Um den Reibungswiderstand von Kleidung zu messen, haben die Forscher der Universität Witten-Herdecke ein so genanntes Friktiometer entwickelt. Am unteren Ende des Gerätes, das von der Form her einem üblichen Stabmixer ähnelt, rotiert ein münzgroßes Teflonplättchen. Es ist mit dem zu untersuchenden Stoff bespannt und dreht sich mit fester Drehzahl über die Haut. Aus dem Reibungswiderstand zieht Hagen Tronnier, Professor für experimentelle Dermatalogie, Rückschlüsse über die "Kratzigkeit" der Textilien. Je höher der Widerstand auf Haut, desto unangenehmer die Berührung mit dem Stoff. Nasse Haut wäre besonders empfindlich, denn aufgequollene Haut ist verletzlicher.
Tronnier will vor allem den Menschen helfen, die von Berufs wegen auf eine bestimmte Kleidung angewiesen sind. Wo weiche Baumwollkleidung zu schnell kaputt ginge, sind stabile Kittel und Uniformen notwendig. Sie werden zu bis zu 60 Prozent aus feinsten Kunstfasern gewebt. Doch die feinen Härchen kratzen, sagt Tronnier: "Wenn dort jetzt auch noch geschwitzt wird und die Nähte zum Beispiel nicht sauber gearbeitet sind, dann gibt es an den Stellen Hautirritationen."
Mit Hilfe des Friktiometers lässt sich die mechanische Wirkung verschiedener Textilien auf die menschliche Haut systematisch bestimmen. Die Rahmenbedingungen wie Auflagedruck und die Drehgeschwindigkeit sind dabei genau definiert. Eine Unverträglichkeit könnte dann vorliegen, wenn sich die Haut nach fünf Minuten Reiben gerötet hat. Tronnier hat durch seine Messungen schon belegt, dass Bügeln den Tragekomfort erhöht: Glatte Kunstfasern sind verträglicher. Auch Weichspüler hilft, fand der Wissenschaftler heraus. Die entscheidende Veränderung müsste aber im Textil selbst passieren, meint Tronnier: "Man müsste die Textilien von sich aus weicher machen, nicht immer imprägnieren. Das ist ja eigentlich nur ein Hilfsmittel. Aber da sagen die Hersteller: Das geht nicht. Wir müssen die so machen. Wir haben keine Alternative." Das will der Dermatologe ändern. Den Prototypen seines Friktiometers will Tronnier mit Hilfe eines Kooperationspartners daher nun so schnell wie möglich zur Marktreife führen.
[Quelle: Frank Grünberg]