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Kristenstimmung beim ifp

Erst trat ifp-Direktor Michael Broch auf Druck der Deutschen Bischofskonferenz zurück. Dann folgten aus Protest der Vorsitzende des Aufsichtsrats und sein Stellvertreter. Der Gründer der Journalistenschule, Pater Wolfgang Seibel, fürchtet nun um den guten Ruf des Instituts.

Von Michael Watzke |
    Pater Wolfgang Seibel fürchtet um sein Lebenswerk. Der heute 82 Jahre alte Geistliche gründete 1969 das "Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchs", kurz ifp. Seibel leitete diese katholische Journalistenschule 23 Jahre lang. Es schmerzt ihn, dass nun einer seiner Nachfolger Pfarrer Michael Broch auf Druck der katholischen Bischofskonferenz zurücktreten muss:

    "Natürlich tut das weh. Das ist selbstverständlich. Ich kann nicht sagen, dass es mir gut ginge. Das Ganze ist besorgniserregend. Es ist für mich ein Zeichen für eine erhebliche Änderung des Klimas in der Bischofskonferenz selbst und zwar in Richtung einer Haltung, die sehr eng ist, sehr kleinkariert, wenig tolerant, auch nicht viel Bereitschaft zur Versöhnung und Vergebung hat."

    In seiner Zeit, sagt Seibel, habe er immer offen Kritik üben können. Heute reiche schon ein viel weniger kritisches Interview in der Leonberger Kreiszeitung aus, um den geistlichen Direktor des ifp zum Rücktritt zu zwingen. Obwohl der sich sogar entschuldigt habe. Seibel macht ultra-konservative Kreise in der Kirche dafür verantwortlich:

    "Das sind Leute, sagen wir einmal so, die auf dem rechten, reaktionären Flügel der Kirche stehen. Und denen die Art, wie das Institut arbeitet, ein Dorn im Auge ist. Die gibt es sogar unter Absolventen des Instituts."

    Seibel sorgt sich um den Ruf des ifp. Es sei immer sein Ziel gewesen,

    "dass das Institut nicht als eine Institution aufgefasst wird, die so eine Art fünfte Kolonne von Journalisten ausbildet und in die Medien einschleust. Es war immer mein Bestreben, das Institut so aufzubauen, dass es was die Ausbildung angeht, zu den besten journalistischen Adressen gehört."

    Viele ifp-Absolventen fürchten nun, dies könne sich ändern. Der Hörfunkdirektor des SWR, Bernhard Herrmann, sagt, sein Vertrauensvorrat gegenüber der Bischofskonferenz sei verbraucht. Ulrich Harprath, ebenfalls Absolvent und der Schule bis heute eng verbunden, hat in den vergangenen Tagen mit vielen Ehemaligen telefoniert. Die Stimmung sei nicht gut.

    "Da sitzen wirklich an entscheidenden Positionen in der Öffentlichkeit Leute, die aus dieser Schule kommen, die überzeugte Katholiken sind, nach wie vor sind, ich denke an die Intendantin des rbb Dagmar Reim, ich denke an Frau Schausten, Leute natürlich wie Gottschalk und ich fürchte, dass durch den Rücktritt nun ein derartiger Schaden entstanden ist für das Institut, dass sich diese Leute überlegen, ob sie weiterhin dem Institut auch im Netzwerk die Treue halten. Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt, aber die Gefahr besteht."

    Nun, sagt Harprath, hänge viel davon ab, ob es den Bischöfen gelingt, möglichst schnell einen geeigneten Nachfolger zu präsentieren.

    "Einen Menschen, der loyal zur Kirche ist, das ist die Voraussetzung, sonst kann er es nicht machen, der das Vertrauen der Bischöfe hat, der aber auch in der Öffentlichkeit signalisieren kann, hier haben wir es nicht mit einer elitären Kaderschmiede zu tun, sondern wo eine wirklich professionelle Ausbildung ist, wo auch kritische Geister erzogen werden, die aber loyal zur Kirche stehen."

    Die Bischofskonferenz ist in der Nachfolgefrage tief gespalten. Auf Anfrage des Deustchlandradios wollte sich das Gremium nicht äußern. Klar ist, dass manche Bischöfe den Rücktritt Brochs stärker bedauern als andere: Der Vorsitzende Bischof Robert Zollitsch und Medienbischof Gebhard Fürst würdigten Brochs Verdienste deutlich stärker als etwa der Kölner Kardinal Meisner. Keine guten Voraussetzungen für einen neuen ifp-Direktor, sagt ifp-Gründer Seibel:

    "Nach dem, was vorgefallen ist, wird es meines Erachtens gar nicht leicht, jetzt noch Leute mit Format zu finden, die diesen Posten ausfüllen wollen."

    Dabei ist der Streit um das IFP für Seibel nur ein Beispiel von vielen für den Bruch innerhalb der katholischen Kirche:

    "Ich halte den Papstkult, den Personenkult, der um den Papst getrieben wird, für eines der Grundübel der katholischen Kirche. Also eine Haltung, in der man alles loben muss, was vom Papst kommt. Und dann wird natürlich von Rom aus ein ziemlicher Druck ausgeübt, wobei der Druck nicht nur von Rom kommt, sondern auch von Laien, die sich als Hüter des wahren Glaubens aufspielen. Aber der Papst ist auch ein Mensch und man darf ihn auch kritisieren."

    Und für wen, fragt Seibel, gelte das mehr als für Journalisten – egal welchen Glaubens? Wenn der kritische Geist verloren gehe, den ifp-Absolventen an der Schule gelernt und geschärft hätten – dann sehe er schwarz für den Ruf und die Zukunft des Instituts.