Eppelmann: Guten Tag, Herr Breker!
Breker: Das ist nun einmal so. In der Flaute ergeht es den Arbeitgebervertretern besser, und sie nutzen diese Chance. Das kann man ihnen eigentlich nicht vorwerfen.
Eppelmann: Es geht ihnen optisch besser. Ob es Ihnen tatsächlich besser geht, weiß ich nicht. Da müsste man eine Gewinnaufstellung machen. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass Arbeitgeber auch gerne noch 4,5 Millionen Deutsche mehr beschäftigen würden und mit denen auch noch Gewinn machen würden. Ich glaube nicht, dass die Arbeitgeber anfangen zu jubeln, wenn es im Land eine hohe Arbeitslosigkeit gibt. Das spricht auch nicht für sie.
Breker: Aber es ergeht ihnen besser, wenn sie mit den Gewerkschaften verhandeln, zum Beispiel über den Kündigungsschutz.
Eppelmann: So ist es. Die Situation für die Gewerkschaften ist nach außen, zumindest optisch, eine schlechtere. Der Vorwurf, den man immer wieder, im Grunde seit Jahren hört, dass sie nur Politik für Arbeitsplatzbesitzer machen und an die 4,6 Millionen Arbeitslosen wenig denken, ist zumindest verständlich.
Breker: Dass die Arbeitgeber diese Gelegenheit nutzen, um Schutzrechte, wie Schmoldt es gesagt hat, abzubauen, kann man ihnen eigentlich auch nicht vorwerfen.
Eppelmann: Ich könnte es ihnen schon vorwerfen, möchte es auch, aber ich darf mich darüber nicht wundern. Über 50 Jahre ist das ja immer ein Interessensausgleich zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden gewesen. Sie haben, wenn ich das richtig sehe, mindestens bis Mitte der 80er Jahre diese Funktion, dass sie Lobbyisten für bestimmte Vertreter in unserem Land waren, zum Wohl der Allgemeinheit gut genutzt. Seit 10 Jahren habe ich allerdings den Eindruck, dass sie in einem verstärkten Maße nur noch Lobbyisten sind und zu wenig das Allgemeinwohl im Blick haben. Das geht allerdings gegen Arbeitgeber und Gewerkschaften.
Breker: Wieweit kann denn aus Sicht der Union, aus der Sicht des Arbeitnehmerflügels der Union eigentlich der Abbau dieser Schutzrechte gehen, bevor Sie aufschreien?
Eppelmann: Da würde ich gerne einen zu Wort kommen lassen, der an einer Werkbank ist oder der anders sein Geld verdient als ich das mache. Ich möchte im Moment auch keinen Vorschlag machen, zumindest keine inhaltlichen. Ich würde lieber noch einmal über die Art und Weise des Weiterkommens reden wollen. Ein Bündnis für Sozialabbau, so wie der DGB-Vorsitzende Sommer das formuliert hat, kann nicht Ziel einer solchen Runde beim Kanzler sein. Ziel einer solchen Runde muss ein Bündnis für mehr Arbeitsplätze und weniger Arbeitslose sein. Dann müssen beide Seiten sehen, auf was sie sich einigen können, damit es zu diesem Ziel kommt. Das Ziel kann nicht nur mehr Ausbildungsplätze heißen, auch das muss ich zugeben. Das Ziel besteht aus mehr Arbeitsplätzen und weniger Arbeitslosen. Das scheint mir die bedrängende Frage zu sein. Diejenigen, die Hürden aufbauen oder die von vorne herein sagen, wir reden über so etwas nicht mit einander, die kommen ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe nicht nach. Es ist tatsächlich so, dass das sozial ist, was Beschäftigung schafft. Ich habe den Eindruck, dass unsere europäischen Nachbarn und Freunde, leider auch Konkurrenten, in den letzten vier bis fünf Jahren eine Menge getan haben, was wir nicht getan haben. Die Bundesrepublik Deutschland war über viele Jahre in Europa Spitzenreiter, besser waren die Amerikaner, manchmal auch die Japaner. Aber in Europa waren wir Spitzenreiter, und jetzt sind wir am Ende. Also irgendetwas haben wir nicht gemacht, was die anderen gemacht haben.
