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Krankenversicherung
Beiträge für Privatversicherte können bis zu 25 Prozent steigen

Für viele der knapp neun Millionen privat Krankenversicherten steigt mit dem neuen Jahr der Beitrag - für manche drastisch. Gründe sind eine Kostenerhöhung bei der medizinischen Versorgung und die Tatsache, dass unsere Gesellschaft immer älter wird. Für eine vierköpfige Familie kann das teuer werden.

Von Anja Nehls | 01.12.2016
    Unterschrift und Stempel "Krankenversicherung" auf einem Blatt Papier, auf dem der Stempel mit der Aufschrift "Krankenversicherung" liegt
    Private Krankenversicherung (imago stock&people / McPhoto)
    Wie viel jeder Versicherte in der privaten Krankenversicherung ab dem kommenden Jahr mehr zahlen muss, ist sehr unterschiedlich. Das liegt daran, dass die neun Millionen Privatversicherten in zahllosen Tarifen versichert sind. Einige Versicherer wie die Debeka haben nur wenige unterschiedliche Tarife, andere dagegen sehr viele, und abhängig davon kann das für den Einzelnen am Ende eine Erhöhung von bis zu 25 Prozent bedeuten.
    Die Erhöhung liegt daran, dass zum einen die Kosten für die medizinische Versorgung gestiegen sind. Wenn der Schwellenwert dafür 10 Prozent übersteigt, dann darf der Versicherer erhöhen. Es liegt auch daran, dass die Menschen immer älter werden und es liegt daran, dass die Rechnung mit der Altersrückstellung für die Versicherer nicht mehr aufgeht, sagt Hermann Josef Tenhagen von Finanztip.
    "Die privaten Krankenversicherer haben insgesamt etwa 200 Milliarden Euro zurückgelegt, dafür, dass Leute im Alter nicht ganz so viel bezahlen, weil das sonst exorbitant teuer würde. Das ist so ein Sparvorgang, und dann rechnen die, was kriegen wir denn als Zinsen dafür, und die rechnen alle noch mit 3,5 Prozent."
    Und das ist zurzeit von der Realität ziemlich weit entfernt. Um also die Beiträge auch für ältere Versicherte kalkulierbar zu halten, müsste noch mehr zurückgelegt werden, und das führt wieder zu höheren Beiträgen. Und es bedeutet für einen Rentner unter Umständen immer noch 800 oder 1000 Euro im Monat - allein für die Krankenversicherung. Im Regelfall ist dieses Vorgehen der Versicherer auch rechtens, wenn die Forderung formal korrekt und ordentlich begründet ist.
    15.000 Euro im Jahr für Eltern und zwei Kinder
    Johannes Nöldeke ist 42 und zahlt jetzt für sich und seine beiden Kinder 680 Euro im Monat. Ab Januar dann 100 Euro mehr. Wenn man jetzt noch seinen und den Selbstbehalt seiner Kinder dazurechnet und die freiwillige gesetzliche Versicherung seiner Frau, kommt die Familie auf Kosten von fast 15.000 Euro im Jahr.
    "Was mir gar nicht gut gefällt. Und wir würden doch als Familie im Augenblick viel günstiger fahren, wenn wir allesamt über mich gesetzlich versichert wären. Deshalb denke ich also seit Längerem darüber nach, welche Wege es geben könnte, um in eine gesetzliche Krankenversicherung zurückzukommen."
    Das kann ein Problem werden. Wer unter 55 ist, kann in die gesetzliche Krankenversicherung zurück, aber nur, wenn er weniger als gut 56.000 Euro im Jahr verdient und angestellt ist, oder eben arbeitslos. Alle anderen müssen sich etwas einfallen lassen, sagt Hermann Josef Tenhagen.

    "Für jemanden, der Vollzeit arbeitet und ein bisschen mehr verdient, gibt es ja die Möglichkeit, zum Beispiel betriebliche Altersvorsorge noch mal ordentlich aufzustocken und dann unter die 56.000 zu rutschen und damit sogar pflichtversichert zu sein und damit in die gesetzliche Krankenkasse zurückzukommen. Wer signifikant mehr verdient, muss eben überlegen, ob er halbtags arbeitet oder 80 Prozent oder 70 Prozent über einen gewissen Zeitraum."
    Zumindest über den Zeitraum von einem Jahr. Wer dann zurück in der gesetzlichen Versicherung ist und später wieder mehr verdient, kann bleiben und sich dann freiwillig Pflichtversichern lassen. Wer älter ist als 55, sollte sich gut beraten lassen und dann bei der eigenen privaten Versicherung in einen günstigeren Tarif wechseln.
    "Es gibt wie gesagt Versicherer, die zahlreiche Tarife haben, und da gibt es häufig auch Tarife dabei, die die gleiche Leistung oder eine ähnliche Leistung preiswerter erbringen, als der in dem ich drin bin."
    Wechsel in Basistarif immer möglich
    Der Wechsel zu einem anderen privaten Versicherer ist nicht in jedem Fall zu empfehlen, weil es dann Probleme mit der Altersrückstellung geben kann. Wer bei der privaten Versicherung weniger zahlen will, sollte auch eventuell berechnete Risikozuschläge überprüfen lassen, wenn zum Beispiel Rückenleiden oder Allergien nicht mehr bestehen.
    Es gibt außerdem die Möglichkeit, den Selbstbehalt zu erhöhen oder eben auch die versicherten Leistungen zu reduzieren. Ein Wechsel in den sogenannten Basistarif ist außerdem immer möglich. Der orientiert sich an den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen und darf nicht teurer sein, als deren höchster Beitrag.

    Für Menschen über 65, die schon lange in der Privaten Krankenversicherung sind, gibt es auch noch den in der Regel günstigeren Standardtarif .
    Und in wirklichen Notlagen gibt es den Notlagentarif, der allerdings nur noch die allernötigsten Behandlungen abdeckt, und nicht mal mehr eine Prophylaxe beim Zahnarzt.
    Um 35 Prozent sind die Beiträge in der privaten Krankenversicherung in den letzten 10 Jahren gestiegen, bei Einzelnen sogar bis zu 60 Prozent.