Archiv


Kreuz des Südens, im Norden!

Kein Sternbild symbolisiert Fernweh und den Traum von Strand und Südsee so sehr wie das Kreuz des Südens. Es funkelt derzeit Nacht für Nacht hoch über den Fußballstadien in Südafrika. Von Deutschland aus gesehen steht es bei Einbruch der Dunkelheit etwa zwei Handspannen unterhalb des Südwesthorizonts – wir bekommen es also nicht zu Gesicht.

Von Dirk Lorenzen |
    Man muss schon in Bereiche deutlich südlich der Kanaren reisen, um das Kreuz des Südens zu erblicken. Oder man wartet geduldig. Denn von Zeit zu Zeit ist das Kreuz des Südens auch auf der geografischen Breite Deutschlands zu sehen. Bis etwa zum Jahr 3000 vor Christus leuchtete das legendäre Sternbild an unserem Himmel. Es zeigte sich in Winternächten knapp über dem Südhorizont.

    Das zeitweise Gastspiel an unserem Firmament liegt an der Präzession, einer ganz langsamen Taumelbewegung der Erdachse. Weil Mond und Planeten mit ihrer Anziehungskraft an der Erde zerren, beschreibt die Erdachse in knapp 26000 Jahren einen großen Kreis am Himmel.

    Sie zeigt also nicht immer auf den Polarstern. In ferner Zukunft etwa wird die helle Wega die Nordrichtung anzeigen. Doch ändert sich nicht nur der himmlische Polarstern. Das gesamte Firmament verschiebt sich im Rhythmus der Präzession.

    Dadurch ist für jeweils einige tausend Jahre auch das Kreuz des Südens von Mitteleuropa aus zu sehen. Wir haben Pech, dass seine Sichtbarkeit erst vor knapp fünf Jahrtausenden zu Ende gegangen ist. Jetzt müssen wir uns noch mehr als 12000 Jahre gedulden, bis sich das Kreuz des Südens auch bei uns wieder blicken lässt.

    Kurze Übersicht über die Präzession

    Ausführliche Beschreibung der Präzession und der Folgen für den Himmel