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Krabbenfischen mit GPS

Satellitennavigation wie GPS oder das zukünftige europäische Pendant Galileo verbinden viele vor allem mit der Routenplanung im Auto. An der Universität Stuttgart entwickelte eine Arbeitsgruppe aber auch ein integriertes Navigationssystem, das jetzt in der Binnenschifffahrt und in Küstennähe eingesetzt wird. Punktgenau führt es beispielsweise Fischer zu vielversprechenden Fanggründen.

    Gerold Conradi, Vorsitzender der Fischereigenossenschaft von Greetsiel, setzt heute auf Satelliten, um nicht mit leeren Händen zum Heimathafen zurückzukehren. Dabei hilft ihm ein neues Orientierungssystem, das Wissenschaftler der Universität Stuttgart entwickelten. "Im Ruderhaus bildet ein PC elektronische Seekarten ab und zeigt stets die genaue aktuelle Position des Kutters an. Die Navigationsdaten dazu liefern die Satelliten des Globalen Positionierungssystems GPS." Das System ergänze das Parallelverfahren "Shipmate", das ebenfalls die Schiffsposition auf Seekarten abbildet, um hochaktuelle Angaben über Wracks und andere kritische Strukturen, die den Verlust der Fangnetze bedeuten könnten. "Mit diesen Geräten können wir zielgenau jene Fanggründe ansteuern, die in den Vorjahren besonders ertragreich waren", so Conradi.

    Auch das klassische Radar wird in das Orientierungsverfahren an Bord von Conradis Kutter fest eingebunden und blendet den aktuellen Schiffsverkehr in die Seekarten ein. "Die Überlappung von Seekarte und Radarbild bietet den Vorteil, dass Navigationstonnen, die das Radar nicht erfassen kann, dennoch auf den Seekarten verzeichnet sind. So können wir Schifffahrtswege stets sicher aufsuchen", erklärt der Schiffsführer. Die Seekarten selbst gelangen indes nicht via Satellit, sondern per herkömmlicher CD-Rom in den Ruderhaus-PC. Ein in Greetsiel ansässiges Unternehmen spezialisierte sich darauf, das Kartenmaterial stets auf aktuellem Stand zu halten und die Fischer damit zu versorgen. Sobald die Update-CD eingelegt sei, fahre das Schiff mittels zweier backbord und steuerbord montierter GPS-Antennen sowie des am Heck befindlichen GPS-Kompasses bei jedem Wetter quasi wie auf Schienen durch die See, bestätigt der Experte.

    Dennoch sind die Hightechkutter keine Geisterschiffe, deren Mannschaft erst bei Erreichen der Fanggründe aktiv werde: "Letztlich muss der Mensch immer noch die Apparate überwachen." Auch die Seemannskunst geht dabei nicht unter, denn sollten die Satelliten oder der PC an Bord ausfallen, müssen die Fischer immer noch in der Lage sein, auch nur mit Hilfe des klassischen Gyrokompasses zum Heimathafen zu navigieren.

    [Quelle: Peter Welchering]