"Ich mag am liebsten die Tierarztpraxis.
Playmobil gefällt mir auch, weil das alles beweglich ist.
Es macht einfach Spaß, mit den Figuren ein eigenes Leben zu führen.
Ich mag vor allem, dass man es auch bewegen kann."
Kinder lieben Playmobil und möchten auf keinen Fall darauf verzichten. Dabei sind die nur 7,5 cm großen Figuren aus der Not heraus geboren. Die Ölkrise der 70er-Jahre brachte das kleine, kunststoffverarbeitende Familienunternehmen Geobra Brandstätter erstmals in der gut neunzigjährigen Firmengeschichte in die roten Zahlen. Öl, und damit Kunststoff, war teuer geworden; jetzt musste eine materialsparende Alternative her – und das auch noch schnell. Da erinnerte sich Firmenchef Horst Brandstätter an die Idee seines Formenmachers Hans Beck. Der hatte – und das war damals neu – eine kleine Figur in den Mittelpunkt eines Systemspielzeugs gestellt. In Nachtarbeit entstanden für die bevorstehende Nürnberger Spielwarenmesse im Februar 1974 drei erste kleine Spielwelten. Der damalige Vertriebsleiter Oswald Bayer erinnert sich:
"Wir sind ein einheimisches Unternehmen und waren aus dem Grund gar nicht auf der Messe vertreten, sondern haben das im eigenen Showroom veranstaltet. Da gab es drei Schaustücke, weil wir hatten ja von Playmobil damals drei Themen: Bauarbeiter, Indianer und Ritter. Aber mit spärlichem Zubehör noch. Von den Bauarbeiten gab es Werkzeuge, Leitern, einen Schubkarren. Bei den Indianer gab es ein Zelt mit Kochstelle, ein Kanu und natürlich Waffen. Und bei den Rittern gab es Waffen, einen Tisch mit Bank und Humpen. Damit sich die Ritter nach dem Kampf sich mit Wein entspannen konnten."
... und das alles ohne zu ahnen, dass der Verzicht auf Horror- und Gewaltfiguren Teil des Erfolgsrezeptes, dem die Firma bis heute treu geblieben ist. Dabei ließen sich damaligen alten Hasen der Spielwaren-Großeinkäufer beim ersten Messeauftritt 1974 nicht ohne so ohne weiteres überzeugen:
"Die Verunsicherung bei den meisten Einkäufern war sehr groß. Und am Ende der Messe gab es eigentlich nur drei Leute, die sich interessiert hatten. Vor allen Dingen die Firma Otto Simon aus Holland, einem der bedeutendsten Importeure von Spielwaren aus Europa."
Dank des damaligen Vertrauens der holländischen Firma und natürlich der sofortigen Begeisterung der Kinder für diese neuen Spielwelten konnte Playmobil seinen Siegeszug um die Welt antreten. Die kleinen Figuren, die sogenannten Klickys, kamen in den folgenden Jahren immer größer raus – rund 2,2 Milliarden von ihnen sind seitdem hergestellt worden. Zahlreiche Themenwelten kamen hinzu: Feuerwehr, Polizei, Piraten, Puppenhaus oder die in diesem Jahr neu auf den Markt kommende Schule. Damit reagiert Playmobil auch auf die vielen Briefe von Kindern, die das Unternehmen immer wieder auf neue Ideen bringen, zum Beispiel auf das neue Kasperletheater. So versuchen die Entwickler bei Playmobil sich auch den Lebensgewohnheiten der Kinder anzupassen, erklärt Geschäftsführerin Andrea Schauer:
"Spielen ist ja nichts anders als sich mit viel Spaß auf das Leben später vorzubereiten und dementsprechend signalisiert uns dann das Marketing, wir müssen vielleicht da was dafür tun, dass das reale Spielen mit dem virtuellem Spiel gut zusammenkommt."
Und so erscheint in diesem Jahr eine Fantasy-Ritterwelt, mit der Playmobil die Kinder vom Computerspiel weglocken will. Ein weiterer Trend: Playmobil setzt auf handliche Mitnehmsets. Damit kann Playmobil auch mit auf Reisen gehen.
Zurück im fränkische Dietenhofen. Im Stammwerk purzeln Playmobil-Teile im Sekundentakt aus der Spritzgussmaschine. 350 davon laufen im Werk rund um die Uhr. Der Geruch von geschmolzenem Plastik liegt schwer in der Luft. Im Stammwerk produziert Playmobil 60 Prozent seiner Produkte. Ein zweites großes Werk befindet sich auf Malta. Über einen Schlauch wird das Kunststoff-Granulat automatisch angesaugt und verlässt die Maschine zum Beispiel als Schranktür, Elefantenkörper, Boot oder Babyoberkörper. Zwischen den Maschinen stehen immer wieder Waagen. So wird geprüft, ob auch wirklich alle Teile in den Sets enthalten sind. Mit den Maschinen hat Playmobil im Laufe der Jahre in der Kunststoffverarbeitung neue Maßstäbe gesetzt, so Betriebsleiter Kurt Gertler:
"Wir haben hier Technologien entwickelt, zum Beispiel dieses Mehrmaterialienspritzen, Mehrfarbenspritzen, drehbar. Wenn ich an unseren Affen denke, als der das erste Mal auf den Markt kam und da war eine richtige Sensation am Weltmarkt in der Kunststoffverarbeitung."
