Mittwoch, 24. April 2024

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Krise beim CAF
Infantinos Manöver in Afrika

FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura soll als "Hochkommissarin" helfen, die Krise in Afrikas Fußball-Verband zu bewältigen. Allerdings sei dafür niemand ungeeigneter als die FIFA, sagte Journalist Thomas Kistner im Dlf. Der Weltverband und Präsident Gianni Infantino seien zentraler Teil des Problems.

Thomas Kistner im Gespräch mit Matthias Friebe | 22.06.2019
FIFA-Präsident President Gianni Infantino (l.) und Generalsekretärin Fatma Samoura auf dem FIFA-Kongress in Paris am 5. Juni 2019
Krisenmanager für Afrikas Verband: FIFA-Präsident Infantino (l.) und Generalsekretärin Samoura (FRANCK FIFE / AFP)
Der Fußball-Weltverband hatte am vergangenen Donnerstag eine enge Zusammenarbeit mit dem krisengeschüttelten afrikanischen Kontinentalverband angekündigt. Eine wichtige Rolle kommt dabei FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura zu, die vom 1. August an für sechs Monate als "Sonder-Delegierte der FIFA für Afrika" den Fortschritt überwachen soll.
Für Thomas Kistner, FIFA-Experte und Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, ist der Weltverband allerdings "die denkbar ungeeignetste Institution", die sich der Probleme in Afrikas Verband annehmen könnte, so Kistner im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
"Denkbar ungünstigste Kombination"
"Die FIFA ist ein ganz zentraler Teil dieser Problematik, auch im afrikanischen Verband", sagte Kistner. Generalsekretärin Fatma Samoura solle den höchst umstrittenen und unter schweren Korruptionsverdacht stehenden Afrika-Chef Ahmad Ahmad assistieren, zu dem es allerdings eine persönliche Verschränkung gebe, erklärt Kistner: Ahmad Ahmad habe Samoura vor drei Jahren ins Amt verholfen. Er habe sie bei Giannni Infantino vorgestellt - und sei daraufhin selbst quasi zur Belohnung zum OK-Chef aufgestiegen. Diese drei unter sich seien die denkbar ungünstigste und unglaubwürdigste Kombination, um Probleme im Afrikaverband zu lösen.

Heftige Kritik an der Ämter-Verquickung gab es auch vom europäischen Fußballverband, so Kistner. Es gebe Forderungen von der UEFA dass Generalsekretärin Samoura zumindest ein Amt aufgeben müsse. UEFA-Chef Alexander Ceferin habe in einem Brief klargestellt, dass die UEFA ganz klar gegen diese personelle Lösung sei. Die UEFA habe von einer Bevormundung seitens des Weltverbandes gesprochen, so etwas habe es nach ihrer Ansicht noch nie gegeben.
In der Tat, so Kistner, sehe es danach aus, als reiße die FIFA die Oberherrschaft an sich. Es sei mehr als merkwürdig, dass sich in Afrika kein offener Widerstand rege. Und das obwohl ein Vorstandmitglied von einer Rekolonialisierung gesprochen haben soll und auch andere offenbar mit dieser Lösung unglücklich seien.
Infantinos Motive mit Samoura
Nach Ansicht von Kistner stecke hinter der Berufung Samouras auch ein politisches Manöver von Weltverbandspräsident Infantino. Dieser müsse schauen, dass sein enger Vetrauter Ahmad Ahmad nicht zu sehr unter die Räder kommt. Die Vorwürfe gegen ihn seien haarsträubend: Es geht um Korruption, aber auch um Vergewaltigung.
Darüber hinaus sei es für Infantino eine Chance, seine Generalsekretärin loszuwerden. Man könne darauf wetten, dass Samoura beim CAF bleiben werde, sagte Kistner. Infantino habe sich bereits einen Generalsekretär seiner Wahl ausgeschaut, den linientreuen Alasdair Bell, den er erst vor kurzem von der UEFA geholt habe.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.