
Die Beteiligung an dem Referendum ist nach offiziellen Angaben hoch. Örtliche Wahlleiter meldeten aus mehreren Regionen, dass auch zahlreiche Vertreter der tatarischen Minderheit an der Abstimmung teilnähmen. Zuvor hatte die traditionell der Ukraine zugewandte Gemeinschaft der Tataren zum Boykott des Referendums aufgerufen. Nach Angaben der Behörden verlief die Abstimmung bisher ohne Zwischenfälle.
Die Krim-Bewohner haben die Wahl zwischen zwei Optionen: Sie können für einen Anschluss an Russland oder für einen verstärkten Autonomiestatus in der Ukraine stimmen. Auch letzteres läuft aber zumindest auf eine russische Kontrolle der Krim hinaus.
Es wird allgemein erwartet, dass eine deutliche Mehrheit der Wähler für einen Anschluss stimmen wird. Rund 60 Prozent sind Russen. Auch die moskautreue Krim-Führung will die Abspaltung von der Ukraine erreichen. Die Stimmlokale sind bis 19.00 Uhr (MEZ) geöffnet, kurz danach sollen erste Ergebnisse bekannt gegeben werden.
Moskau will Blockade der Militärbasen aufgeben
Russland hat nach Angaben aus Kiew zugesagt, nach dem Referendum auf der Krim vorerst nicht gegen die dortigen ukrainischen Militärbasen vorzugehen. Der ukrainische Verteidigungsminister erklärte, beide Länder hätten eine Waffenruhe auf der Krim bis zum 21. März vereinbart.
Der russische Präsident Waldimir Putin betonte in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Referendum auf der Krim über einen Anschluss an Russland entspreche sehr wohl internationalem Recht. Die Befragung stimme voll überein mit dem Grundsatz der Vereinten Nationen über das Selbstbestimmungsrecht der Völker, sagte Putin laut einer Mitteilung des Kreml. Er werde die Entscheidung der Krim-Bevölkerung respektieren. Moskau argumentiert, Russen seien auf der Krim und anderswo in der Ukraine nicht mehr sicher, nachdem vor drei Wochen die Opposition die Macht in Kiew übernommen habe. Der bis dahin amtierende Präsident Viktor Janukowitsch floh nach Russland.
Merkel schlug Putin nach Angaben ihres Sprechers eine rasche Ausweitung der bereits bestehenden OSZE-Präsenz in der Ukraine vor. Das gelte vor allem für den Osten des Landes. Putin habe diese Initiative positiv bewertet.
Kurz vor Beginn des Referendums hatte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den russischen Präsidenten in scharfen Worten erneut zum Einlenken aufgefordert. "Wir haben die Konfrontation nicht gesucht. Aber wenn Russland nicht in letzter Minute einlenkt, werden wir am Montag im Kreis der EU-Außenminister eine entsprechende erste Antwort geben", sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag". Er sprach von einer "brandgefährlichen Lage".
Die Europäische Union und die USA sowie die Übergangsregierung in Kiew kritisieren das Referendum als rechtswidrig, weil es gegen die ukrainische Verfassung und gegen Völkerrecht verstoße. Zudem sei es übereilt vorbereitet worden und finde statt, nachdem bereits prorussische Truppen die Halbinsel im Schwarzen Meer unter ihre Kontrolle gebracht haben.
Nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" bereiten die sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) ein Treffen ohne Russland vor. Die Vorbereitungen für den G8-Gipfel seien ausgesetzt. Russland drohe der Verlust seines Status' als G8-Mitglied.
Hackerangriff aus der Ukraine auf NATO-Webseiten
In der vergangenen Nacht wurden mehrere Internetseiten der NATO Ziel eines Hackerangriffs, zu dem sich eine Gruppe aus der Ukraine mit dem Namen CyberBerkut bekannte. In einer Mitteilung auf deren Webseite hieß es zur Begründung, die NATO habe auf ukrainischem Territorium nichts zu suchen.
CyberBerkut hatte in den vergangenen Wochen Sicherheitsexperten zufolge bereits etliche ukrainische Webseiten blockiert.