Sie darf, was sonst in der Washington Post keiner darf: Alle und alles kritisieren. Den Chefredakteur. Die Redaktion. Die politische Linie.
Deborah Howell rechnete kürzlich vor: 141 konservative Kommentare stehen 114 liberale gegenüber. Jüngere Leute, Frauen, Farbige und Minderheiten seien viel zu wenig vertreten.
Ihre Kritik findet auf einer der meist gelesenen Seiten der Zeitung statt, der Meinungsseite. Deborah Howell ist nämlich die Ombudsfrau der Washington Post.
Das Wort Ombud kommt aus dem skandinavischen und bedeutet Vermittler oder Bevollmächtigter. Wie ein Schiedsrichter soll er die journalistischen Praktiken des Mediums beobachten und die Interessen der Leser, Zuschauer oder Zuhörer vertreten.
Die Berufung dieser Schiedsrichter erfolgt dabei keineswegs so freiwillig, wie es die Verlage und Sender gerne darstellen. In Amerika fordern seit längerem schon Künstler, Politiker und Internetblogger eine Demokratisierung der Medien. Nach den großen Recherchefehlern der Vergangenheit, bei denen vor allem die angesehene New York Times im Irak Massenvernichtungswaffen entdeckt haben wollte und sich damit zum Propagandainstrument der Bush-Regierung hatte machen lassen, bildete sich eine Art außermediale Opposition. Sie fordert wie Amy Goodman von "Democracy Now" mehr Transparenz .
""Die Medien sind die mächtigsten Institutionen der Erde. Mächtiger als jede Bombe, als jede Waffe. Das Pentagon benutzt die Medien für sich und wir müssen sie wieder zurückerobern."
Auch der wohl berühmteste Journalist Amerikas hat sich zu den Kritiker gesellt. Michael Moore nutzte erst jüngst einen Auftritt auf CNN, um den Nachrichtensender frontal anzugreifen. "
" "Ich wünschte CNN und die anderen Massenmedien würden nur ein einziges Mal die Wahrheit sagen über das, was im Land passiert. Ihr habt eine so armselige Wahrheitsbilanz"."
Verlage wollen dieser für sie unangenehmen Bewegung die Spitze nehmen. Nun also werden alle Fehler vor dem Leser ausgebreitet, auch die eher albernen. So erfährt man, dass in dem Artikel zum Pferderennen ein Pferd gewonnen hat, das gar nicht am Start war. Des Rätsels Lösung: Die Redaktion hatte versehentlich den Artikel vom Vorjahr erneut veröffentlicht.
Praktisch alle Sender und Zeitungen beschäftigen mittlerweile einen Ombudsmann, auch die New York Times, die sich rühmt, die beste Zeitung der Welt zu sein. Er heißt Clark Hoyt und kritisierte kürzlich die Kommentare einer Autorin über Hillary Clinton. Sie seien sexistisch, da sie sich zuviel mit ihrem Aussehen beschäftigt und ihr Lachen als "Gegacker" beschrieben hatte.
Die Autorin, bekannt für ihre zynische Art, verteidigte sich. Sie habe schließlich auch Obama schon Obambi genannt.
Keine geht mit der Kritik aber so weit wie Deborah Howell von der Washington Post, die ihrer Redaktion gravierende Recherchefehler vorwirft.
Gerade eben erst attackierte sie den Artikel eines Washington Post Reporters. Der hatte seinerseits den niedrigen Zinssatz kritisiert, den Obama als US Senator beim Kauf seines Hauses in Anspruch nahm. Der Reporter vermutete eine Vorteilsnahme. Eigene Recherchen, die Howell darauf hin anstellte, kamen zu einem anderen Ergebnis.
Hat den amerikanischen Medien die Einführung eines Ombudsmannes genützt? Hat sich die journalistische Qualität verbessert? Es gibt darauf keine einfache Antwort.
Einerseits wirken die Zeitungen heute weniger autoritär und deutlich bürgerfreundlicher.
Andererseits werden die gemachten Fehler in ihrer Wirkung enorm vergrößert, wenn sie derart prominent zur Schau gestellt werden. Und: Die Abgrenzung gegenüber anderen Zeitungen und Sendern fällt schwerer, wenn überall jede Meinung zu Wort kommen darf. Das Medium gewinnt nicht an Profil, sondern verliert.
Unstrittig ist, dass die amerikanischen Medien seit Jahren Leser einbüßen. Derzeit werden Dutzende von Mitarbeitern entlassen. Die Washington Post trennte sich gerade erst von fast 100 Redakteuren. So richtig sicher scheint derzeit nur ein Arbeitsplatz: Der des Ombudsmannes.