Breker: Viele sehen dafür die Schuld bei den Gewerkschaften. Friedrich Merz aus Ihrer Fraktion kritisiert die Gewerkschaft auch heftig. Er wirft ihnen Wirklichkeitsverlust vor.
Eppelmann: Er versuchte wohl zu sagen, dass die Gewerkschaften an dieser Entwicklung, nämlich dass Deutschland am Ende in Europa steht, nicht schuldlos sind. Aber die anderen sind es eben auch nicht. Beide Verbände, da kommen für mich dann noch die Verbände der Ärzte und andere dazu, haben, was zunächst ihr gutes Recht ist, Politik für ihre eigenen Leute gemacht. Das ist in den letzten 10 Jahren aber nicht mehr im Sinne der Allgemeinheit und unserer Systeme gewesen. An der Stelle müssen wir zu neuem Denken kommen, an der einen oder anderen Stelle auch zu radikalem Denken. Ich darf halt an einer bestimmten Stelle nicht mehr nur 'ich' sagen, sondern muss auch wieder 'wir' sagen. Und das haben die Verbände ja auch über Jahre hinweg gemacht. Da sehe ich im Augenblick die große gesellschaftliche Herausforderung, der man sich nur stellen kann, wenn man miteinander redet. Nicht miteinander zu reden, ist ganz bestimmt der falsche Weg. Dann geht es immer nur noch tiefer hinein in die Krise.
Breker: Und die Politik muss dazu einladen.
Eppelmann: Sie muss dazu einladen, Mut machen und möglicherweise auch unter Druck setzen. Die Politik muss deutlich machen, dass sie den Weg alleine geht, wenn die Verbände nicht mitmachen. Das ist sicher im Interesse der Verbände nicht besser.
Breker: Vielen Dank, Herr Eppelmann!
Breker: Das ist nun einmal so. In der Flaute ergeht es den Arbeitgebervertretern besser, und sie nutzen diese Chance. Das kann man ihnen eigentlich nicht vorwerfen.
Eppelmann: Es geht ihnen optisch besser. Ob es Ihnen tatsächlich besser geht, weiß ich nicht. Da müsste man eine Gewinnaufstellung machen. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass Arbeitgeber auch gerne noch 4,5 Millionen Deutsche mehr beschäftigen würden und mit denen auch noch Gewinn machen würden. Ich glaube nicht, dass die Arbeitgeber anfangen zu jubeln, wenn es im Land eine hohe Arbeitslosigkeit gibt. Das spricht auch nicht für sie.
Breker: Aber es ergeht ihnen besser, wenn sie mit den Gewerkschaften verhandeln, zum Beispiel über den Kündigungsschutz.
Eppelmann: So ist es. Die Situation für die Gewerkschaften ist nach außen, zumindest optisch, eine schlechtere. Der Vorwurf, den man immer wieder, im Grunde seit Jahren hört, dass sie nur Politik für Arbeitsplatzbesitzer machen und an die 4,6 Millionen Arbeitslosen wenig denken, ist zumindest verständlich.
Breker: Dass die Arbeitgeber diese Gelegenheit nutzen, um Schutzrechte, wie Schmoldt es gesagt hat, abzubauen, kann man ihnen eigentlich auch nicht vorwerfen.
Eppelmann: Ich könnte es ihnen schon vorwerfen, möchte es auch, aber ich darf mich darüber nicht wundern. Über 50 Jahre ist das ja immer ein Interessensausgleich zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden gewesen. Sie haben, wenn ich das richtig sehe, mindestens bis Mitte der 80er Jahre diese Funktion, dass sie Lobbyisten für bestimmte Vertreter in unserem Land waren, zum Wohl der Allgemeinheit gut genutzt. Seit 10 Jahren habe ich allerdings den Eindruck, dass sie in einem verstärkten Maße nur noch Lobbyisten sind und zu wenig das Allgemeinwohl im Blick haben. Das geht allerdings gegen Arbeitgeber und Gewerkschaften.
