Es ist ein besonderer Ort, der Soldatenfriedhof in Arlington. Auf der anderen Seite des Potomac gelegen, hat der Besucher einen weiten Blick über Washington, bis hin zur Kuppel des Kapitols. Hier sind amerikanische Soldaten aus allen Kriegen begraben, hierhin kommen die Angehörigen der Gefallenen, aber auch Besucher aus allen Teilen des Landes, für die der Friedhof von Arlington ein patriotisches Mahnmal ist.
Die Besucher sind sensibilisiert, für das was Krieg und Sterben bedeutet, aber auch dafür, für welche Werte und Interessen Amerikaner in den letzten zwei Jahrhunderten in den Krieg gezogen sind. Kaum jemand plädiert an diesem Morgen für einen Einsatz in Syrien. Clint sieht zwar Assad als großes Problem, aber ob deswegen der Präsident einen Krieg beginnen soll?
Es gebe keine gute Antwort auf das Problem in Syrien, sagt Clint, und sein Freund Kevin ergänzt: Seiner Ansicht nach gebe es in den USA genug Probleme, da müsse man nicht auch noch einen Krieg in Syrien führen. Die meisten Stimmen sind problembewusst, aber skeptisch.
Man müsse einen anderen Weg finden, das Problem zu lösen, und noch seien die diplomatischen Mittel nicht erschöpft, meint die junge Studentin. Sind die Amerikaner kriegsmüde?
"Absolutely. It´s been a lot of years and we are, yes, absolutely, war weary."
Wir sind nach all diesen Jahren definitiv kriegsmüde, meint dieser Besucher in Arlington. Diese Stimmung ist mit Händen zu greifen und deshalb sprach auch Außenminister Kerry das Thema an, paradoxerweise in genau der Rede, mit der er für einen Militäreinsatz gegen das Assad-Regime warb.
"Nach einem Jahrzehnt des Krieges sind die Amerikaner kriegsmüde. Glauben Sie mir, ich bin es auch. Aber diese Müdigkeit entlässt uns nicht aus unserer Verantwortung. Die Sehnsucht nach Frieden allein bringt keinen Frieden. Und die Geschichte würde ein schlechtes Urteil über uns fällen, wenn wir es zulassen würden, dass ein Diktator Massenvernichtungswaffen einsetzt, entgegen aller Warnungen, und entgegen aller Moral."
Doch selbst der Vietnam-Veteran und -Protestler John Kerry und der Anti-Irak-Kriegs-Präsident Barack Obama werden es kaum schaffen, die Stimmung im Land zu drehen, das sagen jedenfalls die Meinungsforscher. Die letzte Umfrage des Pew Instituts kam vergangenes Wochenende heraus. Nur 29 Prozent der Amerikaner befürworten einen Militäreinsatz in Syrien, 48 Prozent lehnen ihn ab, ein knappes Viertel der Amerikaner ist unentschieden.
Mike Dimmock ist Direktor des Pew Research Centers.
"Die Sorgen der Menschen liegen recht offen zutage. Dreiviertel der Amerikaner haben die Sorge, dass ein Militäreinsatz Vergeltungsschläge gegen die USA und Verbündete haben wird. 60 Prozent befürchten, dass das zu einer langfristigen Intervention wird, trotz gegenteiliger Beteuerungen der Regierung. Und eine Mehrheit bezweifelt, dass so auf Dauer vom Einsatz von Chemiewaffen abgeschreckt werden kann. Viele der Argumente für einen Einsatz haben in der Bevölkerung nicht verfangen."
Die gesammelte Skepsis der amerikanischen Bürger ist vor allem das Produkt der Kriege im Irak und Afghanistan, so Mike Dimmock.
"Es steht außer Frage, dass der Schatten von Irak und Afghanistan sehr lang ist. Die Leute sind besorgt, ob die Gründe und Rechtfertigungen für einen Auslandseinsatz den Tatsachen entsprechen, weil sie die Beweislage zum Irakkrieg als fragwürdig ansehen. Und sie misstrauen den Versprechen, solche Einsätze seien schnell und einfach. Ich glaube, dieser Schatten wird noch lange über der amerikanischen politischen Kultur schweben. Das ist ähnlich wie die Reaktion auf den Korea-Krieg und Vietnam. Auch danach hat es lange gedauert, bis die Amerikaner wieder damit versöhnt waren, ihre Macht auch wieder im Ausland einzusetzen."
Die Obama-Administration muss nicht nur die Gründe für einen Militäreinsatz in Syrien offenlegen und überzeugend vertreten, sie muss auch die Risiken überzeugend kleinreden. Eine schwierige politische Kommunikationssituation. Zumal auch der Kongress miteinbezogen werden muss. Die Abgeordneten des Repräsentantenhauses müssen sich alle zwei Jahre in ihrem Wahlkreis dem Wähler stellen – sie haben deshalb das Ohr besonders nahe an der Stimmung im Volk, erklärt der Politikwissenschaftler Charles Cushman von der Georgetown University.
"Wir hören aus dem Kapitol, dass die Senatoren und Abgeordneten alle von ihren Wählern mit Botschaften bombardiert werden, die gegen diesen Einsatz sind. Sie haben eine sehr schwierige Wahl zu treffen. Selbst wenn der Präsident seine Argumente sehr überzeugend präsentiert, müssen sie damit klarkommen, dass die Sache sehr unpopulär bei ihren Wählern ist. Und das wird ihnen die Entscheidung nächste Woche sehr schwer machen."
