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Kuba im Wandel
Stars and Stripes in Havanna

Manche Kubaner tragen T-Shirts mit dem Konterfei Obamas und bei den Kubanerinnen sind Leggings mit Stars and Stripes in diesem Frühjahr angesagt. Auch die Souvenirshops bereiten sich auf einen möglichen Ansturm amerikanischer Touristen vor, auch wenn die noch fehlen.

Von Henning von Loewis | 15.05.2015
    Ein Paar steht an einer Mauer und schaut auf das Meer.
    Stars & Stripes am Malecón (Deutschlandradio / Henning von Löwis)
    Spurensuche in Havanna. Vor dem Denkmal von Simon Bolivar eine Touristengruppe. Das könnten Amerikaner sein.
    Fehlanzeige. Kanadier, wie meistens.
    Vielleicht würden sie ja schon bald kommen, meint Fremdenführer Carlos. Hofft er, dass sie kommen?
    "Ich denke ja. Jetzt würden die meisten Besucher aus den USA Verwandte besuchen, oder sie kämen im Rahmen von Bildungsreisen, des sogenannten Programmes 'People to People'."
    Und normale Touristenreisen?
    "Touristenreisen seien immer noch nicht erlaubt. Im Kongress in Washington würde man über die Sache reden."
    Ja, sehr populär, sehr geschätzt von den Kubanern sei der Wandel in der amerikanischen Kuba-Politik, bemerkt Carlos, und fügt hinzu, Obama sei ein mutiger Mann.
    Manche Kubaner spazieren mit einem T-Shirt mit dem Konterfei von Obama durch die Straßen von Havanna – und niemand hält sie an oder auf. Und bei den Kubanerinnen stehen Leggins mit Stars and Stripes in diesem Frühjahr hoch im Kurs.
    Ein Kubaner mit einem Obama-T-Shirt.
    Ein Kubaner mit einem Obama-T-Shirt. (Deutschlandradio / Henning von Löwis)
    Die Souvenirhändler in der Geschäfts- und Flaniermeile Obispo bereiten sich schon vor auf einen möglichen Ansturm amerikanischer Touristen. Kaum einer, der nicht Modelle von US-Oldtimern anbietet – zu haben in bemaltem Ton oder edlem Holz. Und einige haben sogar Baseball-Caps mit den Initialen von Coca-Cola im Angebot. Und das im werbefreien, sozialistischen Kuba!
    Frühjahrsputz in Havanna
    Unterdessen wird das vom Zahn der Zeit kräftig mitgenommene Havanna überall auf Vordermann gebracht. Unter Federführung von Stadthistoriker Eusebio Leal Spengler verwandeln sich Ruinen an der Uferpromenade Malecón wieder in ansehnliche Häuser, Geschäfte oder Hotels. Havannas Hafenviertel wird völlig umgestaltet. Das Prestigeprojekt des Stadthistorikers ist El Capitolio – eine fast originalgetreue Kopie des Kapitols in Washington. Dort, wo sich jetzt eine Riesenbaustelle befindet, soll nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten – wie in vorrevolutionärer Zeit - die kubanische Nationalversammlung tagen.
    Warum misst der Stadthistoriker gerade dem Kapitol eine so große Bedeutung bei. Leal Spengler gegenüber dem Deutschlandfunk:
    "Das ist deswegen so wichtig, weil das Kapitol das Symbol der kubanischen Nation ist. Deshalb ist seine Restaurierung, auch mithilfe deutscher Fachleute, eine außerordentlich verdienstvolle Unternehmung – in architektonischer, historischer und politischer Hinsicht."
    Und was hält der Stadthistoriker von der neuen Tuchfühlung zwischen Washington und Havanna?
    Das sei nun wirklich kein Thema, zu dem er etwas zu sagen habe. Er sei Restaurator.
    Urlaub mit Sondergenehmigung
    Spurensuche in Havanna. Stadtführerin Liliana erläutert einer Gruppe älterer Herrschaften, dass der Erdnussverkäufer vier Päckchen Erdnüsse für einen CUC, also einen Dollar, verkaufe.
    Kanadier oder Amerikaner?
    Endlich! Die ersten Amerikaner! Rentner Bill aus Minnesota hat mit seiner Frau 42 Länder besucht, einige Jahre in Südamerika gelebt und ist jetzt zum ersten Mal auf Kuba. Nicht als Tourist – sondern als Kulturreisender mit Sondergenehmigung der US-Behörden.
    Ist er einverstanden mit Obamas Kurskorrektur in der Kuba-Politik?
    Ja, gewiss! Aber er hoffe, dass nicht zu viele reiche Amerikaner nach Kuba kämen und hier die Kultur negativ beeinflussen würden, dass nicht zu viele US-Firmen sich hier niederließen.
    Kanadier oder Amerikaner - Ernesto Iznaga Coldwell freut sich über jeden Gast, der Sloppy Joe's Bar aufsucht – die mithilfe des Stadthistorikers aus Ruinen auferstanden ist und sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht hat als Havannas Top-Adresse für Cocktails und mehr.
    "Natürlich bin ich froh über den Dialog zwischen Kuba und den USA. Davon profitiert schließlich auch die Bar. Da wird ein Kapitel Geschichte fortgeschrieben. Von Anfang an ist Sloppy Joe's Bar ja von vielen amerikanischen Gästen besucht worden. Jetzt bietet sich die Chance an diese Tradition anzuknüpfen und wieder viele Amerikaner zu begrüßen. Das kommt der Bar sehr zu gute.
    Die Amerikaner kämen auf unterschiedliche Weise nach Kuba – als Einzelreisende oder in Gruppen, aber sie besuchten die Bar.
    Fidel Castro habe doch geäußert, man könne den Amerikanern nicht vertrauen.
    Ernesto Iznaga schüttelt mit dem Kopf.
    "Ja, das war früher. Heute verändert sich vieles in Kuba. Und auf beiden Seiten möchte man respektvoll miteinander umgehen. Und wenn die Dinge so weiter laufen wie zur Zeit, so glaube ich, dann können Kuba und die USA wie Freunde und Nachbarn zusammenleben."