Diese modernen Maschinen machen im Gegenzug auch möglich, weiter auf Made in Germany und Made in Europe zu setzen: Weniger als fünf Prozent des Playmobil-Sortiments wird von Partnern in China bezogen, unterstreicht Geschäftsführerin Andrea Schauer:
"Ich bin kein Verfechter des Angriffs auf China, auf den Chinastandort im Grundsätzlichen. China kann hervorragende Qualität herstellen. Es ist allerdings so, wenn man in China sehr günstig fertigen will, dann muss man im Endeffekt auch auf Qualität verzichten. Das zeigt die ganze Geschichte. Playmobil könnte man auch in China herstellen, man könnte auch Playmobilqualität in China herstellen. Sie wäre allerdings nicht recht viel günstiger."
Und dazu kämen lange Lieferwege mit einem zusätzlichen Aufwand für die Logistik. So hat Playmobil lieber im letzten Jahr durch die Einführung eines Fünf-Schicht-Systems im bayerischen Heimatstandort Dietenhofen 100 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und auch von der weltweiten Finanzkrise weht offensichtlich noch kein kalter Wind zu Playmobil hinüber. 2008 konnte das Unternehmen erneut den Gesamtumsatz um acht Prozent auf 496 Millionen Euro steigern, davon entfielen 452 Millionen auf die Playmobil-Figuren. Hier setzt das Unternehmen bewusst auf Marken- und Imagepflege. Ersterer dient ein großer Freizeitpark, aber auch im kleinen lässt Playmobil seine kleinen Fans nicht Stich. Wer die Piratenpistole oder die Seilwinde für den Kran verloren hat, kann solche Einzelteile noch sechs Jahre nach Ende der Produktion nachbestellen.
Links zum Thema:
http://www.playmobil.de/
http://www.spielwarenmesse.de/
Playmobil gefällt mir auch, weil das alles beweglich ist.
Es macht einfach Spaß, mit den Figuren ein eigenes Leben zu führen.
Ich mag vor allem, dass man es auch bewegen kann."
Kinder lieben Playmobil und möchten auf keinen Fall darauf verzichten. Dabei sind die nur 7,5 cm großen Figuren aus der Not heraus geboren. Die Ölkrise der 70er-Jahre brachte das kleine, kunststoffverarbeitende Familienunternehmen Geobra Brandstätter erstmals in der gut neunzigjährigen Firmengeschichte in die roten Zahlen. Öl, und damit Kunststoff, war teuer geworden; jetzt musste eine materialsparende Alternative her – und das auch noch schnell. Da erinnerte sich Firmenchef Horst Brandstätter an die Idee seines Formenmachers Hans Beck. Der hatte – und das war damals neu – eine kleine Figur in den Mittelpunkt eines Systemspielzeugs gestellt. In Nachtarbeit entstanden für die bevorstehende Nürnberger Spielwarenmesse im Februar 1974 drei erste kleine Spielwelten. Der damalige Vertriebsleiter Oswald Bayer erinnert sich:
"Wir sind ein einheimisches Unternehmen und waren aus dem Grund gar nicht auf der Messe vertreten, sondern haben das im eigenen Showroom veranstaltet. Da gab es drei Schaustücke, weil wir hatten ja von Playmobil damals drei Themen: Bauarbeiter, Indianer und Ritter. Aber mit spärlichem Zubehör noch. Von den Bauarbeiten gab es Werkzeuge, Leitern, einen Schubkarren. Bei den Indianer gab es ein Zelt mit Kochstelle, ein Kanu und natürlich Waffen. Und bei den Rittern gab es Waffen, einen Tisch mit Bank und Humpen. Damit sich die Ritter nach dem Kampf sich mit Wein entspannen konnten."
... und das alles ohne zu ahnen, dass der Verzicht auf Horror- und Gewaltfiguren Teil des Erfolgsrezeptes, dem die Firma bis heute treu geblieben ist. Dabei ließen sich damaligen alten Hasen der Spielwaren-Großeinkäufer beim ersten Messeauftritt 1974 nicht ohne so ohne weiteres überzeugen:
"Die Verunsicherung bei den meisten Einkäufern war sehr groß. Und am Ende der Messe gab es eigentlich nur drei Leute, die sich interessiert hatten. Vor allen Dingen die Firma Otto Simon aus Holland, einem der bedeutendsten Importeure von Spielwaren aus Europa."
