Giuseppe Garibaldi sorgt in Italien mal wieder für Ärger. Er sei an der Misere des Landes schuld, schimpfen die Politiker der separatistischen Partei Lega Nord, die den Norden vom Süden abspalten will. Um die Wogen zu glätten und den Jahrestag der Landung Garibaldis auf Sizilien mit Würde zu begehen, hat sich Staatspräsident Giorgio Napolitano in die Diskussionen eingeschaltet. Er ruft zur nationalen Einheit auf und widerspricht den Lega-Nord-Politikern, die die Feierlichkeiten für Garibaldi und den Jahrestag der Vereinigung Italiens im nächsten Jahr als überflüssig und zu teuer kritisiert haben.
"Es ist weder Zeit- noch Geldverschwendung, die nationale Einheit zu feiern. Arbeiten wir daran, unsere Probleme zu überwinden, geben wir den verschiedenen Sichtweisen auf die Geschichte Raum, aber ehren wir auch die Patrioten, die vor 150 Jahren aus Genua kamen."
Von Genua segelte Garibaldi mit 1000 Freiwilligen und ebenso vielen völlig veralteten Gewehren Richtung Sizilien. Es war ein waghalsiges Unterfangen und es brauchte Mut, um dabei mitzutun. Was die Lega Nord heute gerne vergisst: Es waren Norditaliener, hauptsächlich Lombarden, Venetier und Piemontesen, die vor 150 Jahren den Weg zur nationalen Einheit ebneten. Erinnert man den Lega-Nord-Anhänger Aldo Breve, der in Como ein Café führt, daran, seufzt er bedauernd auf:
"Wir haben hier die Ärmel hochgekrempelt und mit viel Arbeit im Laufe der Jahrhunderte das erreicht, was wir heute haben: eine Region, die Lombardei, die zu den reichsten in Europa gehört. Wenn wir eine autonome Region wären oder ein autonomer Staat, dann ginge es uns mehr als gut, es ginge uns wunderbar. Folglich haben wir Mühe, hinzunehmen, dass wir die anderen, die nur die Hand aufhalten, mit durchfüttern."
Die anderen, das sind für Aldo Breve die Süditaliener. Das wirtschaftliche Gefälle zwischen dem industrialisierten Norden und dem landwirtschaftlich geprägten Süden konnte in 150 Jahren nicht überwunden werden. Immer noch hängt das finanzielle Überleben von Regionen wie Kalabrien, Apulien, Basilikata oder auch Sizilien an Transferleistungen aus Rom. Das konnte sich Giuseppe Garibaldi freilich nicht ausmalen, als er vor 150 Jahren in Marsala an Land ging.
Bediensteter: "In der Stadt soll es Unruhen gegeben haben, es heißt, überall seien Rebellen aufgetaucht!"
Fürstin: "Garibaldi, in der Stadt wird schon gekämpft, es ist Krieg!"
Priester: "Das ist die Revolution"
Die Revolution beginnt mit Garibaldi, der Sizilien von dem korrupten, rückständigen Regime der Bourbonen befreien will. So sieht es ein Teil der Italiener heute.
"Garibaldi ist eine sympathische Figur, ein Che Guevara des 19. Jahrhunderts",
sagt ein Mailänder. Eine ganz andere Interpretation der Geschichte liefert dagegen ein Süditaliener. Für Francesco Strana war Garibaldi nicht Befreier, sondern Besatzer.
"Als die 1000 Sizilien erobert hatten, enttäuschten die Generäle Garibaldis die Bevölkerung, weil sie ihre Versprechen nicht einhielten. Seitdem hätte man vieles besser machen können, aber das hat man nicht geschafft."
Der Weg zum Nationalstaat ähnelte einem Puzzlespiel: zuerst trat das von Garibaldi "besetzt-befreite" Süditalien dem Königreich Sardinien-Piemont bei, dann zogen die Österreicher aus Norditalien ab und zum Schluss verzichtete der Papst auf seinen Kirchenstaat. Mit der nationalen Einheit verschwanden aber weder die sozialen Konflikte im Land noch Korruption und Misswirtschaft. Und das frustriert viele Bürgerinnen und Bürger heute.
