Der Reinraum sieht von außen aus wie ein riesiger Käfig aus Glas. Er hat die höchste Klasse zehn. Nicht mehr als zehn winzige Staubpartikel pro Kubikfuß dürfen hier durch die Luft schwirren. Arbeiter huschen zwischen Maschinen hin und her, sie sind von Kopf bis Fuß eingehüllt in fusselfreie Overalls, tragen Handschuhe, Kopf- und Mundschutz. Nur ein schmaler Schlitz bleibt für die Augen frei. Die Hierarchie erkennt man an der Farbe der Overalls, sagt Thomas Richter, Produktionsleiter der Freiberger Compound Materials:
" Die Produktion ist natürlich im strahlenden Weiß, die Instandsetzung des Equipments in einem Hellblau, und die Facility-Management-Leute, also die, die für den Reinraum zu sorgen haben, in einem Hellgrün. Alle Farben hell, damit man den Dreck schneller erkennt. "
Denn Dreck ist gefährlich für das Produkt: hauchdünne, blaugrau schimmernde Scheiben, sogenannte Wafer, die so groß sind wie eine Handfläche. Die Firma Freiberger Compound Materials stellt Halbleiter her. Verbindungshalbleiter aus den Halb-Metallen Gallium und Arsen. Aus solchen Gallium-Arsenid-Wafern lassen sich Laser- und Leuchtdioden herstellen, zum Beispiel für Flachbildschirme. Aber auch schnelle Chips für Computer und Handys, erklärt der Geschäftsführer Hermann Schenk:
" Telefon hat zwei Funktionen: Ich muss sprechen und hören können, und wenn man sich das in alten Filmen anschaut, in denen Funker dargestellt werden, dann schalten die immer um zwischen Sprechen und Hören. Das macht im Prinzip jedes Telefon auch, nur geschieht das so schnell, dass man's nicht merkt. Und dieser elektronische Schalter, der eben mit dieser ungeheuren Geschwindigkeit diese Hochfrequenzsignale schalten kann, der wird aus unserem Material hergestellt. "
Seit 2006 ist die FCM Weltmarktführer, das Unternehmen hat seine beiden Hauptkonkurrenten aus Japan abgehängt. In jedem dritten Handy, in jedem dritten Notebook auf der Welt sind die Freiberger Halbleiter eingebaut. Sie sind extrem schnell, und sie sind gefragt wie nie. Thomas Richter hastet durch die Gänge, vorbei an verglasten Reinräumen und dröhnenden Maschinen. Der Produktionsleiter ist im Stress:
" Weil unsere Auslastung im Moment sehr hoch ist und diese Auslastung schwer voraussagbar ist. Das ist ein zyklisches Geschäft, da muss man sich schnell auf eine hohe Auslastung einstellen, die wir bewältigen müssen. "
FCM ist eine Erfolgsgeschichte von vielen aus Freiberg. Seit fast 250 Jahren wird an der Bergakademie Freiberg an neuen Materialien geforscht. Schon zu DDR-Zeiten stellte hier der VEB Spurenmetalle Halbleiter her. Nach der Wende wurden einzelne Abteilungen des Betriebs privatisiert, aus einer von ihnen entstand 1995 die Freiberger Compound Materials. Noch im selben Jahr wurde die GmbH von Federmann Enterprises, einem Familienunternehmen aus Israel übernommen, das Geschäftsführer Herrmann Schenk viele Freiheiten einräumt:
" Ich denke, dass hier, ohne den Mut der Familie Federmann zu sagen‚ jawohl, wir geben der Sache hier eine Chance, das Unternehmen nicht existieren würde. "
Inzwischen arbeiten bei FCM 270 Menschen. Physiker sind darunter, Ingenieure, Facharbeiter. Der Jahresumsatz liegt im deutlichen zweistelligen Millionenbereich. Das Erfolgsrezept, sagt Schenk, das sei das Engagement der Mitarbeiter.
