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Kuba
USA weisen 15 kubanische Diplomaten aus

Die US-Regierung hat 15 kubanische Botschaftsmitarbeiter aus den USA gewiesen. Es ist eine Reaktion auf mysteriöse Erkrankungen von Mitarbeitern der US-Botschaft in Havanna aus dem vergangenen Jahr. Kuba wies jede Verantwortung zurück.

Von Anne-Katrin Mellmann | 04.10.2017
    Eine kubanische Fahne weht vor der US-Botschaft in Havanna, Kuba. Im Hintergrund ist das Meer zu sehen.
    Eine kubanische Fahne weht vor der US-Botschaft in Havanna, Kuba (AFP / Yamil Lage)
    Das FBI ermittelt noch, aber die US-Regierung trifft schon ihre Entscheidung: Der Schritt, 15 kubanische Botschaftsmitarbeiter aus den USA auszuweisen, sei ganz offensichtlich politisch motiviert, wirft der sichtlich verärgerte kubanische Außenminister Bruno Rodriguez der US-Regierung vor. Die Entscheidung nütze nur denjenigen, die den Annäherungsprozess zwischen beiden Ländern verhindern wollen:
    "Unser Außenministerium bittet die kompetenten Stellen der US-Regierung ausdrücklich, diese Angelegenheit nicht weiter zu politisieren, damit keine unerwünschte Eskalation eintritt.
    Was Rodriguez "Angelegenheit" nennt, sind mysteriöse Zwischenfälle aus dem vergangenen Jahr, über die es bislang keinerlei Ermittlungsergebnisse gibt. Mehrere Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna waren in die Heimat zurückgekehrt, weil sie plötzlich gesundheitliche Probleme bekommen hatten: Schwindel, Kopfschmerzen, Verlust des Hörvermögens. Viele Spekulationen entstanden: Könnten Schallattacken dahinter stecken, aber wenn ja, von wem, wer hat ein Motiv?
    Kubanische Seite nennt Ausweiseung ungerechtfertigt
    Kuba wies sofort jede Verantwortung zurück und bemühte sich um Aufklärung. Doch hätten kubanische Ermittler nicht einmal mit den Betroffenen sprechen oder ihre Wohnungen aufsuchen können, klagte Außenminister Rodriguez. Die US-Seite habe das abgelehnt. Wenn die US-Regierung herausfinden wolle, was hinter den gesundheitlichen Problemen ihrer Botschaftsmitarbeiter steckt, habe das kubanische Botschaftspersonal in Washington damit doch nichts zu tun, so Rodriguez. Die Ausweisung sei ungerechtfertigt.
    "Unser Außenministerium protestiert energisch gegen diesen Schritt. Die Entscheidung ist unbegründet und inakzeptabel. Das gilt auch für den Vorwand, mit dem die Entscheidung gerechtfertigt wird: Kuba habe nicht alles getan, um die Zwischenfälle zu verhindern."
    Zwischenfälle – seien es im Washingtoner Sprachgebrauch auch immer gewesen. Aber jetzt sei plötzlich von Attacken die Rede, so Kubas Außenminister. Attacken, die an Agentenfilme aus der Zeit des Kalten Krieges erinnern, an eine Zeit, in der die USA und Kuba Erzfeinde waren. Der frühere US-Präsident Obama und sein Amtskollege Raúl Castro beendeten die Eiszeit Ende 2014. Das weckte Hoffnungen für Millionen von Kubanern. Mehr Austausch zwischen beiden Ländern versprach mehr Kontakt zwischen getrennten Familien. Außerdem erhofften sich die Kubaner von der Annäherung endlich wirtschaftlichen Aufschwung – durch US-Touristen, die Dollars ins Land bringen. Aber die werden jetzt von ihrer Regierung vor Kuba-Reisen gewarnt.