeschlossen: Ein Pipeline-Netz von 2500 Kilometern Länge pumpt 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Tag aus der Wüste an die Küste. Ein Rohrsegment hat einen Durchmesser von 4,5 Metern, und 500.000 dieser Teile wurden bereits im Sand verbuddelt. Die Libyer stampften dafür eine Betonröhrenfabrik aus dem Boden und legten ein 2000 Kilometer langes Straßennetz in der Wüste an. Bereits jetzt hat der gigantische Kanal 25 Milliarden Dollar gekostet. Wenn in vielleicht 10 Jahren alles komplett ist, wird das Pipeline-Netz 4500 Kilometer lang sein. Knapp sechs Millionen Kubikmeter Wasser sollen dann jeden Tag an die Küste fließen. Eine Bilanzierung des Projektes ist gar nicht so einfach: Die großen Küstenstädte, darunter Tripolis, und bedeutende Industriekomplexe werden mittlerweile mit dem kristallklaren Wüstenwasser versorgt. Städte und Industrie verbrauchen einen Großteil des Wassers, und hier liegt auch das Problem: Es bleibt kaum etwas für die libysche Landwirtschaft übrig. Die ehrgeizigen Pläne, 37.000 große Modellfarmen anzulegen, sind vorerst auf Eis gelegt. Und damit rückt das oberste Ziel, die Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln, in weite Ferne. Viele andere Fragen stellen sich: Wie lange wird das fossile Grundwasser überhaupt reichen? Eine UN-Studie geht davon aus, dass der Wasservorrat 100 bis 200 Jahre reichen wird. Zum Vergleich: Eine weitere endliche Ressource, das Erdöl, wird voraussichtlich noch 47 Jahre halten. Dr. Konrad Schliephake vom Geographischen Institut der Universität Würzburg, der beste deutsche Kenner des libyschen Bewässerungsprojektes, glaubt nicht an eine drohende "ökologische Katastrophe". Denn - so Schliephake - fossiles Wasser habe keine großräumliche Funktion:
"Diese saharischen Grundwasserbecken sind durch Schwellen voneinander getrennt und sind sozusagen in sich autark. Das bedeutet natürlich auch, dass heute in diese saharischen Grundwasserbecken kein Süßwasser mehr einfließt und das bedeutet auch, wenn das Süßwasser abgepumpt ist, ist es alle, jedenfalls bis zur nächsten Regenzeit, die vielleicht in 20.000 Jahren kommt."
Ein weiteres Argument der Kritiker, der steigende Salzgehalt des Großen Flusses gefährde das gesamte Projekt, hat sich bisher auch noch nicht erhärtet. Bei der Süßwasserförderung in der Sahara ist bisher keinerlei Versalzung eingetreten. Ein nicht zu leugnendes Problem mit ökologischen Folgen ist das Absinken des Grundwassers. Der artesische Druck, der bisher das Wasser ohne künstliche Hilfe an die Oberfläche steigen ließ, hat sich in den Oasen, die in der Nähe der angezapften Grundwasserbecken liegen, bereits vermindert. Dort muss das Wasser nun wegen des Druckabfalls an die Oberfläche gepumpt werden. Andererseits hat sich Revolutionsführer Gaddafi mit seinen Ölmilliarden keine goldenen Präsidentenpaläste in die Wüste gesetzt, sondern eine gigantische Infrastruktur zur Wasserverteilung geschaffen. Libysche Fachleute lassen sich schon gar nicht mehr auf die Diskussion über die Endlichkeit der ausgebeuteten Ressourcen ein. Ihnen geht es darum, für das Hier und Heute die günstigste Lösung der Wasser- und Entwicklungsprobleme zu finden. Im Vergleich mit der Wassereinfuhr aus anderen Ländern oder mit der Meerwasserentsalzung sei die Anzapfung der Grundwasserreservoirs die günstigste Lösung. Chefingenieur Sweidhi vom Quarabulli-Wasserreservoir fasst das so zusammen:
"Unmengen von Wasser lagern in unserer Wüste, okay?! Und wir hier an der Küste leiden unter extremen Wassermangel. Da stellt sich doch nicht die Frage, ob wir das Wasser unter Naturschutz stellen sollen oder nicht!"