" Das ist die Mischung aus einer wissenschaftlichen Tradition der Region, dem guten Ausbildungsstand und der hohen Motivation. Die Mischung macht's hier eigentlich. Freiberger Compound ist ein Familienunternehmen, es geht nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern um langfristige Bestandskraft, und das ist gut für die Menschen in der Region. "
Der Großteil der Belegschaft stammt aus Freiberg und Umgebung. So wie der Produktionsleiter Thomas Richter. Er hat an der Bergakademie studiert und das Unternehmen vor 13 Jahren mit aufgebaut.
" Die Produktion von Gallium-Arsenid ist in Freiberg einzigartig in Europa. Man kann nirgendwo nachlesen, wie die Infrastruktur von einer Gallium-Arsenid-Produktion ist, das haben wir selber erfunden. "
13 Jahre später misst die Produktionsfläche 5000 Quadratmeter. Hier werden die Kristalle für die Wafer aus Gallium und Arsen gezüchtet. Sie sehen aus wie große Kerzen, die in die hauchdünnen Wafer zersägt werden. Diese werden poliert, verpackt und anschließend an die Chiphersteller verschickt, hauptsächlich in die USA. Die Produktionskosten sind hoch, vor allem wegen der Lohnkosten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, setzen die Sachsen auf neue Technologien. Zum Beispiel, um bei der extrem energieaufwändigen Kristallzüchtung Strom zu sparen.
" Da kommt es bei uns natürlich darauf an, Technologien einzusetzen, die diese Energie sehr gut ausnutzen. Und das ist so ein Geheimnis, wo wir sagen würden, wir haben eine erheblich höhere Produktivität als jeder vergleichbare Konkurrent. "
Außerdem werden die wertvollen Gallium- und Arsen-Abfälle, die während der Produktion anfallen, recycelt. Das allein wird aber nicht ausreichen, um sich in Zukunft gegen Konkurrenten aus Taiwan und China durchzusetzen, sagt Schenk. Deshalb fahnden die Freiberger Forscher bereits nach neuen Materialkombinationen für noch bessere Halbleiter. Das Familienunternehmen geht hier bewusst ins Risiko. Sorgen um die Zukunft macht sich Geschäftsführer Hermann Schenk aber nicht.
" Solange die Menschen an mobiler Kommunikation und an der Darstellung von Bildern interessiert sind, wird uns das Geschäft nicht ausgehen. "
" Die Produktion ist natürlich im strahlenden Weiß, die Instandsetzung des Equipments in einem Hellblau, und die Facility-Management-Leute, also die, die für den Reinraum zu sorgen haben, in einem Hellgrün. Alle Farben hell, damit man den Dreck schneller erkennt. "
Denn Dreck ist gefährlich für das Produkt: hauchdünne, blaugrau schimmernde Scheiben, sogenannte Wafer, die so groß sind wie eine Handfläche. Die Firma Freiberger Compound Materials stellt Halbleiter her. Verbindungshalbleiter aus den Halb-Metallen Gallium und Arsen. Aus solchen Gallium-Arsenid-Wafern lassen sich Laser- und Leuchtdioden herstellen, zum Beispiel für Flachbildschirme. Aber auch schnelle Chips für Computer und Handys, erklärt der Geschäftsführer Hermann Schenk:
" Telefon hat zwei Funktionen: Ich muss sprechen und hören können, und wenn man sich das in alten Filmen anschaut, in denen Funker dargestellt werden, dann schalten die immer um zwischen Sprechen und Hören. Das macht im Prinzip jedes Telefon auch, nur geschieht das so schnell, dass man's nicht merkt. Und dieser elektronische Schalter, der eben mit dieser ungeheuren Geschwindigkeit diese Hochfrequenzsignale schalten kann, der wird aus unserem Material hergestellt. "
