Reimer von Alvensleben: Bei den Druckmedien kann man so ungefähr in der Faustzahl sagen, 2/3 der Einnahmen kommen aus Anzeigen, ein Drittel aus dem Verkauf. Das gilt für Spiegel und Stern in ähnlicher Weise wie für die Bauernblätter, und von daher ist es schon so, daß die Wirtschaft, die bestimmte Zielgruppen erreichen möchte, gerne diese Bauernblätter verwendet, um tatsächlich an diese Zielgruppen heranzukommen.
Die Kampagnen sind nicht immer gleich stark. Gegenwärtig nehmen die Anzeigen zu, denn die Frühjahrsbestellung steht vor der Tür. Und die konventionelle Landwirtschaft kommt nicht ohne diese Mittel aus. Komplettpakete für die Bekämpfung von Mehltau, den Schutz des Wachstums von Blättern und Ähren, und die Sicherung des Ertrags insgesamt werden von der Industrie werbewirksam angeboten. Fungizide sind weitverbreitet. Und das Problem der Fusarien beim Weizen, von Pilzen, die ein Gift bilden, spiegelt sich auch in der Werbung wider. Für die Plazierung der Anzeigen in den Fachblättern lasse sich eine bestimmte Strategie erkennen, meint Reimer von Alvensleben:
Anzeigen werden mehr beachtet und aufmerksamer verfolgt, wenn sie in einem Umfeld plaziert ist, was dazu paßt. Wenn dort ein Artikel ist über Probleme der Düngung und dann wird in diesem Umfeld eine Anzeige geschaltet mit einem bestimmten Düngemittel, dann wird sie natürlich stärker beachtet.
Mehr geworden sind auch jene Anzeigen, die für pflanzliche Futtermittel werben. Seit Tiermehl generell verboten ist. Mit dem Bild einer Kuh und dem Satz: Holen Sie raus, was drin ist, soll der Bauer nach wie vor für die Hochleistung von Rindern gewonnen werden. Anzeigen für Vitamine und Mineralstoffe versprechen in der Tierhaltung ebenfalls höhere Leistungen. Dabei hat aus der Sicht von Edgar Schallenberger, Veterinär am Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Universität Kiel, die Werbung für den Einsatz von Medikamenten in den landwirtschaftlichen Fachzeitschriften allerdings ihre Grenzen.
Edgar Schallenberger: Ein Bauernblatt kann natürlich den Landwirt auf die gleichen Grundprobleme hinweisen und auch praxisnahe Lösungsansätze aufweisen. Ein Bauernblatt hat sicher nicht die Aufgabe, jetzt ein tiermedizinisches Fachblatt zu ersetzen.
Das Heilmittelgesetz verbietet zudem auch für die Tiermedizin die Werbung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Auch im Pflanzenbau kann schon längst nicht mehr jeder tun und lassen, was er will. Wann und wo die Produkte der Chemie- und pharmazeutischen Industrie eingesetzt werden, das unterliegt vielfältigen Umwelt- und Tierschutzauflagen. Deshalb stimmt die Art und Weise, in der in den Bauernblättern geworben wird, nicht mehr mit den Anforderungen überein, die auch die konventionelle Landwirtschaft zu erfüllen hat. Für Ernst Kalm, Tierzuchtexperte der Universität Kiel, liegt die Verantwortung letztlich bei denjenigen, die die Mittel einsetzen.
Ernst Kalm: Was ich übernehmen will, das entscheidet der Landwirt eigentlich selber. Denn er ist ja alt genug und Manns genug, denn er hat ja eine gute Ausbildung heute und wenn allgemeine Beratungsempfehlungen dann da stehen von der Landwirtschaftskammer oder von anderen Beratungsinstitutionen gilt das ja nur als Information und Hinweise, aber die Umsetzung muß der Landwirt selber praktizieren.