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Kraftwerk im eigenen Haus

Auf dem Gebiet der stromerzeugenden Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wird derzeit intensiv entwickelt und geforscht, gilt diese Technik doch als besonders umweltfreundlich. Jetzt werden sogar kleine Blockheizkraftwerke für den Kellerbetrieb angeboten. Auf der Umweltmesse "Terratec" in Leipzig spielt dieser Markt bereits eine wichtige Rolle.

Von Annegret Faber |
    Dezentral: So sieht der Energiemarkt der Zukunft aus. Das soll die Botschaft der Leipziger Messe sein. Eine verlockende Botschaft, denn dezentral heißt auch: Unabhängigkeit von den großen Stromkonzernen. Doch ist das tatsächlich möglich? Ja, sagt Ralf Henzler und praktiziert es seit einigen Jahren. Neben Solarzellen auf dem Dach hat er zwei Blockheizkraftwerke im Keller seines Hauses stehen. Damit erzeugt er dezentral Strom und Wärme für mehrere Haushalte.

    "Das Prinzip ist wie in einem normalen Kraftwerk, nur das dort die gesamte Wärme durch die Kühltürme gejagt wird."

    Das geschieht nicht bei einem Blockheizkraftwerk. Hier wird die Wärme für Heizung und Warmwasser genutzt. Außerdem treibt der Motor einen Generator an, der Strom erzeugt. Dieser wird ins Netz eingespeist und der Erzeuger bekommt eine Vergütung von 11 bis 19 Cent, je nach Anlage und Treibstoff. In der Vergangenheit gab es jedoch immer wieder Probleme mit den Stromkonzernen. Sie versuchten das Einspeisen des Stroms zu verhindern. Adi Golbach, der Vorsitzende des Verbandes Kraft Wärme Kopplung gibt Entwarnung:

    "Das ist jetzt alles Schnee von Gestern. Das ist gesetzlich geregelt. Die müssen es aufnehmen, den Strom, und sie müssen auch eine bestimmte Menge vergüten."

    So steht es seit 2009 im Erneuerbaren Energiengesetz. Doch bevor eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage im eigenen Keller arbeitet, muss investiert werden. Ralf Henzler zahlte vor sechs Jahren zirka 30.000 für ein Blockheizkraftwerk und das gesamte Heizungssystem. Hinzu kommen jährlich zirka 500 Euro Wartungskosten. Doch mittlerweile gibt es noch kleinere Systeme die nur halb so viel kosten.

    So genannte Mini-Blockheizkraftwerke. Sie haben ungefähr die Größe eines Kühlschrankes. Die Firma WÄTAS Wärmetauscher Sachsen GmbH hat so ein Mini-BHKW konstruiert.

    "Dieses BHKW ist für Ein- und Zweifamilienhäuser und ist dafür auch ausreichend. Es ist Wärmegeführt und nur wenn Wärme benötigt wird, fällt Strom als Abfall an."

    Im Sommer, wenn nicht so viel Wärme benötigt wird, muss parallel Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen werden, erklärt des Geschäftsführer Torsten Enders. Die Kosten für die Anlage:

    "Also wir haben vor, dieses BHKW für 8000 Euro plus Mehrwertsteuer auf den Markt zu bringen. Inklusive Montage mit Pufferspeicher sind es dann 12.000 Euro."

    Doch es gibt es auch kritische Stimmen auf der Leipziger Messe. Das Mini-Blockheizkraftwerk sei noch Zukunftsmusik. Es gäbe zwar Prototypen, manche sind auch schon auf dem Markt, aber die seien alle technisch noch nicht so richtig ausgereift. Besser noch eine Testphase, sprich, eine Heizperiode abwarten, raten viele Experten.

    Doch Deutschland will und muss bei der dezentralen Stromgewinnung nachziehen. Andere Länder sind auf diesem Gebiet schon viel weiter. In Finnland zum Beispiel wird durch Kraft Wärme Kopplung 40 Prozent des Strom und Wärmebedarfs gedeckt. In Holland ebenso. Hierzulande liegt der Anteil bei zwölf Prozent. Sicher ein Grund, warum sich die Bundesregierung entschieden hat, die Anschaffung eines kleinen Blockheizkraftwerkes mit 25 Prozent zu fördern. Ralf Henzler indes ist sehr zufrieden mit seiner kleinen Stromerzeugungsinsel:

    "Ich habe sogar einen erheblichen Stromüberfluss, den ich an Stromversorger weiter verkaufen muss."

    Und er gewinnt mit dem eigenen Strom seinen Kraftstoff, denn sein Fortbewegungsmittel ist ein Solarmobil. Der Vorteil dabei: Henzler hat auch keine Spritkosten mehr.