Das erste, was man sah, war eigentlich der Himmel, das war eine grauenvolle Szenerie, sobald wir uns Kuwait genähert haben, war alles schwarz, es war praktisch alles schwarz durch die brennenden Ölquellen, die damals ein halbes Jahr nach dem Krieg immer noch brannten, und bis wirklich zum Horizont war es ein schwarzer Himmel über Kuwait, und das war der erste Eindruck, den man bekommen hat, wenn man in diese Region kam.
Thomas Henningsen – Meeresbiologe bei Greenpeace Deutschland – hat damals an der Expedition teilgenommen. Was er sah, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen: Tagsüber war alles schwarz vom Ruß brennender Ölquellen; die Smogwerte lagen 30 mal über den Smog-Alarm-Werten westlicher Großstädte; fast ein Jahr fiel "Schwarzer Regen" vom Himmel, ein Fallout aus Schwefeldioxid, Stickoxiden, Salpetersäure, Kohlenwasserstoffen, Dioxinen und Schwermetallen. Kurzfristig hatte der Dauersmog auch Folgen für das Klima: Die Durchschnittstemperatur der Atmosphäre sank um bis zu zehn Grad Celsius, die Wassertemperatur des Meeres reduzierte sich um fünf Grad. Dies wird sich bei einem neuen Golfkrieg wiederholen, wobei es allerdings auch Unterschiede gibt:
Krusewitz: Also zunächst wird der Unterschied sein, dass der Irak eigene Ölfelder in Brand stecken wird, und zwar die großen Vorkommen im Süden um Basra rum, und im Norden die großen Ölfelder, die sich an der Grenze zu den kurdischen Siedlungsgebieten befinden.
Dabei werden – so der Umweltplaner Professor Knut Krusewitz – die nördlichen Ölfelder gesprengt, wenn die USA über die Türkei einmarschiert. In beiden Fällen sind die Folgen dramatisch: Im Persischen Golf ersticken Muscheln, Seevögel, Krabben, Würmer, Fische unter einer in Millionen Tonnen messenden Ölflut. Zum Vergleich: Die vor Spanien zerbrochene Prestige hat bisher rund 40.000 Tonnen Öl verloren. In die Wüste wiederum entstehen riesige Ölseen, deren flüchtige Kohlenwasserstoffe Gesundheitsschäden verursachen; zudem kommen viele Tausend Zugvögel um: Sie landen im Öl, weil die von oben schimmernden Flächen wie Wasser aussehen; die intensive Sonnenstrahlung schließlich verfestigt das Öl zu einer dicken Teerschicht – große Teile der Wüste sind versiegelt. Wenn tatsächlich im Norden des Irak gekämpft wird – vermutet Knut Krusewitz – dass zudem ölverarbeitende Anlagen zerstört werden:
Das würde heißen, dass der Fluss Tigris mit erheblichen Ölen belastet wird, die zwangsläufig in den Fluss eingebracht würden, und das würde bedeuten, dass ein gesamtes Flusssystem verölt würde. Das ist sicher einmalig in der Kriegsgeschichte.
Verstärkt würde dieser Effekt, wenn wie beim 1. Golfkrieg die Türkei auf Bitten der USA die Wassermengen von Euphrat und Tigris reduziert. Weil in das ohnehin wenige Wasser fast alle irakischen Abwässer flossen, waren Euphrat und Tigris innerhalb weniger Tage Kloaken, aus denen sich die Bevölkerung aber mit Trinkwasser versorgen musste. Dramatisch wird es auch um die Luft bestellt sein: Fast alle Raketen sind mit DU-Munition bestückt. DU steht für depleted uranium, es ist ein abgereichertes Uran, das Waffenkonstrukteure wegen seiner hohen kinetischen Energie panzerbrechenden Geschossen beimischen. 400 bis 900 Tonnen wurden 1991 eingesetzt, im kommenden Krieg wird es ein Vielfaches sein. Beim Aufprall der Geschosse zersplittert das Uran in Kleinstpartikel, die mit der Luft eingeatmet werden. Weil die Halbwertzeit der Strahlung bei vier Milliarden Jahren liegt, ist das Land auf Dauer verseucht. Sanierungen sind kaum vorstellbar:
Krusewitz: Weder wurden aus dem 1. Golfkrieg die Schwerpunktgebiete um Basra herum beziehungsweise im Grenzbereich von Saudi-Arabien und Südirak saniert, noch wurden die im Kosovo saniert, also ich kann mir nicht vorstellen, dass um Bagdad herum, dass da saniert wird, das ist unvorstellbar.
Gesundheitliche Folgen sind Krebs und Schäden der inneren Organe, vor allem der Nieren – betroffen sind einige hunderttausend Menschen. Rückblickend schätzen Experten die Umweltschäden des 1. Golfkrieges als GAU ein: Noch niemals hatten Menschen großräumige Ökosysteme in so kurzer Zeit so nachhaltig beschädigt. Ein neuer Golfkrieg wird für die Umwelt – für die betroffenen Menschen ohnehin! – wohl ein Super-GAU sein: Wer kann sich schon vorstellen, dass ein ganzes Meer binnen weniger Wochen komplett zerstört wird? Thomas Henningsen, Greenpeace Deutschland:
Man denkt, dass so viel Öl, wie damals reingeflossen ist, Jahrzehnte braucht, bis die Schäden wirklich behoben sind, und das Problem dieser Region, die ständig kleine Ölunfälle hat, wo Öl ins Wasser eingeleitet wird, ist ja, dass sie ohnehin belastet ist, und dann kommen diese riesigen Mengen hinzu, und das kann natürlich dazu führen, dass das ganze Meer irgendwann umkippt.