Deborah Howell rechnete kürzlich vor: 141 konservative Kommentare stehen 114 liberale gegenüber. Jüngere Leute, Frauen, Farbige und Minderheiten seien viel zu wenig vertreten.
Ihre Kritik findet auf einer der meist gelesenen Seiten der Zeitung statt, der Meinungsseite. Deborah Howell ist nämlich die Ombudsfrau der Washington Post.
Das Wort Ombud kommt aus dem skandinavischen und bedeutet Vermittler oder Bevollmächtigter. Wie ein Schiedsrichter soll er die journalistischen Praktiken des Mediums beobachten und die Interessen der Leser, Zuschauer oder Zuhörer vertreten.
Die Berufung dieser Schiedsrichter erfolgt dabei keineswegs so freiwillig, wie es die Verlage und Sender gerne darstellen. In Amerika fordern seit längerem schon Künstler, Politiker und Internetblogger eine Demokratisierung der Medien. Nach den großen Recherchefehlern der Vergangenheit, bei denen vor allem die angesehene New York Times im Irak Massenvernichtungswaffen entdeckt haben wollte und sich damit zum Propagandainstrument der Bush-Regierung hatte machen lassen, bildete sich eine Art außermediale Opposition. Sie fordert wie Amy Goodman von "Democracy Now" mehr Transparenz .
""Die Medien sind die mächtigsten Institutionen der Erde. Mächtiger als jede Bombe, als jede Waffe. Das Pentagon benutzt die Medien für sich und wir müssen sie wieder zurückerobern."
Auch der wohl berühmteste Journalist Amerikas hat sich zu den Kritiker gesellt. Michael Moore nutzte erst jüngst einen Auftritt auf CNN, um den Nachrichtensender frontal anzugreifen. "
" "Ich wünschte CNN und die anderen Massenmedien würden nur ein einziges Mal die Wahrheit sagen über das, was im Land passiert. Ihr habt eine so armselige Wahrheitsbilanz"."
Verlage wollen dieser für sie unangenehmen Bewegung die Spitze nehmen. Nun also werden alle Fehler vor dem Leser ausgebreitet, auch die eher albernen. So erfährt man, dass in dem Artikel zum Pferderennen ein Pferd gewonnen hat, das gar nicht am Start war. Des Rätsels Lösung: Die Redaktion hatte versehentlich den Artikel vom Vorjahr erneut veröffentlicht.
Praktisch alle Sender und Zeitungen beschäftigen mittlerweile einen Ombudsmann, auch die New York Times, die sich rühmt, die beste Zeitung der Welt zu sein. Er heißt Clark Hoyt und kritisierte kürzlich die Kommentare einer Autorin über Hillary Clinton. Sie seien sexistisch, da sie sich zuviel mit ihrem Aussehen beschäftigt und ihr Lachen als "Gegacker" beschrieben hatte.
Die Autorin, bekannt für ihre zynische Art, verteidigte sich. Sie habe schließlich auch Obama schon Obambi genannt.
Keine geht mit der Kritik aber so weit wie Deborah Howell von der Washington Post, die ihrer Redaktion gravierende Recherchefehler vorwirft.
Gerade eben erst attackierte sie den Artikel eines Washington Post Reporters. Der hatte seinerseits den niedrigen Zinssatz kritisiert, den Obama als US Senator beim Kauf seines Hauses in Anspruch nahm. Der Reporter vermutete eine Vorteilsnahme. Eigene Recherchen, die Howell darauf hin anstellte, kamen zu einem anderen Ergebnis.
Hat den amerikanischen Medien die Einführung eines Ombudsmannes genützt? Hat sich die journalistische Qualität verbessert? Es gibt darauf keine einfache Antwort.
Einerseits wirken die Zeitungen heute weniger autoritär und deutlich bürgerfreundlicher.
Andererseits werden die gemachten Fehler in ihrer Wirkung enorm vergrößert, wenn sie derart prominent zur Schau gestellt werden. Und: Die Abgrenzung gegenüber anderen Zeitungen und Sendern fällt schwerer, wenn überall jede Meinung zu Wort kommen darf. Das Medium gewinnt nicht an Profil, sondern verliert.
Unstrittig ist, dass die amerikanischen Medien seit Jahren Leser einbüßen. Derzeit werden Dutzende von Mitarbeitern entlassen. Die Washington Post trennte sich gerade erst von fast 100 Redakteuren. So richtig sicher scheint derzeit nur ein Arbeitsplatz: Der des Ombudsmannes.