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Kritisches Stadium

Tiermedizin. - Die Weltgesundheitsorganisation WHO befürchtet, dass sich die Erreger der asiatischen Vogelgrippe unkontrolliert verbreiten könnten. Auf einer UN-Konferenz in Kuala Lumpur, die am Mittwoch zu Ende ging, haben Experten deshalb nach neuen Strategien gesucht, um die Ausbreitung der Grippeviren einzudämmen. Eine davon lautet, die Geflügelbestände in betroffenen Ländern in großem Stil zu impfen.

    Bislang war eine umfassende Impfkampagne unter Experten kaum im Gespräch. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Seuche allein durch Vernichtung betroffener Tierbestände nicht in den Griff zu bekommen ist. Impfen gilt daher als mögliche Alternativstrategie, wobei China und Indonesien diese Maßnahme bereits durchführen. Nun richtet sich der Appell an Vietnam, wo allein in diesem Jahr 19 Menschen an den Folgen der Vogelgrippe gestorben sind.

    Dass die Impfung funktioniert und Tiere vor dem Tod bewahrt, ist inzwischen bekannt. Ein ungeimpftes, infiziertes Huhn stirbt normalerweise in weniger als einem Tag. Es scheidet zuvor enorme Mengen des Virus über alle Körperflüssigkeiten aus. Vor allem getrockneter Kot des Tieres ist gefährlich, denn er kann über die Atemluft vom Menschen aufgenommen werden, zum Beispiel bei der Säuberung eines Hühnerstalls. Geimpfte Tiere scheiden das Virus während der Krankheit zwar auch aus, jedoch in weitaus geringeren Mengen. Weil geimpfte Hühner aber nicht an der Infektion sterben, lässt sich in der Praxis nicht mehr sagen, ob ein Huhn das Virus in sich trägt. Diese Tiere dürfen also nicht verkauft und nicht exportiert werden. Da Geflügel in Asien ein wichtiges Nahrungsmittel sind, stehen einer breiten Impfkampagne auch wirtschaftliche Probleme entgegen. Ein weiterer Faktor ist, dass das Virus auf großflächiges Impfen seinerseits reagieren wird. Es dürfte sich langsam, aber sicher anpassen und verändern. Aus diesen Gründen lehnen einige Länder, Thailand etwa, Impfkampagnen ab.

    [Quelle: Martin Winkelheide]