Die Besucher sind sensibilisiert, für das was Krieg und Sterben bedeutet, aber auch dafür, für welche Werte und Interessen Amerikaner in den letzten zwei Jahrhunderten in den Krieg gezogen sind. Kaum jemand plädiert an diesem Morgen für einen Einsatz in Syrien. Clint sieht zwar Assad als großes Problem, aber ob deswegen der Präsident einen Krieg beginnen soll?
Es gebe keine gute Antwort auf das Problem in Syrien, sagt Clint, und sein Freund Kevin ergänzt: Seiner Ansicht nach gebe es in den USA genug Probleme, da müsse man nicht auch noch einen Krieg in Syrien führen. Die meisten Stimmen sind problembewusst, aber skeptisch.
Man müsse einen anderen Weg finden, das Problem zu lösen, und noch seien die diplomatischen Mittel nicht erschöpft, meint die junge Studentin. Sind die Amerikaner kriegsmüde?
"Absolutely. It´s been a lot of years and we are, yes, absolutely, war weary."
Wir sind nach all diesen Jahren definitiv kriegsmüde, meint dieser Besucher in Arlington. Diese Stimmung ist mit Händen zu greifen und deshalb sprach auch Außenminister Kerry das Thema an, paradoxerweise in genau der Rede, mit der er für einen Militäreinsatz gegen das Assad-Regime warb.
"Nach einem Jahrzehnt des Krieges sind die Amerikaner kriegsmüde. Glauben Sie mir, ich bin es auch. Aber diese Müdigkeit entlässt uns nicht aus unserer Verantwortung. Die Sehnsucht nach Frieden allein bringt keinen Frieden. Und die Geschichte würde ein schlechtes Urteil über uns fällen, wenn wir es zulassen würden, dass ein Diktator Massenvernichtungswaffen einsetzt, entgegen aller Warnungen, und entgegen aller Moral."
Doch selbst der Vietnam-Veteran und -Protestler John Kerry und der Anti-Irak-Kriegs-Präsident Barack Obama werden es kaum schaffen, die Stimmung im Land zu drehen, das sagen jedenfalls die Meinungsforscher. Die letzte Umfrage des Pew Instituts kam vergangenes Wochenende heraus. Nur 29 Prozent der Amerikaner befürworten einen Militäreinsatz in Syrien, 48 Prozent lehnen ihn ab, ein knappes Viertel der Amerikaner ist unentschieden.
Mike Dimmock ist Direktor des Pew Research Centers.
"Die Sorgen der Menschen liegen recht offen zutage. Dreiviertel der Amerikaner haben die Sorge, dass ein Militäreinsatz Vergeltungsschläge gegen die USA und Verbündete haben wird. 60 Prozent befürchten, dass das zu einer langfristigen Intervention wird, trotz gegenteiliger Beteuerungen der Regierung. Und eine Mehrheit bezweifelt, dass so auf Dauer vom Einsatz von Chemiewaffen abgeschreckt werden kann. Viele der Argumente für einen Einsatz haben in der Bevölkerung nicht verfangen."
Die gesammelte Skepsis der amerikanischen Bürger ist vor allem das Produkt der Kriege im Irak und Afghanistan, so Mike Dimmock.
"Es steht außer Frage, dass der Schatten von Irak und Afghanistan sehr lang ist. Die Leute sind besorgt, ob die Gründe und Rechtfertigungen für einen Auslandseinsatz den Tatsachen entsprechen, weil sie die Beweislage zum Irakkrieg als fragwürdig ansehen. Und sie misstrauen den Versprechen, solche Einsätze seien schnell und einfach. Ich glaube, dieser Schatten wird noch lange über der amerikanischen politischen Kultur schweben. Das ist ähnlich wie die Reaktion auf den Korea-Krieg und Vietnam. Auch danach hat es lange gedauert, bis die Amerikaner wieder damit versöhnt waren, ihre Macht auch wieder im Ausland einzusetzen."
Die Obama-Administration muss nicht nur die Gründe für einen Militäreinsatz in Syrien offenlegen und überzeugend vertreten, sie muss auch die Risiken überzeugend kleinreden. Eine schwierige politische Kommunikationssituation. Zumal auch der Kongress miteinbezogen werden muss. Die Abgeordneten des Repräsentantenhauses müssen sich alle zwei Jahre in ihrem Wahlkreis dem Wähler stellen – sie haben deshalb das Ohr besonders nahe an der Stimmung im Volk, erklärt der Politikwissenschaftler Charles Cushman von der Georgetown University.
"Wir hören aus dem Kapitol, dass die Senatoren und Abgeordneten alle von ihren Wählern mit Botschaften bombardiert werden, die gegen diesen Einsatz sind. Sie haben eine sehr schwierige Wahl zu treffen. Selbst wenn der Präsident seine Argumente sehr überzeugend präsentiert, müssen sie damit klarkommen, dass die Sache sehr unpopulär bei ihren Wählern ist. Und das wird ihnen die Entscheidung nächste Woche sehr schwer machen."