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Kriminalstatistik
Mehr Straftaten von rechts und links

Die Zahl politisch motivierter Straftaten in Deutschland hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Im vergangenen Jahr registrierten die Sicherheitsbehörden fast 39.000 Fälle in diesem Bereich. Den Großteil machen rechtsextremistische Straftaten aus. Innenminister Thomas de Maizière zeigte sich außerdem über zunehmende Gewalttaten besorgt.

    Ein Wasserwerfer steht vor einer brennenden Barrikade bei Auseinandersetzungen zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei am 12.12.2015 bei einer Demonstration der Partei "Die Rechte" in Leipzig (Sachsen)
    Bundesinnenminister de Maizière ist besorgt über die zunehmende Gewaltbereitschaft in Deutschland. (picture alliance / dpa)
    Besonders deutlich war der Zuwachs im vergangenen Jahr bei den rechtsextremistischen Straftaten: Die Polizei registrierte hier knapp 23.000 Fälle, ein Plus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Statistik weist auch 18 Prozent mehr linksextremistische Straftaten aus - insgesamt rund 9.600. Die übrigen Fälle in der Kategorie "politisch motivierte Straftaten" können nicht genau zugeordnet werden oder fallen in den Bereich Ausländerkriminalität.
    "Der starke Anstieg der politisch motivierten Kriminalität zeigt eine bedrohliche gesellschaftliche Entwicklung auf", sagte Bundesinnenminister de Maizière bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik in Berlin.
    Mehr Angriffe auf Asylunterkünfte
    Die Zahl der Angriffe auf Asylunterkünfte habe sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verfünffacht. "Das ist inakzeptabel und wird von Polizei und Justiz hart verfolgt", so der Innenminister. Angriffe auf Asyl- und Flüchtlingsunterkünfte sind nach den Zahlen des Innenministeriums von 199 im Jahr 2014 auf 1031 Straftaten im Jahr 2015 angestiegen, davon waren neun von zehn rechtsmotiviert.
    Besonders besorgt zeigte sich de Maizière über eine andere Entwicklung: "Wir beobachten eine zunehmende und immer häufiger ausgeprägte Gewaltbereitschaft der rechts- und der linksextremistischen Szenen."
    Der Anteil von Körperverletzungen an den Straftaten hat deutlich zugelegt. Von den insgesamt rund 3.000 Fällen werden die meisten dem linksmotivierten Lager zugeordnet (1.354 links-, 1.177 rechtsmotivierte Fälle). Auch bei den Gewalttaten mit politischem Hintergrund verzeichnen die Statistiker eine durchschnittliche Zunahme von über 30 Prozent.
    Innenminister fordert mehr Engagement gegen Gewalt
    De Maizière verurteilte die Gewalt gegenüber Polizeibeamte. Insgesamt sei aber auch die Gesellschaft gefordert "dieser zunehmenden Radikalisierung auch in Sprache und im Umgang entgegenzutreten".
    Die Polizeiliche Kriminalstatistik blickt aber nicht nur auf die politisch motivierten Straftaten, sondern auf die Gesamtlage der Kriminalität in Deutschland. Bedingt durch den starken Zuzug von Flüchtlingen hat es im Bereich ausländerrechtlicher Straftaten deutlich mehr Fälle gegeben. Dort wurden 402.741 Taten registriert - im Vorjahr waren es nur rund 156.000 gewesen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Passvergehen oder Verstöße gegen Einreisebestimmungen.
    Mehr Wohnungseinbrüche
    Die Sicherheitsbehörden haben auch mehr Wohnungseinbrüche verzeichnet - ihre Zahl stieg auf den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 167.136 Fälle registriert - fast zehn Prozent mehr als im Jahr 2014.
    "Gerade beim Wohnungseinbruch zeigt sich eine überproportionale Zunahme organisierter, reisender Tätergruppen aus Südost- und Osteuropa", sagte de Maizière. Dank einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern der Täter gebe es jedoch erste Ermittlungserfolge.
    (pr/tj)