Getreideabkommen
Kreml warnt vor Verschiffung ohne Abkommen

Nach der Aufkündigung des internationalen Getreideabkommens hat Russland andere Staaten davor gewarnt, das Abkommen allein wiederaufzunehmen. Eine Fortsetzung ohne russische Beteiligung wäre riskant, sagte Kremlsprecher Peskow. Es handele sich um eine Zone, die unmittelbar an das Kampfgebiet grenzt und in der ohne entsprechende Sicherheitsgarantien gewisse Risiken herrschten.

03.08.2023
    Ukrainische Minister und Diplomaten besuchen das Schiff Negmar Cicek mit Getreide aus der Ukraine im Hafen von Odessa
    Getreideabkommen ist ohne Verlängerung ausgelaufen (Archivbild) (IMAGO / NurPhoto / Nina Lyashonok)
    Der russische Außenminister Lawrow warnte, dass es im Nordwesten des Schwarzen Meeres wieder eine temporär gefährliche Zone gebe. Die Äußerung machte er nach Angaben seines Ministeriums in einem Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Fidan. Russland erklärte das Koordinierungszentrum zur Umsetzung des Getreideabkommens in Istanbul für aufgelöst.

    Ukraine will Verschiffung ohne Russland

    Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte erklärt, dass man die Exporte notfalls auch ohne russische Sicherheitsgarantien über das Schwarze Meer weiterführen wolle. Das solle in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und der Türkei erfolgen, unter deren Vermittlung das Abkommen im Juli 2022 geschlossen wurde.

    Kritik an Moskaus Entscheidung

    International löste die Entscheidung viel Kritik aus - auch, weil das ukrainische Getreide wichtig für die Versorgung anderer Länder mit Nahrungsmitteln ist. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) befürchtet eine globale Ernährungskrise. Der Leiter des Berliner WFP-Büros, Frick, sagte im Deutschlandfunk, immer mehr Menschen seien von Hunger bedroht. Es gebe eigentlich genügend Lebensmittel weltweit, die Preise seien jedoch für viele zu hoch. Der Vertreter der UNO-Organisation wies daraufhin, dass 345 Millionen Menschen von extremer Ernährungsunsicherheit betroffen seien.
    Frick kann die Argumentation Russlands nicht nachvollziehen. Der WFP-Büroleiter erklärte, dass die Exporte von russischen Düngemittel fast wieder Vorkriegsniveau erreicht hätten. Er halte Moskaus Bedingungen deshalb für vorgeschoben. „Es dränge sich der Verdacht auf, dass Russland Hunger als Waffe einsetze“, sagte Frick.
    Zuvor hatte der EU-Außenbeauftragte Borrell erklärt, dass Russland mit seiner Entscheidung die Lebensmittelkrise, die es durch seinen Angriffskrieg verursacht habe, verschärfe. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Thomas-Greenfield, sprach von einem Akt der Grausamkeit.

    Moskau pocht auf Bedingungen

    Das von der UNO und der Türkei vermittelte Abkommen mit Russland zur Verschiffung ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ist gestern offiziell ausgelaufen. Moskau will es erst wieder aufnehmen, wenn Exportbeschränkungen für russische Lebensmittel und Dünger aufgehoben werden.
    Dank der Vereinbarung hatte die Ukraine seit vergangenem Sommer Getreide auf dem Seeweg exportieren können. Mehr als 1.000 Schiffe brachten fast 33 Millionen Tonnen ins Ausland. - Kurz nach dem Ende des Abkommens gab es nach ukrainischen Angaben in der Nacht einen russischen Luftangriff auf die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.
    Daten zum Export von Weizen finden Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 18.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.