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Kritik an Flüchtlingszentren
Papst irritiert mit Konzentrationslager-Vergleich

Menschen in Flüchtlingslagern leben oft unter schlechten Bedingungen. Das sieht auch Papst Franziskus so - und sorgte mit einem harten Vergleich für Irritationen: Er bezeichnete Flüchtlingslager als Konzentrationslager.

Von Tilmann Kleinjung | 23.04.2017
    Papst Franziskus schüttelt jungen Flüchtlinge die Hand im Aufnahmezentrum Moria auf Lesbos
    Auf Lesbos traf Papst Franziskus Flüchtlinge - von dort stammen auch seine Eindrücke über den Zustand der Flüchtlingslager. (dpa / picture alliance / Filippo Monteforte)
    Papst Franziskus liebt die spontane Rede. In diesem Fall wich er bei einem Gottesdienst zum Gedenken an die Märtyrer unserer Tage vom vorbereiteten Redemanuskript ab. Sichtlich erschüttert berichtete er über eine Begegnung mit einem muslimischen Flüchtling, dessen christliche Frau vor seinen Augen ermordet worden war. Er habe den Mann im vergangenen Jahr beim Besuch eines Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel Lesbos getroffen.
    "Ich weiß nicht, ob dieser Mann noch immer auf Lesbos ist. Oder, ob es ihm gelungen ist, woanders hinzugehen. Ich weiß nicht, ob er in der Lage war, aus diesem Konzentrationslager herauszukommen."
    Amerikanisches Jewish Committee kritisiert den Vergleich
    Kurz zuvor in dem Gottesdienst hatte Karl Schneider über das Schicksal seines Vaters Paul Schneider berichtet, einem protestantischen Pfarrer, der im Konzentrationslager Buchenwald ermordet worden war. Nun dieser Vergleich des Papstes: Flüchtlingslager ist gleich Konzentrationslager.
    "Die Flüchtlingslager sind Konzentrationslager wegen der Menschenmassen, die dort leben. Und die großzügigen Völker, die sie aufnehmen, müssen auch dieses Gewicht tragen, weil internationale Vereinbarungen wichtiger erscheinen als Menschenrechte."
    Das Amerikanische Jewish Committee kritisierte den Vergleich des Papstes. Die Bedingungen unter denen Migranten in einigen europäischen Ländern lebten, seien sicherlich schwierig, sagte der Vorsitzende David Harris: "Aber Konzentrationslager sind das sicherlich nicht". Die seien von den Nazis errichtet worden, um Menschen zu versklaven und Millionen von Menschen zu vernichten. Das Internationale Auschwitz-Komitee hat dagegen die Worte des Papstes als legitim bezeichnet. Er halte das nicht für empörend, so Christoph Heubner, vom Komitee, das die Überlebenden des KZ Auschwitz reporäsentiert. Papst Franziskus habe es in guter Absicht gesagt. Er überzeichne, um Herzen in Bewegung zu bringen. "Das ist legitim."