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Kosten und Nutzen abwägen

Um Grundwasser zu Trinkwasser aufzubereiten, nehmen die Osnabrücker Stadtwerke voraussichtlich Ende März dieses Jahres eine neuartige Nanofiltrationsanlage in Betrieb. Mit einem besonders feinporigen Filter können dann nicht nur Schadstoffe besser entfernt, sondern auch der Kalkgehalt im Wasser deutlich reduziert werden. Die Wasserhärte sinkt dadurch von 27 auf 14 Grad deutscher Härte. Die Anlage kostet ungefähr zwei Millionen Euro. Nach Angaben der Stadtwerke Osnabrück wird dies für die Kunden aber nicht zu höheren Wasserpreisen führen, weil das Unternehmen über genug Eigenmittel verfügt.

Von Ludger Koch |
    Die Osnabrücker stehen mit ihrer Anlage ziemlich allein da. Denn eine zentrale Enthärtung des Trinkwassers gibt es in Deutschland bislang nur in wenigen Fällen. Die meisten Wasserwerke lehnen solche Verfahren vor allem aus Kostengründen ab, erklärt Rainer Ließfeld, Ingenieur beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches, DVGW:

    Ob und wie aufbereitet wird, hängt davon ab, wie die Qualität des gewonnenen Wassers ist. Und da sind wir ja in Deutschland Gott sei Dank noch in der Lage, dass wir Grundwasser sehr häufig noch relativ anthropogen, unbeeinflusst, finden und dass keine oder nur eine Aufbereitung notwendig ist, um Störstoffe natürlicher Art, Eisen, Mangan, aus dem Wasser zu entfernen. Das muss man entfernen, sonst ist das Rohrnetz der Wasserversorgungsunternehmen auf Dauer nicht durchlässig. Es lagert sich dann nämlich im Rohrnetz ab. Wenn wir über Enthärtung reden, dann kommen verschiedene Verfahren in Betracht, die alle sehr aufwändig sind und alle Nebeneffekte haben, die man sehr sorgfältig gegenüber dem Nutzen abwägen muss.

    In Köln zum Beispiel werden beim Trinkwasser 14,1 bis 21 Grad deutscher Härte gemessen, weil es aus kalkhaltigen Bodenschichten gefördert wird. Aus Sicht der dortigen Wasserwerke würde eine zentrale Enthärtung aber wenig Sinn machen. Denn der hierbei anfallende Kalkschlamm wäre nicht so rein, dass er sich industriell verwerten ließe. Dieses Material müsste also entsorgt werden, was mit hohen Kosten verbunden wäre. Außerdem wolle man dem Verbraucher ein möglichst naturbelassenes Trinkwasser bereitstellen. Deshalb werde das unterirdisch geförderte Wasser auch künftig allein durch Aktivkohlefilter gereinigt, aber nicht entkalkt, heißt es bei dem Kölner Wasserversorgungsunternehmen.

    Die Frage, ob Trinkwasser enthärtet werden soll oder nicht, stellt sich vor allem dann, wenn es aus Grundwasser gewonnen wird. Denn im Unterschied zu meist weicherem Talsperrenwasser sind im Grundwasser oft größere Mengen Kalzium und Magnesium enthalten. Diese Mineralien führen zu einem höheren Härtegrad des Wassers. In solchen Versorgungsgebieten kann es an den Anlagen und Leitungen der jeweiligen Wasserwerke in der Regel nicht zu Schäden kommen. Anders stehen die Dinge dagegen in den privaten Haushalten. Denn erst bei Temperaturen ab 50 Grad Celsius setzt sich Kalk ab, bestätigt Rainer Ließfeld vom DVGW:

    Im Kaltwasserbereich generell wird man keinen Härteausfall beobachten. Es ist unter Umständen ein Problem im Warmwasserbereich, bei der Warmwasserbereitung, weil mit zunehmender Temperatur die Löslichkeit von Kalk zurückgeht. Und je wärmer ich das Wasser mache, umso weniger Kalk kann es lösen. Das heißt, das, was im kalten Wasser gelöst war, das fällt bei Erwärmung, das Überschüssige, aus.

    Vor allem in Waschmaschinen und Warmwassergeräten kann es deshalb zu Kalkablagerungen kommen. Als Faustregel gilt, dass bereits ein Millimeter Kalk auf dem Heizkörper eines solchen Geräts dazu führt, dass rund zehn Prozent mehr Energie benötigt werden, um Wasser zu erhitzen. Darüber hinaus droht durch Verkalkung ein vorzeitiger Verschleiß der Geräte. Während sich Kalkrückstände in Waschmaschinen leicht entfernen lassen, indem man von Zeit zu Zeit Entkalkungsmittel einfüllt, ist diese Reinigung bei den meisten Warmwassergeräten um einiges aufwändiger. Viele Boiler und Durchlauferhitzer können nur von Fachleuten entkalkt werden. Weil dies aber jedes Mal etwa 50 bis 70 Euro kostet, wird die Entkalkung solcher Geräte oft vernachlässigt. Es ließe sich also viel Strom und Gas einsparen, wenn die Versorgungsunternehmen von vornherein nur weiches Trinkwasser liefern würden.