Seit 2006 ist die FCM Weltmarktführer, das Unternehmen hat seine beiden Hauptkonkurrenten aus Japan abgehängt. In jedem dritten Handy, in jedem dritten Notebook auf der Welt sind die Freiberger Halbleiter eingebaut. Sie sind extrem schnell, und sie sind gefragt wie nie. Thomas Richter hastet durch die Gänge, vorbei an verglasten Reinräumen und dröhnenden Maschinen. Der Produktionsleiter ist im Stress:
" Weil unsere Auslastung im Moment sehr hoch ist und diese Auslastung schwer voraussagbar ist. Das ist ein zyklisches Geschäft, da muss man sich schnell auf eine hohe Auslastung einstellen, die wir bewältigen müssen. "
FCM ist eine Erfolgsgeschichte von vielen aus Freiberg. Seit fast 250 Jahren wird an der Bergakademie Freiberg an neuen Materialien geforscht. Schon zu DDR-Zeiten stellte hier der VEB Spurenmetalle Halbleiter her. Nach der Wende wurden einzelne Abteilungen des Betriebs privatisiert, aus einer von ihnen entstand 1995 die Freiberger Compound Materials. Noch im selben Jahr wurde die GmbH von Federmann Enterprises, einem Familienunternehmen aus Israel übernommen, das Geschäftsführer Herrmann Schenk viele Freiheiten einräumt:
" Ich denke, dass hier, ohne den Mut der Familie Federmann zu sagen‚ jawohl, wir geben der Sache hier eine Chance, das Unternehmen nicht existieren würde. "
Inzwischen arbeiten bei FCM 270 Menschen. Physiker sind darunter, Ingenieure, Facharbeiter. Der Jahresumsatz liegt im deutlichen zweistelligen Millionenbereich. Das Erfolgsrezept, sagt Schenk, das sei das Engagement der Mitarbeiter.
" Das ist die Mischung aus einer wissenschaftlichen Tradition der Region, dem guten Ausbildungsstand und der hohen Motivation. Die Mischung macht's hier eigentlich. Freiberger Compound ist ein Familienunternehmen, es geht nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern um langfristige Bestandskraft, und das ist gut für die Menschen in der Region. "
Der Großteil der Belegschaft stammt aus Freiberg und Umgebung. So wie der Produktionsleiter Thomas Richter. Er hat an der Bergakademie studiert und das Unternehmen vor 13 Jahren mit aufgebaut.
" Die Produktion von Gallium-Arsenid ist in Freiberg einzigartig in Europa. Man kann nirgendwo nachlesen, wie die Infrastruktur von einer Gallium-Arsenid-Produktion ist, das haben wir selber erfunden. "
13 Jahre später misst die Produktionsfläche 5000 Quadratmeter. Hier werden die Kristalle für die Wafer aus Gallium und Arsen gezüchtet. Sie sehen aus wie große Kerzen, die in die hauchdünnen Wafer zersägt werden. Diese werden poliert, verpackt und anschließend an die Chiphersteller verschickt, hauptsächlich in die USA. Die Produktionskosten sind hoch, vor allem wegen der Lohnkosten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, setzen die Sachsen auf neue Technologien. Zum Beispiel, um bei der extrem energieaufwändigen Kristallzüchtung Strom zu sparen.
" Da kommt es bei uns natürlich darauf an, Technologien einzusetzen, die diese Energie sehr gut ausnutzen. Und das ist so ein Geheimnis, wo wir sagen würden, wir haben eine erheblich höhere Produktivität als jeder vergleichbare Konkurrent. "
Außerdem werden die wertvollen Gallium- und Arsen-Abfälle, die während der Produktion anfallen, recycelt. Das allein wird aber nicht ausreichen, um sich in Zukunft gegen Konkurrenten aus Taiwan und China durchzusetzen, sagt Schenk. Deshalb fahnden die Freiberger Forscher bereits nach neuen Materialkombinationen für noch bessere Halbleiter. Das Familienunternehmen geht hier bewusst ins Risiko. Sorgen um die Zukunft macht sich Geschäftsführer Hermann Schenk aber nicht.
" Solange die Menschen an mobiler Kommunikation und an der Darstellung von Bildern interessiert sind, wird uns das Geschäft nicht ausgehen. "