Professor Schliephake von der Universität Würzburg ärgert sich immer wieder über das zweierlei Maß, mit dem solche Projekte bei uns in der westlichen und bei "denen" in der Dritten Welt beurteilt werden. Und immer wieder komme die Frage - so Schliephake - was denn passiere, wenn die saharischen Grundwasservorräte erschöpft seien:
"Da komme ich mit einer Gegenfrage: Wir bauen ja weiterhin bei uns wundervolle Autobahnen. Wir sagen, dass gehört zu unserem Lebensstil und das brauchen wir. Wir wissen auch, dass in 47 Jahren Erdöl und Erdgas alle sind. Das fossile Grundwasser in der libyschen Sahara reicht bestimmt noch 100, wenn nicht 150 Jahre. Also sollten wir uns erst einmal die Frage stellen, warum wir noch Autobahnen bauen? Wir sprechen von Endlichkeit der Ressourcen, nachhaltigem Wirtschaften, aber andererseits vergeuden wir unsere energetischen Ressourcen, um mit einem GTI auf der Autobahn rumzuschrubben oder um jeden Tag zwei Mal heiß zu duschen. Aber wehe, wenn ein anderer sagt: Ich will mit meinen Ressourcen, immerhin in meinem Land und ich nehme es ja keinem weg, eigentlich auch das machen, was ich gerne möchte. Das ist falsch? Ist es falsch? Die Frage müssen wir uns doch stellen."
"Diese saharischen Grundwasserbecken sind durch Schwellen voneinander getrennt und sind sozusagen in sich autark. Das bedeutet natürlich auch, dass heute in diese saharischen Grundwasserbecken kein Süßwasser mehr einfließt und das bedeutet auch, wenn das Süßwasser abgepumpt ist, ist es alle, jedenfalls bis zur nächsten Regenzeit, die vielleicht in 20.000 Jahren kommt."
Ein weiteres Argument der Kritiker, der steigende Salzgehalt des Großen Flusses gefährde das gesamte Projekt, hat sich bisher auch noch nicht erhärtet. Bei der Süßwasserförderung in der Sahara ist bisher keinerlei Versalzung eingetreten. Ein nicht zu leugnendes Problem mit ökologischen Folgen ist das Absinken des Grundwassers. Der artesische Druck, der bisher das Wasser ohne künstliche Hilfe an die Oberfläche steigen ließ, hat sich in den Oasen, die in der Nähe der angezapften Grundwasserbecken liegen, bereits vermindert. Dort muss das Wasser nun wegen des Druckabfalls an die Oberfläche gepumpt werden. Andererseits hat sich Revolutionsführer Gaddafi mit seinen Ölmilliarden keine goldenen Präsidentenpaläste in die Wüste gesetzt, sondern eine gigantische Infrastruktur zur Wasserverteilung geschaffen. Libysche Fachleute lassen sich schon gar nicht mehr auf die Diskussion über die Endlichkeit der ausgebeuteten Ressourcen ein. Ihnen geht es darum, für das Hier und Heute die günstigste Lösung der Wasser- und Entwicklungsprobleme zu finden. Im Vergleich mit der Wassereinfuhr aus anderen Ländern oder mit der Meerwasserentsalzung sei die Anzapfung der Grundwasserreservoirs die günstigste Lösung. Chefingenieur Sweidhi vom Quarabulli-Wasserreservoir fasst das so zusammen:
"Unmengen von Wasser lagern in unserer Wüste, okay?! Und wir hier an der Küste leiden unter extremen Wassermangel. Da stellt sich doch nicht die Frage, ob wir das Wasser unter Naturschutz stellen sollen oder nicht!"
Professor Schliephake von der Universität Würzburg ärgert sich immer wieder über das zweierlei Maß, mit dem solche Projekte bei uns in der westlichen und bei "denen" in der Dritten Welt beurteilt werden. Und immer wieder komme die Frage - so Schliephake - was denn passiere, wenn die saharischen Grundwasservorräte erschöpft seien:
"Da komme ich mit einer Gegenfrage: Wir bauen ja weiterhin bei uns wundervolle Autobahnen. Wir sagen, dass gehört zu unserem Lebensstil und das brauchen wir. Wir wissen auch, dass in 47 Jahren Erdöl und Erdgas alle sind. Das fossile Grundwasser in der libyschen Sahara reicht bestimmt noch 100, wenn nicht 150 Jahre. Also sollten wir uns erst einmal die Frage stellen, warum wir noch Autobahnen bauen? Wir sprechen von Endlichkeit der Ressourcen, nachhaltigem Wirtschaften, aber andererseits vergeuden wir unsere energetischen Ressourcen, um mit einem GTI auf der Autobahn rumzuschrubben oder um jeden Tag zwei Mal heiß zu duschen. Aber wehe, wenn ein anderer sagt: Ich will mit meinen Ressourcen, immerhin in meinem Land und ich nehme es ja keinem weg, eigentlich auch das machen, was ich gerne möchte. Das ist falsch? Ist es falsch? Die Frage müssen wir uns doch stellen."