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Kosten sparen und Streit vermeiden

Mediation – diesen Begriff kennen mittlerweile viele aus ihrem Privatbereich, zum Beispiel, wenn es darum geht, zerstrittene Ehepaare vor dem Scheidungsrichter zu bewahren. Auch in Wirtschaftsunternehmen kann Mediation angewendet werden, dann geht es jedoch meist weniger um Trennungen als vielmehr um gütliche Einigungen, um die Schlichtung von Streitigkeiten im Büro, um die Aushandlung von Verträgen oder Gehaltserhöhungen. Das Hamburger Institut für Weiterbildung bietet Interessenten ab Herbst an mehreren Wochenenden einen Einführungskurs in die Wirtschaftsmediation.

Von Dorothea Heintze |
    Wenn Sie einfach überlegen, wer kocht bei Ihnen im Unternehmen den Kaffee, dann sind es häufig die Frauen, und in den seltensten Fällen machen die das ganz gerne. Männer finden immer eine Lösung, wie sie nicht Kaffee kochen müssen, und wenn Sie als Führungskraft, dann nicht aufmerksam sind und erkennen, wann der Konflikt anbrennt, dann haben Sie ein Problem.

    Andreas Honert leitet beim Hamburger Medienkonzern Gruner und Jahr den Einkauf, die Betriebskantine und den internen Post/Botenbereich. 59 Mitarbeiter gehören zu seiner Abteilung, tagtäglich muss er sich da mit Konflikten auseinandersetzen. Doch der 40jährige Manager hat eine Zusatzausbildung, die ihm einiges im Arbeitsalltag erleichtert: Er ist Wirtschaftsmediator. Ein Jahr lang absolvierte er die nebenberufliche Ausbildung an der privaten Akademie für Wirtschaftsmediation von Hertel in Hamburg. Vielen Situationen in seinem Arbeitsalltag ist er dank dieser Ausbildung besser gewachsen:

    Das fing vor einiger Zeit damit an, dass ich zwei Mitarbeiter, die sich über die Urlaubsplanung so gestritten haben, dass sie miteinander nicht mehr sprechen wollten, durch mediative Techniken motivieren konnte, wieder miteinander zu sprechen und auch das Problem, nämlich die Urlaubsplanung gemeinsam zu lösen, so dass sie heute wieder ein Herz und eine Seele sind.

    Eine "friedensstiftende, aussöhnende Vermittlung" heißt Mediation laut Duden. Ursprünglich wurde die deeskalierende Verhandlungstechnik vor allem in der Diplomatie, also in zwischenstaatlichen Konflikten, angewandt. Längst hat sich dies ausgeweitet. So werden in den USA Mediationsverfahren mittlerweile bei vielen Rechtstreitigkeiten zwingend vorgeschrieben. Durch eine vorgerichtliche Einigung erhofft man sich nicht nur Zeit- sondern vor allem auch eine Kostenersparnis. Das Prinzip der Mediation ist immer gleich: Eine neutrale, speziell ausgebildete Person unterstützt beide Parteien so, dass am Ende beide Parteien zufrieden sind, es gibt weder einen Gewinner noch einen Verlierer.

    Das im Herbst in Hamburg beginnende Seminar bietet keine Ausbildung zum Wirtschaftsmediator, aber es gibt Handreichungen und Tipps. Christiane Feldmann ist Gesundheits- und Suchtberaterin in dem Landesbetrieb Krankenhäuser in Hamburg. Sie nahm an dem Infoabend teil, weil sie sich für die Arbeitspraxis Tipps im Umgang mit ihren Kunden erhofft. Während nebenan zu später Stunde bereits die Band aufspielt, erläutert die 43jährig, welche Erwartungen sie mit Wirtschaftsmediation verbindet.

    Ich kann mir das sehr gut vorstellen, das konkret umzusetzen, da ich ständig mit dem Instrument Kommunikation umgehen muss. Von daher hat es einen sehr hohen Stellenwert, gerade weil menschliche Ressourcen heutzutage im Dienstleistungsberuf sehr knapp bemessen sind, dementsprechend auch die Zeit , die letztendlich für Konflikte draufgeht und vielleicht durch eine Mediation, ja, verringert werden kann.

    Reden, reden und nochmals reden ist am wichtigsten. Und zwar möglichst früh, solange der Konflikt nicht eskaliert ist. Renate Spiering ist wie Andreas Honert ausgebildete Wirtschaftsmediatorin und wird im Herbst mit ihm zusammen das Fortbildungsseminar leiten. Seit über 20 Jahren arbeitet sie im Coaching von Führungskräften und weiß:

    Eine wichtige Technik ist, im Deeskalationsverfahren ein Schiff im ruhigen Fahrwasser zu halten, dass also Konflikte bearbeitbar bleiben, in dem Moment, wo ein Schiff in Stromschnellen gerät und auch so kurz vorm Zerdeppern ist, kann man zwar hinterher, wenn es Scherben gegeben hat, Mediation versuchen, aber alles ist viel einfacher und kostengünstiger, zu klären, zu heilen, zu bearbeiten, wenn es soviel wie möglich im ruhigen Fahrwasser geschieht.

    Die Zeiten sind schlecht für viele Wirtschaftsunternehmen und immer wieder hören die Mediatoren, dass man für "so etwas" momentan nun wirklich kein Geld habe. Ein Trugschluss – denn eine erfolgreiche Wirtschaftsmediation wird auch dazu beitragen, die Kosten zu senken. Nur motivierte Mitarbeiter arbeiten effizient.