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Kostbares Wasser

Ökologie. - In Aachen fand jetzt wieder das internationale Gewässer-Symposium statt. Themen waren unter anderem der Zustand der deutschen Gewässer und rechnergestützte Möglichkeiten, die Gewässergüte vorherzusagen.

03.01.2002
    Gewässergüte ist nicht gleich Wasserqualität, denn die bezieht sich strenggenommen nur auf Trinkwasser im Versorgungskreislauf. Die Gewässergüte betrachtet dagegen alle Fließgewässer und wird durch eine EU-Rahmenrichtlinie allgemein geregelt. Danach ist die Güte dann in Ordnung, wenn das Gewässer ökologisch gesund ist. Doch bei der Bestimmung des ökologischen Wertes, im Detail also, sitzt der Teufel. "Wenn Sie es chemisch, biologisch, physikalisch, morphologisch nehmen, haben sie bei Gewässern rund 30 Elemente zu betrachten, die sie müssen auch in eine mathematische Formulierung packen müssen", erklärt Professor Jürgen Köngeter vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen. Will man aber mehr als eine einfache Betrachtung des gegenwärtigen Zustands, muss die mathematische Gleichung in einen Algorithmus, also ein Computermodell, überführt werden, mit dem der Rechner problemlos und kostengünstig eine Prognose wagen kann. "Wir wollen ja mehr als nur darstellen, wir wollen ein Prognoseinstrument haben, mit denen wir sagen können, was wäre wenn", so Köngeter.

    Am Beispiel der Spree haben die Aachener gerade eine entsprechende Computersimulation abgeschlossen. Der Fluss durchfließt eine abwechslungsreiche Landschaft bevor er Berlin erreicht. "Sie entspringt im östlichen Erzgebirge und fließt dann erst durch Sachsen, bevor sie in das Lausitzer Bergbaugebiet kommt, das von der DDR extensiv genutzt wurde", erklärt Köngeter. Der Braunkohleabbau hat dort auf einer Fläche so groß wie das Saarland zu erheblichen Grundwasserabsenkungen geführt. Mit dem Ende des Bergbaus ergab sich für die Aachener das Problem vorherzusagen, welche Folgen dieses Ereignis für den Wasserhaushalt des Gebietes hatte. Für die Spree gibt es Entwarnung, so lange der Spreewald nicht kaputt geht, wird der Fluss weiterhin im Gleichgewicht bleiben. Auch für andere Flüsse wird das Spree-Modell angewandt. Die Chinesen zeigen Interesse und auch die rheinische Wupper wurde bereits einer Modellierung unterworfen. Daraus geht hervor, dass der früher wegen seiner extremen Verschmutzung berüchtigte Nebenfluss des Rheins künftig eher durch seine Wassertemperatur Probleme bekommen wird. Auf Dauer kann er sich sommerliche 25 bis 27 Grad nicht erlauben. Das Aachener Modell führt in diesem Fall dazu, dass die ansässigen Betriebe ins Gebet genommen werden.

    [Quelle: Kay Müllges]