Thomas Henningsen – Meeresbiologe bei Greenpeace Deutschland – hat damals an der Expedition teilgenommen. Was er sah, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen: Tagsüber war alles schwarz vom Ruß brennender Ölquellen; die Smogwerte lagen 30 mal über den Smog-Alarm-Werten westlicher Großstädte; fast ein Jahr fiel "Schwarzer Regen" vom Himmel, ein Fallout aus Schwefeldioxid, Stickoxiden, Salpetersäure, Kohlenwasserstoffen, Dioxinen und Schwermetallen. Kurzfristig hatte der Dauersmog auch Folgen für das Klima: Die Durchschnittstemperatur der Atmosphäre sank um bis zu zehn Grad Celsius, die Wassertemperatur des Meeres reduzierte sich um fünf Grad. Dies wird sich bei einem neuen Golfkrieg wiederholen, wobei es allerdings auch Unterschiede gibt:
Krusewitz: Also zunächst wird der Unterschied sein, dass der Irak eigene Ölfelder in Brand stecken wird, und zwar die großen Vorkommen im Süden um Basra rum, und im Norden die großen Ölfelder, die sich an der Grenze zu den kurdischen Siedlungsgebieten befinden.
Dabei werden – so der Umweltplaner Professor Knut Krusewitz – die nördlichen Ölfelder gesprengt, wenn die USA über die Türkei einmarschiert. In beiden Fällen sind die Folgen dramatisch: Im Persischen Golf ersticken Muscheln, Seevögel, Krabben, Würmer, Fische unter einer in Millionen Tonnen messenden Ölflut. Zum Vergleich: Die vor Spanien zerbrochene Prestige hat bisher rund 40.000 Tonnen Öl verloren. In die Wüste wiederum entstehen riesige Ölseen, deren flüchtige Kohlenwasserstoffe Gesundheitsschäden verursachen; zudem kommen viele Tausend Zugvögel um: Sie landen im Öl, weil die von oben schimmernden Flächen wie Wasser aussehen; die intensive Sonnenstrahlung schließlich verfestigt das Öl zu einer dicken Teerschicht – große Teile der Wüste sind versiegelt. Wenn tatsächlich im Norden des Irak gekämpft wird – vermutet Knut Krusewitz – dass zudem ölverarbeitende Anlagen zerstört werden:
Das würde heißen, dass der Fluss Tigris mit erheblichen Ölen belastet wird, die zwangsläufig in den Fluss eingebracht würden, und das würde bedeuten, dass ein gesamtes Flusssystem verölt würde. Das ist sicher einmalig in der Kriegsgeschichte.
Verstärkt würde dieser Effekt, wenn wie beim 1. Golfkrieg die Türkei auf Bitten der USA die Wassermengen von Euphrat und Tigris reduziert. Weil in das ohnehin wenige Wasser fast alle irakischen Abwässer flossen, waren Euphrat und Tigris innerhalb weniger Tage Kloaken, aus denen sich die Bevölkerung aber mit Trinkwasser versorgen musste. Dramatisch wird es auch um die Luft bestellt sein: Fast alle Raketen sind mit DU-Munition bestückt. DU steht für depleted uranium, es ist ein abgereichertes Uran, das Waffenkonstrukteure wegen seiner hohen kinetischen Energie panzerbrechenden Geschossen beimischen. 400 bis 900 Tonnen wurden 1991 eingesetzt, im kommenden Krieg wird es ein Vielfaches sein. Beim Aufprall der Geschosse zersplittert das Uran in Kleinstpartikel, die mit der Luft eingeatmet werden. Weil die Halbwertzeit der Strahlung bei vier Milliarden Jahren liegt, ist das Land auf Dauer verseucht. Sanierungen sind kaum vorstellbar:
Krusewitz: Weder wurden aus dem 1. Golfkrieg die Schwerpunktgebiete um Basra herum beziehungsweise im Grenzbereich von Saudi-Arabien und Südirak saniert, noch wurden die im Kosovo saniert, also ich kann mir nicht vorstellen, dass um Bagdad herum, dass da saniert wird, das ist unvorstellbar.
Gesundheitliche Folgen sind Krebs und Schäden der inneren Organe, vor allem der Nieren – betroffen sind einige hunderttausend Menschen. Rückblickend schätzen Experten die Umweltschäden des 1. Golfkrieges als GAU ein: Noch niemals hatten Menschen großräumige Ökosysteme in so kurzer Zeit so nachhaltig beschädigt. Ein neuer Golfkrieg wird für die Umwelt – für die betroffenen Menschen ohnehin! – wohl ein Super-GAU sein: Wer kann sich schon vorstellen, dass ein ganzes Meer binnen weniger Wochen komplett zerstört wird? Thomas Henningsen, Greenpeace Deutschland:
Man denkt, dass so viel Öl, wie damals reingeflossen ist, Jahrzehnte braucht, bis die Schäden wirklich behoben sind, und das Problem dieser Region, die ständig kleine Ölunfälle hat, wo Öl ins Wasser eingeleitet wird, ist ja, dass sie ohnehin belastet ist, und dann kommen diese riesigen Mengen hinzu, und das kann natürlich dazu führen, dass das ganze Meer irgendwann umkippt.