Dank des damaligen Vertrauens der holländischen Firma und natürlich der sofortigen Begeisterung der Kinder für diese neuen Spielwelten konnte Playmobil seinen Siegeszug um die Welt antreten. Die kleinen Figuren, die sogenannten Klickys, kamen in den folgenden Jahren immer größer raus – rund 2,2 Milliarden von ihnen sind seitdem hergestellt worden. Zahlreiche Themenwelten kamen hinzu: Feuerwehr, Polizei, Piraten, Puppenhaus oder die in diesem Jahr neu auf den Markt kommende Schule. Damit reagiert Playmobil auch auf die vielen Briefe von Kindern, die das Unternehmen immer wieder auf neue Ideen bringen, zum Beispiel auf das neue Kasperletheater. So versuchen die Entwickler bei Playmobil sich auch den Lebensgewohnheiten der Kinder anzupassen, erklärt Geschäftsführerin Andrea Schauer:
"Spielen ist ja nichts anders als sich mit viel Spaß auf das Leben später vorzubereiten und dementsprechend signalisiert uns dann das Marketing, wir müssen vielleicht da was dafür tun, dass das reale Spielen mit dem virtuellem Spiel gut zusammenkommt."
Und so erscheint in diesem Jahr eine Fantasy-Ritterwelt, mit der Playmobil die Kinder vom Computerspiel weglocken will. Ein weiterer Trend: Playmobil setzt auf handliche Mitnehmsets. Damit kann Playmobil auch mit auf Reisen gehen.
Zurück im fränkische Dietenhofen. Im Stammwerk purzeln Playmobil-Teile im Sekundentakt aus der Spritzgussmaschine. 350 davon laufen im Werk rund um die Uhr. Der Geruch von geschmolzenem Plastik liegt schwer in der Luft. Im Stammwerk produziert Playmobil 60 Prozent seiner Produkte. Ein zweites großes Werk befindet sich auf Malta. Über einen Schlauch wird das Kunststoff-Granulat automatisch angesaugt und verlässt die Maschine zum Beispiel als Schranktür, Elefantenkörper, Boot oder Babyoberkörper. Zwischen den Maschinen stehen immer wieder Waagen. So wird geprüft, ob auch wirklich alle Teile in den Sets enthalten sind. Mit den Maschinen hat Playmobil im Laufe der Jahre in der Kunststoffverarbeitung neue Maßstäbe gesetzt, so Betriebsleiter Kurt Gertler:
"Wir haben hier Technologien entwickelt, zum Beispiel dieses Mehrmaterialienspritzen, Mehrfarbenspritzen, drehbar. Wenn ich an unseren Affen denke, als der das erste Mal auf den Markt kam und da war eine richtige Sensation am Weltmarkt in der Kunststoffverarbeitung."
Diese modernen Maschinen machen im Gegenzug auch möglich, weiter auf Made in Germany und Made in Europe zu setzen: Weniger als fünf Prozent des Playmobil-Sortiments wird von Partnern in China bezogen, unterstreicht Geschäftsführerin Andrea Schauer:
"Ich bin kein Verfechter des Angriffs auf China, auf den Chinastandort im Grundsätzlichen. China kann hervorragende Qualität herstellen. Es ist allerdings so, wenn man in China sehr günstig fertigen will, dann muss man im Endeffekt auch auf Qualität verzichten. Das zeigt die ganze Geschichte. Playmobil könnte man auch in China herstellen, man könnte auch Playmobilqualität in China herstellen. Sie wäre allerdings nicht recht viel günstiger."
Und dazu kämen lange Lieferwege mit einem zusätzlichen Aufwand für die Logistik. So hat Playmobil lieber im letzten Jahr durch die Einführung eines Fünf-Schicht-Systems im bayerischen Heimatstandort Dietenhofen 100 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und auch von der weltweiten Finanzkrise weht offensichtlich noch kein kalter Wind zu Playmobil hinüber. 2008 konnte das Unternehmen erneut den Gesamtumsatz um acht Prozent auf 496 Millionen Euro steigern, davon entfielen 452 Millionen auf die Playmobil-Figuren. Hier setzt das Unternehmen bewusst auf Marken- und Imagepflege. Ersterer dient ein großer Freizeitpark, aber auch im kleinen lässt Playmobil seine kleinen Fans nicht Stich. Wer die Piratenpistole oder die Seilwinde für den Kran verloren hat, kann solche Einzelteile noch sechs Jahre nach Ende der Produktion nachbestellen.
Links zum Thema:
http://www.playmobil.de/
http://www.spielwarenmesse.de/