Breker: Wieweit kann denn aus Sicht der Union, aus der Sicht des Arbeitnehmerflügels der Union eigentlich der Abbau dieser Schutzrechte gehen, bevor Sie aufschreien?
Eppelmann: Da würde ich gerne einen zu Wort kommen lassen, der an einer Werkbank ist oder der anders sein Geld verdient als ich das mache. Ich möchte im Moment auch keinen Vorschlag machen, zumindest keine inhaltlichen. Ich würde lieber noch einmal über die Art und Weise des Weiterkommens reden wollen. Ein Bündnis für Sozialabbau, so wie der DGB-Vorsitzende Sommer das formuliert hat, kann nicht Ziel einer solchen Runde beim Kanzler sein. Ziel einer solchen Runde muss ein Bündnis für mehr Arbeitsplätze und weniger Arbeitslose sein. Dann müssen beide Seiten sehen, auf was sie sich einigen können, damit es zu diesem Ziel kommt. Das Ziel kann nicht nur mehr Ausbildungsplätze heißen, auch das muss ich zugeben. Das Ziel besteht aus mehr Arbeitsplätzen und weniger Arbeitslosen. Das scheint mir die bedrängende Frage zu sein. Diejenigen, die Hürden aufbauen oder die von vorne herein sagen, wir reden über so etwas nicht mit einander, die kommen ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe nicht nach. Es ist tatsächlich so, dass das sozial ist, was Beschäftigung schafft. Ich habe den Eindruck, dass unsere europäischen Nachbarn und Freunde, leider auch Konkurrenten, in den letzten vier bis fünf Jahren eine Menge getan haben, was wir nicht getan haben. Die Bundesrepublik Deutschland war über viele Jahre in Europa Spitzenreiter, besser waren die Amerikaner, manchmal auch die Japaner. Aber in Europa waren wir Spitzenreiter, und jetzt sind wir am Ende. Also irgendetwas haben wir nicht gemacht, was die anderen gemacht haben.
Breker: Viele sehen dafür die Schuld bei den Gewerkschaften. Friedrich Merz aus Ihrer Fraktion kritisiert die Gewerkschaft auch heftig. Er wirft ihnen Wirklichkeitsverlust vor.
Eppelmann: Er versuchte wohl zu sagen, dass die Gewerkschaften an dieser Entwicklung, nämlich dass Deutschland am Ende in Europa steht, nicht schuldlos sind. Aber die anderen sind es eben auch nicht. Beide Verbände, da kommen für mich dann noch die Verbände der Ärzte und andere dazu, haben, was zunächst ihr gutes Recht ist, Politik für ihre eigenen Leute gemacht. Das ist in den letzten 10 Jahren aber nicht mehr im Sinne der Allgemeinheit und unserer Systeme gewesen. An der Stelle müssen wir zu neuem Denken kommen, an der einen oder anderen Stelle auch zu radikalem Denken. Ich darf halt an einer bestimmten Stelle nicht mehr nur 'ich' sagen, sondern muss auch wieder 'wir' sagen. Und das haben die Verbände ja auch über Jahre hinweg gemacht. Da sehe ich im Augenblick die große gesellschaftliche Herausforderung, der man sich nur stellen kann, wenn man miteinander redet. Nicht miteinander zu reden, ist ganz bestimmt der falsche Weg. Dann geht es immer nur noch tiefer hinein in die Krise.
Breker: Und die Politik muss dazu einladen.
Eppelmann: Sie muss dazu einladen, Mut machen und möglicherweise auch unter Druck setzen. Die Politik muss deutlich machen, dass sie den Weg alleine geht, wenn die Verbände nicht mitmachen. Das ist sicher im Interesse der Verbände nicht besser.
Breker: Vielen Dank, Herr Eppelmann!