"Wo man hinschaut, sieht man nur schlechtes. Alle Bereiche des politischen und öffentlichen Lebens sind von Betrugsskandalen durchzogen: der Sport, die Kultur, das Gesundheitswesen. Nichts funktioniert so wie es sollte. Und da sollen wir auf die Einheit Italiens stolz sein? Vielleicht sollten wir noch einmal ganz von vorne anfangen."
"Es ist weder Zeit- noch Geldverschwendung, die nationale Einheit zu feiern. Arbeiten wir daran, unsere Probleme zu überwinden, geben wir den verschiedenen Sichtweisen auf die Geschichte Raum, aber ehren wir auch die Patrioten, die vor 150 Jahren aus Genua kamen."
Von Genua segelte Garibaldi mit 1000 Freiwilligen und ebenso vielen völlig veralteten Gewehren Richtung Sizilien. Es war ein waghalsiges Unterfangen und es brauchte Mut, um dabei mitzutun. Was die Lega Nord heute gerne vergisst: Es waren Norditaliener, hauptsächlich Lombarden, Venetier und Piemontesen, die vor 150 Jahren den Weg zur nationalen Einheit ebneten. Erinnert man den Lega-Nord-Anhänger Aldo Breve, der in Como ein Café führt, daran, seufzt er bedauernd auf:
"Wir haben hier die Ärmel hochgekrempelt und mit viel Arbeit im Laufe der Jahrhunderte das erreicht, was wir heute haben: eine Region, die Lombardei, die zu den reichsten in Europa gehört. Wenn wir eine autonome Region wären oder ein autonomer Staat, dann ginge es uns mehr als gut, es ginge uns wunderbar. Folglich haben wir Mühe, hinzunehmen, dass wir die anderen, die nur die Hand aufhalten, mit durchfüttern."
Die anderen, das sind für Aldo Breve die Süditaliener. Das wirtschaftliche Gefälle zwischen dem industrialisierten Norden und dem landwirtschaftlich geprägten Süden konnte in 150 Jahren nicht überwunden werden. Immer noch hängt das finanzielle Überleben von Regionen wie Kalabrien, Apulien, Basilikata oder auch Sizilien an Transferleistungen aus Rom. Das konnte sich Giuseppe Garibaldi freilich nicht ausmalen, als er vor 150 Jahren in Marsala an Land ging.
Bediensteter: "In der Stadt soll es Unruhen gegeben haben, es heißt, überall seien Rebellen aufgetaucht!"
Fürstin: "Garibaldi, in der Stadt wird schon gekämpft, es ist Krieg!"
Priester: "Das ist die Revolution"
Die Revolution beginnt mit Garibaldi, der Sizilien von dem korrupten, rückständigen Regime der Bourbonen befreien will. So sieht es ein Teil der Italiener heute.
"Garibaldi ist eine sympathische Figur, ein Che Guevara des 19. Jahrhunderts",
sagt ein Mailänder. Eine ganz andere Interpretation der Geschichte liefert dagegen ein Süditaliener. Für Francesco Strana war Garibaldi nicht Befreier, sondern Besatzer.
"Als die 1000 Sizilien erobert hatten, enttäuschten die Generäle Garibaldis die Bevölkerung, weil sie ihre Versprechen nicht einhielten. Seitdem hätte man vieles besser machen können, aber das hat man nicht geschafft."
Der Weg zum Nationalstaat ähnelte einem Puzzlespiel: zuerst trat das von Garibaldi "besetzt-befreite" Süditalien dem Königreich Sardinien-Piemont bei, dann zogen die Österreicher aus Norditalien ab und zum Schluss verzichtete der Papst auf seinen Kirchenstaat. Mit der nationalen Einheit verschwanden aber weder die sozialen Konflikte im Land noch Korruption und Misswirtschaft. Und das frustriert viele Bürgerinnen und Bürger heute.
"Wo man hinschaut, sieht man nur schlechtes. Alle Bereiche des politischen und öffentlichen Lebens sind von Betrugsskandalen durchzogen: der Sport, die Kultur, das Gesundheitswesen. Nichts funktioniert so wie es sollte. Und da sollen wir auf die Einheit Italiens stolz sein? Vielleicht sollten wir noch einmal ganz von vorne anfangen."