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Kubas langjähriger Präsident
Trauer und Freude über den Tod Fidel Castros

Der Tod Fidel Castros hat weltweit unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte ihn als "herausragenden Staatsmann". In Miami im US-Bundesstaat Florida bejubelten Exilkubaner den Tod des ehemaligen kubanischen Staatsoberhaupts.

26.11.2016
    Ein Mann legt vor der kubanischen Botschaft in Moskau Blumen nieder.
    Ein Mann legt vor der kubanischen Botschaft in Moskau Blumen nieder. (imago stock&people)
    In einem vom Kreml zitierten Telegramm an Raúl Castro, den Bruder des Verstorbenen, hieß es: "Fidel Castro war ein aufrichtiger und verlässlicher Freund Russlands." Der Name dieses "herausragenden Staatsmannes" werde zu Recht als "Symbol einer Ära in der modernen Weltgeschichte" angesehen. Vor der kubanischen Botschaft in Moskau legten Menschen Blumen nieder.
    Obama: "Wir reichen Kuba freundschaftlich die Hand"
    Auch der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, äußerte sich. Er erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, Castro habe der "härtesten Blockade" der USA widerstanden und sein Land "gestärkt". Ungeachtet des auf ihn ausgeübten "enormen Drucks" habe er Kuba auf den "Weg der unabhängigen Entwicklung" geführt. Er werde stets als "großer Politiker" in Erinnerung bleiben, der "in der Geschichte der Menschheit eine tiefe Spur" hinterlassen habe. Zudem habe Castro sich das Scheitern der Reformen in der Sowjetunion, der Perestroika, sehr zu Herzen genommen. "Wir sind gute Freunde geworden und sind es immer geblieben", sagte der 85-Jährige der Agentur Tass zufolge.
    US-Präsident Barack Obama sprach der Familie Castros sein Beileid aus. "Wir reichen dem kubanischen Volk freundschaftlich die Hand," sagte er. Die Geschichte werde zeigen, wie der Einfluss Castros zu bewerten sei, "aber wir haben hart gearbeitet, um die Vergangenheit hinter uns zu lassen."
    Würdigung aus Europa
    Auch die Spitzen der EU würdigten Fidel Castro: "Er war ein entschlossener Mann und eine historische Gestalt. Er stirbt in Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten. Und großer Veränderungen in seinem Land," sagte EU-Außenbeauftrage Federica Mogherini. Die EU wolle weiter eng mit Kuba zusammenarbeiten. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte: "Fidel Castro war eine der historischen Gestalten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution. Mit dem Tod Fidel Castros hat die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held war." Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, schrieb bei Twitter: "Fidel Castro hat Kuba, Lateinamerika und die Weltpolitik geprägt. Ein Kapitel der Geschichte schließt sich. Die EU schaut gemeinsam mit dem kubanischen Volk in die Zukunft."
    Frankreichs Staatspräsident François Hollande würdigte Castro als "eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts". Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, erklärte er. Castro gehöre als Akteur des Kalten Krieges zu einer Epoche, die mit dem Zusammenbruch der damaligen Sowjetunion geendet habe. Frankreich habe die Verletzung von Menschenrechten angeprangert, sich aber immer gegen das US-Embargo gegen Kuba ausgesprochen. Deswegen habe Paris den neuen Dialog zwischen den beiden Ländern begrüßt. Auch der spanische Regierungschef Mariano Rajoy nannte Castro eine "Figur von historischer Bedeutung".
    Kipping: "Eine große Stimme der Unabhängigkeit"
    Aus Deutschland meldeten sich vor allem Politiker der Linkspartei zu Wort:
    Maduro: "Erbe Castros fortsetzen"
    Lob und Würdigung kamen auch aus Indien, Mexiko und Venezuela. Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro rief dazu auf, Castros "Erbe fortzusetzen". "Alle Revolutionäre" müssten die von ihm hinterlassene "Fackel der Unabhängigkeit und des Sozialismus" weitertragen, schrieb Maduro im auf Twitter. Auch Indiens Präsident äußerte sich dort:
    Mexikos Präsident Peña Nieto würdigte Castros Einsatz für die bilateralen Beziehungen zwischen Mexiko und Kuba. Auch er bezeichnete ihn als einen Freund:
    Exilkubaner feiern Todesnachricht
    Unter den Exilkubanern weltweit sorgte die Nachricht vom Tode Castros überwiegend für Freude. In Miami zogen sie mit Flaggen und hupenden Autos durch die Straßen. Ein 40-jähriger Exilkubaner sagte der Nachrichtenagentur AFP, Castros Tod erscheine "unwirklich". So lange habe man darauf gewartet und jetzt sei es plötzlich geschehen. Seine Eltern seien wie viele andere Kubaner nach dem politischen Umsturz auf Kuba 1959 und dem sich etablierenden sozialistischen System unter Castro geflohen. Andere Landsmänner trauerten: "Es ist eine Tragödie", sagte ein 22-jähriger Kubaner. "Wir sind alle mit ihm aufgewachsen. Ich fühle mich richtig verletzt durch die Nachricht."
    Exilkubaner in Miami bejubeln den Tod Fidel Castros.
    Exilkubaner in Miami bejubelten am Abend den Tod Fidel Castros. (AFP)
    Ein Sprecher der in Spanien ansässigen "Plattform Kuba Demokratie Sofort" sagte der Nachrichtenagentur efe, man habe die Nachricht mit "tiefer Freude" aufgenommen. Die Organisation rief zu einer Feierkundgebung vor der kubanischen Botschaft in Madrid auf. "Man kann wegen des Todes eines Diktators nicht traurig sein, das ist ein großer Moment für Kuba", so der Sprecher. Castro habe Oppositionelle verhaften und erschießen lassen. Nun sei in Kuba ein friedlicher Übergang zur Demokratie möglich.
    (cvo/am)